Wo es in Spenge ein Hochwasserrisiko gibt

Spenge. Überflutete Straßen, eingestürzte Häuser, kleine Flüsse, die zu reißenden Strömen werden: Die Flutkatastrophe in Teilen von NRW und Rheinland-Pfalz hat Menschenleben gefordert und verheerende Schäden angerichtet. Aber kann so etwas auch bei uns passieren? Welche Gebiete sind in Spenge potenziell hochwassergefährdet? Welche Möglichkeiten hat die Stadt, sich gegen eine solche Katastrophe zu schützen? Und was können - und sollten - die Bürger selbst tun, um ihr Hab und Gut zu sichern? Ein Gespräch mit Bürgermeister Bernd Dumcke über Risiken und Möglichkeiten. Hier gibt es in Spenge ein Hochwasserrisiko In der Stadt Spenge gebe es nur ein Gebiet, für das das Umweltministerium NRW ein Hochwasserrisiko ausgemacht habe, sagt Dumcke: Das sei das Gebiet rund ums Hücker Moor. "Das liegt relativ tief und in der Nähe der Else." Das Ministerium habe diese Zone in der "Hochwasserrisikomanagementplanung NRW" markiert. In anderen Teilen Spenges sei vom Land indes kein Risiko ermittelt worden - was allerdings nicht bedeute, dass es das nicht gebe, betont Dumcke. Die "Alte Mühle" an der Bussche-Münch-Straße zum Beispiel liege an einem ganz tiefen Punkt. Direkt daneben fließe der Mühlenbach. "Darum gibt es da immer ein Risiko - das wird man nicht wegbekommen." Gleiches gelte in der Fortsetzung für das Freibad. Auch das Klärwerk sei gefährdet, weil es am tiefsten Punkt liege. "Das werden wir nicht verhindern können" Dass es zu Überschwemmungen komme, könne auch in Zukunft passieren. "Das werden wir nicht verhindern können." Denn wenn die Wassermengen zu groß seien, könne die Kanalisation sie irgendwann nicht mehr fassen. Und das Kanalsystem so ausbauen und dimensionieren - "das werden wir nicht hinbekommen". Sich gegen Hochwasser und Überschwemmungen zu schützen, da habe die Stadt "nur sehr begrenzte Möglichkeiten", sagt der Bürgermeister und nennt Beispiele: "Wo wir Stück für Stück dran sind, ist, Renaturierungsmaßnahmen an Bächen voranzutreiben - damit die sich mehr ausbreiten können." Wenn neue Flächen bebaut würden, würden außerdem Regenrückhaltesysteme mit angelegt. "Das ist mehr in den Fokus gerückt." An der Stiegelpotte zum Beispiel sei noch nachträglich ein Regenrückhaltebecken eingebaut worden. Auch neben dem neuen Retentionsfilter an der Neuenkirchener Straße sei nachgelagert ein weiteres Rückhaltesystem eingezogen worden. Aber auch solche Auffangbecken seien "irgendwann voll". Dass es versiegelte öffentliche Flächen in der Stadt gibt - Parkplätze zum Beispiel oder Zuwegungen - die durchlässiger gestaltet werden könnten, damit Wasser im Falle eines Starkregens hier besser abfließen kann, sieht Dumcke nicht. Außerdem seien bei solchen Regen-Ereignissen auch unversiegelte Flächen relativ schnell vollgelaufen. Dann fließe das Wasser oberflächlich ab, lande in der Kanalisation oder in den Bächen - die wiederum über die Ufer träten. Was die Bürger tun können Um sich gegen Hochwasser zu schützen, hätten aber auch die Bürger selbst Möglichkeiten. "Wenn man für sich selbst etwas tun will, sollte man eine Rückstausicherung in sein Haus einbauen", sagt Dumcke. Auch wenn das sogar in der Entwässerungssatzung vorgeschrieben sei, gebe es immer noch Häuser, in denen es ein solches Sicherungssystem nicht gebe. Dabei könne man damit das Schadensrisiko reduzieren. "Wenn die Kanalisation vollgelaufen ist, kann sich das Wasser in die Häuser zurückstauen." Wenn man eine Rückstausicherung habe, könne das nicht passieren. Der Bürgermeister rät den Bürgern außerdem, sich das eigene Grundstück genau anzuschauen - und herauszufinden, wo das Wasser hinfließt, wenn es über das normale Entwässerungssystem nicht mehr abtransportiert werden kann. Wenn das Wasser dann zum Beispiel genau auf einen Kellerschacht zulaufe, sollte man den besonders sichern, sagt Dumcke. Thema in die Politik einbringen Das Thema Hochwasser/Überschwemmung will Dumcke jetzt auch noch einmal in die Politik einbringen. Sie hätten schon einmal vor einigen Jahren überlegt, "ob wir eine detaillierte Betrachtung vornehmen, wo es ein Risiko der Überschwemmung gibt". Einen entsprechenden Plan, müsste allerdings ein externes Büro aufstellen. "Das können wir nicht selber." Damals sei das aber von der Politik verworfen worden, weil das Risiko für Spenge so nicht gesehen worden sei, erklärt Dumcke. In der bundesweiten Diskussion ist seit der Flutkatastrophe auch, ob man nicht wieder stationäre Sirenen in den Kommunen installiert, um die Bevölkerung im Fall der Fälle besser warnen zu können. Vielerorts wurden die vor Jahrzehnten abgebaut - auch in Spenge. Sind Sirenen sinnvoll? Stationäre Sirenen machten nur Sinn, wenn sie flächendeckend vom Land aus - "meinetwegen sogar bundesweit" - installiert würden. Dann aber auch mit entsprechender Aufklärung der Bevölkerung, wie sie sich zu verhalten habe, wenn die Sirenen losgehen, betont der Bürgermeister. Auch die Kosten müssten vom Land beziehungsweise dem Bund getragen werden. Dass es in Spenge zu einer Katastrophe wie im Ahrtal kommen könnte, davon geht Dumcke nicht aus. "Wir haben zwar kleine Flüsschen - ja. Aber nicht in einer tiefen Tallage, wo die Wassermengen in einem engen Kanal geführt werden." Gegen ein solches Naturereignis könne allerdings ohnehin keine Kommune etwas tun. "Das ist ein Irrglaube."

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