Das Leben mit der Angst: Wenn das Wasser ständig im Keller steht

Enger. &bdquo;Ich dachte, ich kriege gleich einen Herzinfarkt“, sagt Karina Dümpelmann. &bdquo;Das Wasser stand bis zur Einfahrt.“ Schnell habe ihr Sohn noch die Autos weggefahren. Auch wenn jetzt schon seit Wochen die Sonne scheint - in den vergangenen Jahren haben Starkregen-Ereignisse die Stadt Enger mehrfach heimgesucht. Im vergangenen Jahr sogar im Abstand weniger Wochen zweimal. Dümpelmann ist eine der Anwohnerinnen, die immer wieder von dem entstehenden Hochwasser betroffen ist. Damit ist sie in Enger nicht alleine. Dümpelmanns Haus in der Opferfeldstraße taucht immer wieder in der Zeitung auf. Denn dort sind die Folgen von Starkregen meist am deutlichsten zu sehen. Auf Fotos der Feuerwehr vom Juli und August vergangenen Jahres ist zu sehen, wie die Opferfeldstraße unter dem Wasser verschwindet und wie es bis zu Dümpelmanns Hauseingang reicht. Auf Fotos, die Dümpelmann der Redaktion zur Verfügung stellt, ist der Schaden aus einer persönlicheren Sicht zu sehen: Eine Kellertür, von der vor lauter Wasser nur noch die Hälfte zu sehen ist. Autos, die bis zu den Reifen im Wasser stehen. Schlamm, der ins Haus gespült wurde. Bis zu 1,20 Meter Wasser im Keller Beim Starkregen 2021 hätte das Wasser bis zu 1,20 Meter hoch im Keller gestanden, berichtet Dümpelmann. &bdquo;Es wird immer schlimmer“, sagt sie. &bdquo;Wir saufen regelmäßig ab“, sagt auch ein Unternehmer, dessen Firma in der Nähe liegt. Auch bei ihm läuft das Wasser in die Halle. Seine Waren muss er erhöht lagern. Im Anschluss an Hochwasser müssten zwei Arbeitskräfte fast einen Tag lang mit einem Industriereiniger die Folgen beseitigen. Das sei anstrengend und &bdquo;extrem nervig“, sagt Dieckmann. Andere Häuser in der Opferfeldstraße haben dagegen gar keine Probleme. Das Problem ist die Lage der betroffenen Häuser. Das Wasser sammelt sich vor allem an der Kreuzung mit der Bünder Straße. Die Stelle ist tiefer gelegen und das Wasser kommt aus mehreren Richtungen. Einmal fließt es die Opferfeldstraße herunter, einmal kommt es von der Bünder Straße und zum Teil kommt es von Grünflächen vom Friedhof Enger-Mitte. Das belegen auch die Starkregenhinweiskarte des Bundesamts für Kartografie und Geodäsie und die Gefahrenkarte für Starkregenereignisse der Wirtschaftsbetriebe der Stadt Enger. 2024 wurde die Stadt Enger innerhalb von drei Wochen zweimal von einem Starkregenereignis getroffen. Ende Juli musste die Feuerwehr zu 67 Einsätzen ausrücken, vor allem wegen vollgelaufener Keller. Die Widukindstadt war damals im Kreis Herford am stärksten betroffen. Mitte August sorgte ein heftiges Unwetter dann wieder für 37 Einsätze der Feuerwehr Enger. Im Nachgang des Unwetters hat die NW mit zahlreichen Hausbesitzern gesprochen, die von dem Unwetter betroffen waren. Mehrere von ihnen berichten Ähnliches wie Dümpelmann: Dass die Probleme in den vergangenen Jahren stark zugenommen haben. Zum Teil haben sie hohe Schäden zu beklagen, zum Teil mussten sie viel Geld ausgeben, um ihre Häuser und Keller besser gegen mögliches Hochwasser abzusichern. Mehrere von ihnen wollen anonym bleiben. &bdquo;Bei jeder dunklen Wolke bin ich in Panik“ Doch nicht nur die Schäden am Haus beschäftigen die Betroffenen, weiß Maik Menke, Bausachverständiger aus Paderborn, der auch bei zahlreichen Hochwassern - wie zum Beispiel im Ahrtal - im Einsatz war. Die Betroffenen hätten auch mit den psychischen Folgen zu kämpfen. &bdquo;Man kann nicht mehr drei Wochen wegfahren, ohne Angst zu haben“, sagt Menke. &bdquo;Bei jeder dunklen Wolke bin ich in Panik“, sagt Dümpelmann. Dümpelmann hat schon mehrere Vorsichtsmaßnahmen an ihrem Haus ergriffen. So hat sie Sandsäcke im und vorm Keller, erklärt sie. Die Kellerfenster selbst würde sie bei Gefahr mit einer abnehmbaren Bretterverkleidung verstärken. Bis zum Starkregen in 2021 habe sie auch vor dem Kellerfenster eine steinerne Umrandung aufgebaut, um zu verhindern, dass das Wasser in den Fensterschacht eindringt. Diese sei jedoch weggespült worden. Selbst will sie diese nicht wieder aufbauen. Sie sieht die Stadt in der Verantwortung, Bürger finanziell beim Absichern ihrer Häuser zu unterstützen. Sie selbst habe schon viel investiert, um ihr Haus sicherer zu machen. Lesen Sie auch: Experte aus Enger gibt Tipps: So macht man sein Haus überflutungssicher Das Recht ist in diesem Fall aber auf der Seite der Stadt. So sind Hauseigentümer laut Bundesgesetz &bdquo;im Rahmen des ihr Möglichen und Zumutbaren verpflichtet, geeignete Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor nachteiligen Hochwasserfolgen und zur Schadensminderung zu treffen.“ Darauf verweist auch Guido Strathmann, Leiter der Wirtschaftsbetriebe der Stadt Enger. Der Einbau eines wasserdichten Kellerfensters, einer Rückstausicherung oder die Absicherung mittels Flutschotts seien zumutbare Maßnahmen. Stadt rät zu Rückstausicherung Die Stadt selbst könne auch nur bedingt bei größeren Starkregenereignissen gegensteuern, erklärt Strathmann. Die Kanalisation sei mindestens auf sogenannte einjährige Regenereignisse ausgelegt. Damit seien Regen von einer Stärke gemeint, die mit einer Wahrscheinlichkeit von einem Jahr wiederkommen. Außergewöhnliche Starkregenereignisse wie 2021 oder 2024 haben zumindest theoretisch eine deutlich geringere Wahrscheinlichkeit. &bdquo;Bei diesen Ereignissen wird daher in Kauf genommen, dass die öffentliche, aber auch die private Kanalisation überlastet ist. Dann gilt es, das Wasser oberflächlich abzuleiten und Schutzvorkehrungen vor Überflutungen zu treffen“, sagt Strathmann. Doch: &bdquo;Die Intensität der Niederschläge nimmt zu.“ Die Zunahme solcher Extremwetterereignisse ist auch eine Folge des Klimawandels. &bdquo;Es gibt in Enger, wie in jeder Stadt, einfach Stellen, die besonders gefährdet sind, überflutet zu werden“, sagt Strathmann. Die Einfahrt zur Opferfeldstraße ist zweifellos so eine Stelle. Einfache Möglichkeiten gebe es nicht, die Situation zu entschärfen. Die Kanalisation in der Opferfeldstraße könnte nicht vergrößert werden, weil sie dann zu groß für die weiter unterhalb liegenden Kanäle wäre. Denkbar wäre langfristig, die Bünder Straße abzusenken. &bdquo;Dann müssten andere Straßen aber auch tiefer gelegt werden“, sagt Strathmann. Wenn an der Bünder Straße wieder größere Arbeiten anständen, würde die Verwaltung das &bdquo;im Hinterkopf“ behalten. &bdquo;Ohne notwendige Straßenbauarbeiten ist solch eine Maßnahme aber unverhältnismäßig“, sagt Strathmann. Generell rät die Stadt Enger betroffenen Bürgern mindestens zu einer Rückstausicherung. Wer sich darüber informieren will oder prüfen möchte, ob das eigene Haus auch in einem Gefahrenbereich liegt, findet auf www.enger.de/Rathaus/Dienststellen/Wirtschaftsbetriebe-Stadt-Enger/Schutz-gegen-Starkregen/ weitere Informationen. Im Zweifel bieten die Wirtschaftsbetriebe der Stadt Enger auch eine kostenlose, individuelle Beratung vor Ort an. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford Video zum Thema:

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