Spenge. „Tradition ist eine Laterne, der Dumme hält sich an ihr fest, dem Klugen leuchtet sie den Weg." Dieses Zitat von George Bernard Shaw verbindet Mechthild Burk mit der aktuellen Situation in der katholischen Kirche, die Frauen von höheren Ämtern ausschließt. Die geistliche Begleiterin der Frauengemeinschaft in der Spenger Gemeinde St. Josef und Mitglied des Bundesvorstands in der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) kämpft dafür, dass das anders wird. Abschluss einer einwöchigen Unterschriftenaktion war am Sonntag eine Menschenkette mit Gebet nach der heiligen Messe.
Denn der einzige Grund, aus dem Frauen keine höheren Ämter bekleideten, sei die Tradition, sagt Mechthild Burk. Es gebe Gemeindereferentinnen oder Pastoralreferentinnen, aber eben keine Priesterinnen, obwohl viele Frauen sich berufen fühlten; keine weiblichen Bischöfe oder Kardinäle oder gar eine Päpstin. Diese Ämter seien alle an die Priesterweihe gebunden und Frauen nicht zugänglich. Zwar könne man Theologie studieren, dann jedoch eine Professur zu bekommen, sei aber schwierig.
Umgang mit den Missbrauchsfällen hätte anders laufen können
Dies alles soll sich ändern. Auslöser für die kfd, Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche zu fordern, also eine Kirche, in der Frauen Zugang zu allen Weiheämtern haben und zur Hälfte an allen Entscheidungen beteiligt sind, war die Missbrauchsstudie im vergangenen Herbst gewesen. Mit mehr Frauen in wichtigen Ämtern wäre auch der Umgang mit den Missbrauchsfällen anders gelaufen, sagt Mechthild Burk.
In Spenge startete in der vergangenen Woche am Montag eine Unterschriftenaktion für die Geschlechtergerechtigkeit in der katholischen Kirche, an jedem Tag der Woche waren die Frauen auf einem anderen Platz in der Stadt vertreten. Insgesamt 280 Unterschriften haben sie dabei gesammelt. Zum gemeinsamen Gebet an der Kirche waren alle diese Unterstützer eingeladen, zu denen auch Männer und Nichtkatholiken gehören: Rund 90 Menschen beteiligten sich an der Menschenkette, hielten sich an den Händen und beteten.
Es gibt auch Frauen in der Gemeinde, die das Anliegen nicht unterstützen
„Ich freue mich, dass so viele Menschen uns positiv unterstützen, das ist ein großer Erfolg", sagt Mechthild Burk. Dennoch musste sie es auch erleben, dass Frauen aus der Gemeinde das Anliegen nicht unterstützen. Die kfd hat aber auch bundesweit tausende Unterschriften gesammelt, allein 32.000 kamen in sechs Wochen nach dem Aktionsstart zusammen.