Sohn übernimmt Arztpraxis in Rödinghausen von seinem Vater

Rödinghausen. Die medizinische Versorgung auf dem Land wird seit Jahrzehnten zunehmend zur Herausforderung, denn immer weniger Ärztinnen und Ärzte wollen auf dem Land arbeiten und ziehen einer Praxis im Dorf das Arbeiten in einer Stadt vor. Kommunen haben sich mit speziellen Förderprogrammen etwas einfallen lassen. Besonders Ärztinnen und Ärzte, die ihre Praxis aus Altersgründen aufgeben, finden oft keine Nachfolger. Drei Hausarzt-Praxen gibt es in der Gemeinde Rödinghausen – eine davon bleibt jetzt in der Familie. Christian Maschmann hat am 1. April die Praxis von seinem Vater Ernst-Friedrich Maschmann übernommen. Der Kreis Herford förderte den Entschluss mit 25.000 Euro für die Praxis. Hintergrund ist die Niederlassungsförderung, mit der der Kreis Herford seit 2019 Niederlassungen oder Anstellungen in der ambulanten Versorgung unterstützt. Mehr zum Thema: In OWL ist der Ärztemangel besonders heftig 31 solcher Förderungen wurden kreisweit bereits ausgezahlt. Im Zusammenspiel mit weiteren Fördermaßnahmen hat das Wirkung gezeigt, heißt es aus der Kreisverwaltung &bdquo;Wir haben das erreicht, was wir mit Beschluss des Maßnahmenpaketes zur Stärkung der ärztlichen Versorgung im Kreis Herford bewirken wollten: Was die hausärztliche Versorgung angeht, gilt im Kreis Herford aktuell keine Kommune mehr als unterversorgt“, so Landrat Müller, der die Praxis, Bünder Straße 55, in Schwenningdorf jetzt gemeinsam mit Bürgermeister Siegfried Lux und Marius Tönsmann vom Kreis-Gesundheitsamt besucht hat. &bdquo;Uns berichten viele Ärztinnen und Ärzte, dass unsere Förderung maßgeblich dafür war, sich im Kreis Herford zeitnah niederzulassen“, betont Marius Tönsmann, der die Fördermaßnahmen des Kreises in Bezug auf die ärztliche Versorgung koordiniert. Lesen Sie auch: 75-jähriger Arzt hilft in ganz Deutschland aus Wofür das Fördergeld eingesetzt werden soll Auch in der Praxis von Mediziner Christian Maschmann finden die Fördergelder eine sinnvolle Verwendung: &bdquo;Das Gebäude ist sanierungsbedürftig, darüber hinaus möchten wir neue medizinische Geräte anschaffen“, erklärt der neue Praxisinhaber. Die Entscheidung, die Praxis von seinem Vater zu übernehmen, fällte Christian Maschmann aber schon deutlich vor der Förderung des Kreises. Das freut auch Vater Ernst-Friedrich: &bdquo;Die Praxis bleibt in Familienhand. Das gibt mir natürlich ein gutes Gefühl“, so der 73-Jährige. Ernst-Friedrich Maschmann gründete die Praxis 1987. Damals war in den Räumen noch die Kleiderfabrik seines Schwiegervaters ansässig. Sechs Jahre nach der Praxiseröffnung bekam Maschmann Unterstützung von Mediziner Jürgen Höke. Bis zuletzt haben die beiden die Praxis gemeinsam geführt. Jürgen Höke wird auch weiterhin in der Praxis bleiben. Und auch Ernst-Friedrich Maschmann wird sich nicht gänzlich zurückziehen. &bdquo;Von 100 auf 0 zu gehen, ist meistens nicht gut. Ich reduziere meine Stundenzahl, werde aber auch zukünftig noch praktizieren“, sagt Ernst-Friedrich Maschmann. Sein Sohn Christian ist seit Frühjahr 2024 in der Rödinghauser Praxis tätig. Im November 2024 schloss er seine Facharzt-Weiterbildung erfolgreich ab, sodass im April 2025 die offizielle Übergabe erfolgen konnte. Zuvor arbeitete der frisch gebackene Familienvater fünf Jahre lang in München – sowohl in der Klinik als auch in der ambulanten Versorgung. Lesen Sie auch: Blockieren Privatpatienten Arzttermine? Wichtige Erfahrungen für den Allgemeinmediziner: &bdquo;Als Hausarzt habe ich zu meinen Patienten ein besonderes Vertrauensverhältnis. Der Kontakt und der Austausch sind sehr intensiv. Ich begleite die Menschen über viele Jahre. Das ist mit einem Klinik-Alltag überhaupt nicht zu vergleichen“, so Christian Maschmann. Was hinter dem Förderprogramm für Hausärzte steckt Bürgermeister Siegfried Lux freut sich, dass der Praxis-Standort an der Bünder Straße langfristig gesichert ist: &bdquo;Für die hausärztliche Versorgung der Bürgerinnen und Bürger in Rödinghausen und Umgebung ist das ganz entscheidend. Genauso entscheidend ist für mich der persönliche Austausch mit unseren Ärztinnen und Ärzten vor Ort. Im Gespräch ergeben sich immer wieder Punkte, die wir gemeinsam diskutieren und im Sinne einer guten Versorgung für die Menschen verbessern können“, so Lux. Auch interessant: Terminärger bei Fachärzten - Urologin hadert mit dem System 2019 beschloss der Kreistag das &bdquo;Maßnahmenpaket zur Stärkung der ärztlichen Versorgung im Kreis Herford“. Inbegriffen ist unter anderem die besagte Niederlassungsförderung. 31 solcher Förderungen wurden bereits ausgezahlt. Sie verteilen sich wie folgt: 15 Förderungen gingen nach Herford, sechs nach Vlotho, je viermal Kirchlengern und Löhne und je einmal Hiddenhausen und Rödinghausen. Dazu hat der Kreis Herford gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) das Hausarzt-Programm &bdquo;Mit Praxis zur Praxis“ an den Start gebracht, dass es Ärztinnen und Ärzten mit entsprechender Voraussetzung ermöglicht, Erfahrungen in der ambulanten Versorgung zu sammeln und den Berufseinstieg in die vertragsärztliche Versorgung vorzubereiten, heißt es vom Kreis Herford. Von den bisherigen acht Absolventen sind sieben in der Versorgung im Kreis Herford gelandet. Das Programm wurde jüngst in novellierter Form auf den kinderärztlichen Bereich ausgeweitet. Darüber hinaus wurden bereits über 120 Förderungen für Medizinstudierende ausgezahlt, die praktische Abschnitte ihres Studiums (Blockpraktikum, Famulatur, Praktisches Jahr) im Kreis Herford absolvieren. Mehr zum Thema: Streit um Strafgebühr bei versäumten Arztterminen

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