Aufnahme neuer Patienten

Junge Ärztin verstärkt Bünder Praxis

Anne-Kathrin Böske ist seit Jüngstem angestellte Ärztin in einer Hausarztpraxis in Ennigloh. Dorthin verholfen hat ihr ein Förderprogramm vom Kreis Herford und der KVWL.

Landrat Jürgen Müller (l.) und Marius Tönsmann vom Kreis-Gesundheitsamt (r.) besuchten jüngst die Praxis von Karl-Heinz Wendlandt, um sich mit ihm und Anne-Kathrin Böske über die Erfahrungen mit dem Hausarzt-Programm auszutauschen. | © Kreis Herford

04.03.2025 | 04.03.2025, 19:00

Bünde (nw/slb). Das Ärzteteam in Bünde wächst: Seit dem 1. Dezember verstärkt Anne-Kathrin Böske als angestellte Ärztin die Hausarztpraxis von Karl-Heinz Wendlandt im Gesundheitscentrum in Bünde-Ennigloh. Das teilt der Kreis Herford nun in einer Pressemitteilung mit.

Sie praktiziert in der Praxis schon seit Sommer 2024. Denn die 37-Jährige ist Absolventin des Programms „Mit Praxis zur Praxis“, das der Kreis im Jahr 2022 gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) ins Leben gerufen hat. Landrat Jürgen Müller und Marius Tönsmann vom Kreis-Gesundheitsamt besuchten Wendlandt und Böske in der Bünder Praxis, um sich mit den beiden über die jüngsten Erfahrungen auszutauschen.

Das Förderprogramm „Mit Praxis zur Praxis“ ermöglicht es Ärztinnen und Ärzten, die alle Voraussetzungen für eine sofortige Tätigkeitsaufnahme als Hausarzt erfüllen, Erfahrungen in der ambulanten Versorgung zu sammeln und den Berufseinstieg in die vertragsärztliche Versorgung vorzubereiten.

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Sieben von acht Absolventen arbeiten im Kreis Herford

Während dieses Jahres arbeiten die Praxismacher für je sechs Monate in sogenannten „Mentorenpraxen“ und besuchen begleitend Seminare, die ihnen wichtige Kenntnisse hinsichtlich Abrechnung, Honorar und Telematikinfrastruktur vermitteln. Das Gehalt übernimmt die KVWL, die Lohnnebenkosten der Praxis erstattet der Kreis Herford.

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Von den acht bisherigen Absolventen sind sieben in der hausärztlichen Versorgung im Kreis Herford gelandet. Zwei weitere Praxismacher sind Anfang 2025 gestartet. „Die Zahlen zeigen: Das Förderprogramm bewirkt etwas“, betont Landrat Jürgen Müller.

„Wir haben allein hierdurch sieben Medizinerinnen und Mediziner als niedergelassene Hausärztinnen bzw. Hausärzte für den Kreis Herford gewonnen. Hinzu kommen die Niederlassungsförderungen für neu gegründete oder übernommene Praxen sowie die Förderung für Medizinstudierende“, so Müller.

Keine Kommune im Kreis Herford gilt als „unterversorgt“

Der Erfolg der verschiedenen Fördermaßnahmen des Kreises wird immer sichtbarer: Mittlerweile gilt im Kreis Herford bezüglich der hausärztlichen Versorgung keine Kommune mehr als unterversorgt, heißt es in der Pressemitteilung.

Im Fall von Böske war das Hausarzt-Programm ein entscheidender Faktor, um sie als Hausärztin für den Kreis Herford zu gewinnen. Im Dezember 2023 ist sie in das Programm eingestiegen – damals schon in einer anderen Bünder Praxis. Die erste von zwei Mentorenpraxen, die sie im Rahmen des Hausarzt-Programms kennenlernte.

Zuvor war die 37-Jährige acht Jahre lang in der Akutversorgung einer Hamburger Klinik tätig. Als gebürtige Bünderin ist sie nun in die Heimat zurückgekehrt. „Das Programm hat mir den Start in den Praxisalltag ungemein erleichtert. Ich habe es vor allem als großes Privileg empfunden, dass ich mir innerhalb eines Jahres zwei Praxen anschauen konnte. Das wäre ohne das Programm nicht möglich gewesen. Genauso wertvoll war es, mit den jeweiligen Praxisinhabern Mentoren an der Seite zu haben, die mich bestmöglich unterstützt haben“.

Sechs Monate Zeit zum Kennenlernen

Dirk Spelmeyer, Vorstandsvorsitzender der KVWL, betont: „Ich freue mich für Wendlandt und sein Praxisteam und für die Menschen in Bünde und Umgebung! Der erfolgreiche Einstieg von Frau Böske zeigt einmal mehr: Das Förderprogramm ist ein wichtiger Beitrag zur Sicherstellung der ambulanten Versorgung und eine große Unterstützung für angehende Hausärztinnen und Hausärzte. Hier ist jeder Euro Förderung gut angelegt.“

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Dass Anne-Kathrin Böske von der Akutversorgung in die Allgemeinmedizin gewechselt ist, hat ihr zufolge verschiedene Gründe: „Als Hausärztin begleite ich meine Patientinnen und Patienten sehr lange und sehe sie nicht nur dann, wenn es einen akuten Notfall gibt. Ich stelle die verschiedensten Diagnosen und habe mit diversen Fachrichtungen zu tun. Es ist spannend, persönlicher und abwechslungsreich“.

Auch Karl-Heinz Wendlandt ist von dem Hausarzt-Programm überzeugt: „Mein Kollege Arne Sundermeyer und ich hatten durch das Förderprogramm die Gelegenheit, Böske sechs Monate lang intensiv kennenzulernen. So eine Phase ist enorm wichtig, denn natürlich müssen wir drei uns gut verstehen und vertrauensvoll zusammenarbeiten“, so der 52-Jährige.

105 Prozent Versorgungsgrad im „Mittelbereich Bünde“

Seit elf Jahren gibt es seine Praxis. Die ersten sechs Jahre hat er sie allein betrieben. Seit fünf Jahren wird er durch Arne Sundermeyer unterstützt, nun auch von Böske. Und bald gibt es erneut Zuwachs. Denn im Frühjahr stellt Wendlandt einen Arzt in Weiterbildung an, der perspektivisch ebenfalls in einer Hausarztpraxis tätig werden möchte.

Der Mittelbereich Bünde, zudem auch Rödinghausen und Kirchlengern zählen weist inzwischen einen Versorgungsgrad von 105 Prozent auf, was nicht zuletzt am Ärztenetz „MuM“ (Medizin und Mehr) liegt.

Das Thema Weiterbildung und Lehre ist Wendlandt sehr wichtig. Er ist befugt, Fachärztinnen und Fachärzte in der Inneren Medizin und der Allgemeinmedizin weiterzubilden. Zudem hat er seine Praxis als Lehrpraxis für die neue medizinische Fakultät in Bielefeld implementiert.

Praxis nimmt noch neue Patienten auf

Aktuell absolviert eine Medizinstudentin ihre Famulatur – also einen Praxisabschnitt des Studiums – in der Bünder Praxis, die ebenfalls vom Kreis Herford gefördert wird. „Ein großes Team zu haben, bringt viele Vorteile mit sich“, weiß Wendlandt.

„Wir verteilen die Arbeit, haben einen guten Austausch und garantieren eine qualitativ hochwertige ärztliche Versorgung“. Ein großer Vorteil der Praxis ist zudem ihr Standort: „Wir sind Teil eines Gesundheitszentrums, andere Facharzt-Praxen sind direkt nebenan. Wir unterstützen uns gegenseitig, sodass wir hier Möglichkeiten ähnlich wie in einer Klinik haben“, versichert Wendlandt.

Die Praxis nimmt übrigens gerne neue Patienten auf: „Motivation, Kapazität und Energie sind auf jeden Fall da“, so Wendlandt.

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