„Das hat sich gut entwickelt“: So siehts am renaturierten Kilverbach in Rödinghausen aus

Rödinghausen. Zugegeben: In drei Monaten sähe es hier bestimmt ein bisschen idyllischer aus. Grüner vor allem. Vögel würden singen, und Bienen und Schmetterlinge die Luft bevölkern. Vielleicht würden ein paar Frösche in der Blänke quaken. Und womöglich sogar ein Storch auf dem aufgestellten Nest sitzen – und klappern. Aber die Maßnahme hat nun mal Anfang 2014 stattgefunden. Vor ziemlich genau zehn Jahren. Und nicht erst im Wonnemonat Mai. Die Rede ist von der Renaturierung eines Streckenabschnitts am Kilverbach in Bruchmühlen, unweit der Bahntrasse, dort wo Schwarzer Weg und Darnauer Weg zusammenfinden. Auf einer Fläche von insgesamt rund 6.500 Quadratmetern, die der Unterhaltungsverband (UHV) 29 &bdquo;Else“ der Stadt Melle damals erworben hatte, wurden beidseitig des Kilverbaches sogenannte Sekundärauen geschaffen, auf denen – durch gelegentliches Hochwasser – neue Lebensräume entstehen sollten. Zudem sollten die Flächen die Anlieger vor eben diesem Hochwasser schützen. Dazu war der Boden neben dem Kilverbach damals bis auf etwa 50 Zentimeter abgetragen und auf den Randflächen wieder aufgebracht worden. In den Flächen selbst wurden sogenannte Flutrinnen, die mit kleinen Teichen, den sogenannten Blänken, verbunden sind, angelegt. An der Maßnahme beteiligt war damals nicht nur die Stadt Melle, sondern – diesseits der Landesgrenze – auch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Herford. Das sagt der Experte Die Gewässerökologie wurde damals geprüft, ebenso die Durchgängigkeit, also die Möglichkeit für Organismen, zu wandern. Das Wichtigste, darin waren sich alle einig, war die ökologische Aufwertung. Durch die Renaturierung sollte auch die Fließgeschwindigkeit des Baches reduziert werden, so dass sich Lebewesen und Pflanzen wieder besser würden ansiedeln können. Rund 60.000 Euro kostete die Maßnahme damals in Niedersachsen, mit etwa 44.000 Euro schlug sie in NRW zu Buche. Die Renaturierung nach der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie wurde hier mit 80 Prozent gefördert, die restlichen 20 Prozent finanzierte der Kreis Herford. Und heute? Hat sich der Aufwand gelohnt? Matthias Kuhlmann würde diese Frage klar bejahen. Der Mann von der unteren Naturschutzbehörde des Kreises Herford ist Nachfolger von Peter Nipper-Hansen, der seinerzeit für das Gebiet zuständig war und nun im Ruhestand ist. &bdquo;Ich komme hier häufiger mal vorbei und schaue nach“, sagt Kuhlmann. &bdquo;Und ich würde sagen, alles hat sich sehr gut entwickelt.“ Was noch besser werden könnte Kuhlmann macht ein paar Schritte über die Wiese auf eine große Blänke zu, die mittlerweile von zahllosen Seggen und jungen Erlen umgeben ist. &bdquo;Die haben sich alle von selbst gesät“, sagt Kuhlmann. &bdquo;Das dürfen sie hier auch.“ Viele Kleintiere von Hase bis Fasan könnten sich hier verstecken, sagt er. Der Blick durch eine Lücke im Dickicht zeigt: Die Blänke ist zurzeit voller Wasser – bei dem vielen Regen der vergangenen Wochen kein Wunder. Und auch das ganze Drumherum ist – gelinde formuliert – sehr feucht und matschig. &bdquo;Genauso soll es sein“, sagt Kuhlmann und zeigt auf die Stelle am Kilverbach, von der das überschüssige Wasser in die Aue abfließen und sich ausbreiten soll. Am Abfluss selbst, so der Fachmann, müsse noch mal ein wenig gebuddelt werden, das Hochwasser habe viele Sedimente, also viel Schlamm, mit sich gebracht – besagte Flutrinne ist am Übergang ein wenig verstopft. Trotzdem ist gut zu erkennen, dass das Wasser von hier seinen Weg in die vor zehn Jahren geschaffene Aue findet. &bdquo;Die Maßnahme greift“, sagt Kuhlmann. Frösche in der Blänke? &bdquo;Hab’ ich persönlich noch nicht gesehen, aber könnte ich mir im Frühling gut vorstellen“, so der Mann vom Kreis. Die Amphibien würden sicher etwaigen Störchen schmecken – aber das künstliche Nest hoch oben über der Wiese ist bislang unbesetzt. Der Korb auf dem Mast – aufgestellt als Ersatz für das abgebaute Storchennest im &bdquo;Biotop Ahle“ (die NW berichtete regelmäßig) – ist noch leer. &bdquo;Vielleicht müssen wir etwas Nistmaterial hineinlegen, um einen noch größeren Anreiz zu schaffen“, sinniert Matthias Kuhlmann. Damit es hier im Mai so richtig idyllisch wird.

Meistgelesen