Warum einige Störche in Lemgo überwintert haben und was ihnen hier so gut gefällt

Lemgo. Sie sind wieder da: Die Weißstörche fliegen regelmäßig ihre Kreise über Lemgo und klappern mit ihren Schnäbeln. Ein Nest auf der Alten Abtei in der Breiten Straße haben sie bereits bezogen. Und wie Dietmar Lerche vom Naturschutzbund Lemgo (Nabu) weiß, haben zwei Pärchen sogar in der alten Hansestadt überwintert. Eine Folge des Klimawandels. Vier Standorte fliegen die weißen Vögel mit den schwarzen Federspitzen und langen roten Schnäbeln gerne in Lemgo an: den Abteigarten in der Stadt, den Steinstoß in Brake und den Turmhof sowie die Kirche in Lieme. Das Schloss Brake ist bislang – wie im vergangenen Jahr auch – verwaist. Gutes Nahrungsangebot für Störche in Lemgo Aber was gefällt den Tieren hier so gut, dass sie seit 2019 immer wieder kommen? Nabu-Experte Dietmar Lerche denkt, dass das mit der Nahrungsverfügbarkeit zusammenhängt: &bdquo;Störche ernähren sich von Fröschen und Insekten. Die findet man hier an der Bega.“ Außerdem sei die Landschaft gut strukturiert mit mittelgroßen Feldern, auf denen Mäuse zu finden seien. Für diese Theorie spreche auch, dass sich bereits drei Graureiher-Nester im Abteigarten befinden. Die Vögel bevorzugen neben Fisch eine ähnliche Nahrung wie die Störche. Ob die Vögel, die normalerweise über den Winter bis nach Nordafrika fliegen, deswegen nach Lemgo zurückkehren, kann aber nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Denn die Störche sind kaum zu unterscheiden, selbst das Geschlecht kann nicht so einfach bestimmt werden – außerhalb der Paarung. Das wäre also nur mit einer Kennzeichnung, zum Beispiel durch Beringung oder GPS-Tracker möglich. &bdquo;Im Raum Minden-Lübbecke wird das zum Beispiel gemacht“, weiß Lerche. Dort gibt es eine Schutzorganisation. Bestand der Störche hat sich erholt So ist der Bestand von lediglich drei Paaren im Jahr 1987 in ganz Nordrhein-Westfalen, die in Minden-Lübbecke nisteten, auf mittlerweile 100 Paare dort gestiegen, weiß der Experte. &bdquo;Weißstörche waren fast ausgestorben damals. Jetzt sind sie beinahe überall präsent“, sagt Lerche. Eine Erfolgstory – auch in Lippe. Hier seien rund 30 Storch-Paare unterwegs. Und das sogar im Winter: &bdquo;Zwei Paare aus Lieme haben hier überwintert. Ich habe sie an den Feiertag rechts und links der Ostwestfalenstraße auf den Feldern gesehen“, erzählt Lerche. Auch am Steinstoß hätten zwei Störche ihr Quartier nicht verlassen. Doch warum? &bdquo;Das passiert immer häufiger, weil es im Winter in Deutschland nicht mehr so kalt ist“, sagt der Mann vom Nabu. Dabei mache den Tieren die Kälte weniger aus, es gehe eher ums Futter. Störche wägen Reise in den Süden ab Und so sei es jeden Spätherbst eine &bdquo;Abwägung“ für die Vögel, ob sie die weite Reise in den Süden nach Spanien oder Afrika auf sich nehmen und sich der Gefahr aussetzen, an Strommasten zu geraten oder gejagt zu werden, meint Lerche. Dabei verlassen sie sich auf ihren Instinkt. Blieben die Störche hier, so sei zu hoffen, dass es keine lang anhaltende Frostperiode in Deutschland gibt. Denn dann hätte Meister Adebar Probleme, an Würmer oder Maulwürfe zu kommen, die er im Winter auf Wiesen finden kann. Wenn er es schafft, hat er aber den Vorteil, sich sein Nest aussuchen zu können, weil er vor den anderen da ist, die erst Mitte Februar bis Ende März zurückkommen. In diesem Jahr seien die ersten sogar schon Anfang Februar heimgekehrt. Störche würden zwar nicht monogam leben, seien aber sehr &bdquo;nesttreu“, weiß Lerche: &bdquo;Darum treffen sich viele Storchenpaare nach dem Winter am Nest wieder.“ Sogar, wenn die Jungtiere im vergangenen Jahr nicht an diesem Standort überlebt hätten. &bdquo;In Lieme sind die Kinder auch im ersten Jahr gestorben. Im zweiten Jahr kamen sie wieder und waren erfolgreich“, erinnert sich Lerche. Meist kämen die Männchen etwas eher zurück aus dem Süden als die Weibchen. &bdquo;Es kann jedoch mal sein, dass ein Jungstorch ein neues Nest erobern will. Dann kommt es zu Kämpfen. Die können schon mal blutig sein. Das hatten wir in Lieme auch“, blickt der Nabu-Fachmann zurück. Storch-Nachwuchs im Mai Im April fangen die Weibchen dann an, Eier abzulegen. Meist seien es drei bis vier, bis zu fünf seien möglich. Einen Monat lang wird gebrütet. &bdquo;Im vergangenen Jahr hatten wir einen Jungstorch im Abteigarten und drei in Lieme“, weiß Lerche. Zu erkennen seien die Jungtiere an ihrem dunkeln Schnabel. Erst im dritten Jahr seien sie dann geschlechtsreif. Es bleibt zu hoffen, dass auch diese Tiere den Weg zurück nach Lemgo finden.

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