Kündigung von Mitarbeitern und Bewohnern in Heim im Kreis Herford in letzter Minute abgewendet

Rödinghausen. Die Stimmung im Haus Hambach dürfte mit Blick in die Zukunft nun wieder positiv sein, denn die Einrichtung ist nach der Insolvenz der Mutter-Gesellschaft Medem Real Care gerettet. Das Haus Hambach war das letzte von insgesamt sechs Häusern, für das noch ein neuer Betreiber oder Investor gesucht wurde. An dieser Suche waren für die Rödinghauser Einrichtung aber maßgeblich die aus 59 Personen bestehende Eigentümergemeinschaft und ein Vermittler beteiligt. Die neue Betreibergesellschaft für die erst im Juli eröffnete Seniorenresidenz am Hambachweg in Rödinghausen ist die Emida Residenzen GmbH mit Sitz in Rheinbach bei Bonn. Das teilte jetzt die Eigentümergemeinschaft in Abstimmung mit dem Insolvenzverwalter Christian Glatt von der Kanzlei Schiebe & Collegen mit, die zahlreiche Kanzlei-Dependancen in Deutschland betreibt. &bdquo;Die Emida Residenzen GmbH, die das Haus ab sofort führt, ist ein mittelständisches Familienunternehmen mit langjähriger Branchenerfahrung. Neben dem Neuzugang in Rödinghausen werden bereits an drei weiteren Standorten in Mechernich, Hille und Liebenau Pflegeeinrichtungen betrieben“, heißt es von Insolvenzverwalter Christian Glatt. Allerdings bekommt das Haus Hambach auch einen neuen Namen. Es wird fortan &bdquo;Hilden-Residenz“ heißen. Insolvenzverwalter soll Mitarbeitern und Bewohnern schon gekündigt haben Glatt zeigt sich erfreut und wird in einer Mitteilung der Kanzlei mit den Worten zitiert: &bdquo;Ich freue mich, dass es uns nach sehr intensiven Verhandlungen gelungen ist, nun auch für das Pflegeheim in Rödinghausen eine nachhaltige Lösung zu finden, die den dauerhaften Weiterbetrieb sicherstellt.“ Aus Sicht der 59-köpfigen Eigentümergemeinschaft liegt ein Großteil der Verhandlungsarbeit bei ihr selbst und einem Vermittler. Und das mit einem Erfolg, der besonders für die Menschen, die mit dem Haus in Verbindung stehen, wichtig ist. Denn nach NW-Informationen soll der Insolvenzverwalter allen Mitarbeitern zum 31. Dezember 2023 gekündigt haben, was durch den Weiterbetrieb nun fast buchstäblich in letzter Minute abgewendet wurde. Christian Glatt bestätigte die Kündigungen auf Nachfrage der Neuen Westfälischen am Donnerstag telefonisch und erklärt, dass es dafür zunächst keine Alternative gegeben habe. &bdquo;Der Gläubigerausschuss hat beschlossen, dass die Kündigungen ausgesprochen werden, sofern es bis Ende November keinen neuen Vertrag mit einem Investor gegeben hat“, so Glatt. Man wollte zuvor zwar davon absehen, weil es mit den anderen Häusern der insolventen Medem Real Care mit einer Übernahme gut geklappt habe, &bdquo;aber irgendwann kann man nicht mehr warten“, so Glatt weiter. Wie die NW aus internen Kreisen erfahren hat, habe der Beirat der Eigentümergemeinschaft sich intensiv um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gekümmert, um sie zu beruhigen und zuversichtlich zu stimmen. Eine Bemühung, die durch den Weiterbetrieb nun gekrönt wird. Die Medem Real Care, deren Geschäftsführerin Hella Kroll noch in der Rohbauphase des nun ehemaligem Haus Hambach im April 2022 in Rödinghausen war, um sich über den Baufortschritt zu informieren, bestätigte noch im September in einem Telefonat mit der NW, dass ihre Gesellschaft bereits Ende Mai 2023 – also etwa sieben Wochen vor der Eröffnung von Haus Hambach im Juli – Insolvenz angemeldet habe. Wieso das Haus überhaupt trotz Insolvenz eröffnet? Die finanzielle Schieflage der Gesellschaft mit ehemals etwa 300 Mitarbeitern und sechs Einrichtungen für Senioren sowie einem Pflegezentrum für Menschen mit Behinderung in Niedersachsen, Hessen und NRW begründet Christian Glatt mit dem starken Wachstum der Medem Real Care sowie die Neueröffnung mehrerer Pflegeeinrichtungen seit dem Jahr 2020. &bdquo;Als die notwendige Auslastung nicht schnell genug erreicht werden konnte und gleichzeitig hohe Kostensteigerungen im laufenden Betrieb zu verkraften waren, drohten Liquiditätsprobleme. Die Geschäftsführung entschloss sich deshalb frühzeitig, den Weg einer insolvenzrechtlichen Sanierung zu gehen“, erklärte Glatt. Dass sich Hella Kroll aber trotz Insolvenz noch traute, das Haus Hambach zu eröffnen, erklärt Glatt so: &bdquo;Die Eröffnung des Hauses hätte schon Monate zuvor erfolgen sollen, aber es kam zu Verzögerungen. Es gab zudem schon feste Verträge, die weit vor dem Insolvenzantrag Ende Mai 2022 geschlossen wurden.“ Die Zahlungsunfähigkeit und der Insolvenzantrag seien gewissermaßen &bdquo;dazwischen gekommen“. Eine Alternative wäre gewesen, sich schon vorher vom Haus Hambach zu trennen. Christian Glatt sagt: &bdquo;Dann wäre die Konsequenz aber gewesen, dass die Kündigungen schon im Frühjahr ausgesprochen worden wären.“ Nun hoffen sowohl die 59 Eigentümer wie auch Insolvenzverwalter Christian Glatt, dass die Auslastung der &bdquo;Hilden Residenz“ schnell steigt, denn ein nicht unerheblicher Teil der insgesamt 70 Plätze in der nagelneuen und modernen Einrichtung am Hambachweg ist noch nicht belegt.

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