Freie Werkstätten in Rödinghausen fürchten starke Zunahme an E-Autos

Rödinghausen. Da steht er nun vorm Werkstatt-Tor, der schneeweiße Tesla mit seinem Dual-Motor, der das Gefährt im Nullkommanix auf Tempo 100 und weit darüber hinaus beschleunigen kann. Bevor der 30-jährige Kfz-Meister Steffen Schultz, der die Werkstatt in Schwenningdorf am 1. August von Rolf Baierlein übernommen hat, aber überhaupt an einem Elektro-Auto Hand anlegen durfte, musste er viele Tausend Euro ausgeben. Für viele sind Elektroautos die Zukunft. Kein Schadstoffausstoß mehr, kein Motorlärm – und Strom kann man bequem zuhause tanken. Bei einem genaueren Blick sind die Elektromobile aber alles andere als klimafreundlich – wenn man die Herstellung ihrer Akkus mit einrechnet. Und dass man mit ihnen seltener eine Werkstatt aufsuchen muss, klingt für den Verbraucher auch nur auf den Blick interessant. In der Werkstatt in Schwenningdorf ist Steffen Schultz der einzige, der an dem Tesla arbeiten darf. &bdquo;Das ist gesetzlich vorgeschrieben“, sagt der Kfz-Meister. Zwar verfügt seine kleine Werkstatt über zwei Hebebühnen, doch der Tesla darf nicht zeitgleich mit dem weißen Porsche Carrera, Baujahr 1985, darin stehen. Eine weitere gesetzliche Vorschrift. Nicht jeder darf E-Autos reparieren &bdquo;Nicht jede Werkstatt darf ein Elektroauto reparieren“, sagt Steffen Schultz. Und mit reparieren ist hier schon der Reifenwechsel gemeint, der ja eigentlich nichts mit der Eigenschaft als Elektrofahrzeug zu tun hat. &bdquo;Jeder, der in einer Kfz-Werkstatt an E-Autos arbeitet, muss eine spezielle Fortbildung haben“, so der Werkstatt-Chef. Er selbst konnte diese Ausbildung im Rahmen seiner Meisterschule absolvieren. &bdquo;Wer diese Fortbildung aber extra ablegen muss, zahlt dafür aktuell ein paar Tausend Euro“, so Schultz. Gemeint ist damit unter anderem die Elektrofachkraft für Hochvoltsysteme. Insgesamt ist das eine dreistufige Ausbildung. Damit nicht genug. Denn auch spezielles Werkzeug, Schutzausrüstung, Ladestation und Warnzeichen sind fällig. &bdquo;Da sind wir schnell bei zehntausend Euro und mehr“, so Schultz. Wer glaubt, er dürfte jetzt Hand anlegen, der irrt, denn zunächst ist reichlich Platz in der Werkstatt gefordert. &bdquo;Ich muss jedes Elektroauto quasi in einem Sicherheitsbereich absperren.“ Grund dafür ist unter anderem die Hochspannung. &bdquo;Niemand, der in der Werkstatt sonst arbeitet, darf ohne die entsprechende Ausbildung den Sicherheitsbereich betreten.“ Steffen Schultz hat die erforderlichen Qualifikationen. Doch Werkstätten, die die Investition scheuen, könnten über kurz oder lang bei einer starken Zunahme der E-Mobilität ins Trudeln geraten, denn im Umkehrschluss kommen immer weniger Verbrenner-Autos in die Werkstatt. E-Fahrzeuge brauchen weniger Wartung. Und wenn, dann ist der Umfang der Reparaturen oft geringer und beschränkt sich auf die Karosserie, Bremsen, Reifen oder Räder. "Die freien Werkstätten wird es treffen" Zwei Drittel der Werkstätten in Deutschland befürchten laut einer Studie des NRW-Wirtschaftsministeriums den sinkenden Arbeitsaufwand durch E-Autos. &bdquo;Die freien Werkstätten wird es vor allem treffen“, so Rolf Baierlein. Laut der Ministeriumsumfrage will jede fünfte Werkstatt in Deutschland sich nicht auf E-Mobilität umstellen. Eine ähnlich große Gruppe sieht reine E-Fahrzeuge sogar nur als ein vorübergehendes Phänomen. Schultz und Baierlein sehen E-Autos auch künftig erst einmal nicht als Ersatz für die Verbrenner und kritisieren deren politisch bestimmtes Aussterben in einigen Jahren. &bdquo;Keiner kann sagen, wie lange die E-Autos tatsächlich halten“, so Baierlein. &bdquo;Und einen Gebrauchtwagenmarkt gibt es dafür faktisch nicht, denn E-Fahrzeuge, die ein paar Jahre auf dem Buckel – oder besser auf ihren Akkus – haben, will keiner kaufen.“

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