Rechts überholt? Unfallchirurg verursacht schweren Unfall auf der A30 in Löhne

Bad Oeynhausen/Löhne. Es gibt Menschen, die auf der Überholspur leben. Sie rasen von Termin zu Termin, ärgern sich über Elefantenrennen und Schleicher auf der Autobahn. Dann setzen sie den Blinker links, überholen rechts und verursachen durch Unfälle womöglich sehr viel Leid. In diesen Fällen schlägt die Stunde der Retter – und der Unfallchirurgen. Im Fall eines schweren Verkehrsunfalls im April 2024 auf der Werrebrücke der A30 war der Verursacher allerdings selbst Unfallchirurg. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft versuchte er in seinem Kia bei Tempo 160 einen Cupra Leon rechts zu überholen. Der Angeklagte widerspricht dieser Darstellung nur teilweise. Ja, er sei schnell gefahren und auf der Überholspur unterwegs gewesen, gibt er zu. Offenbar musste er dringend zu einem Operationstermin. Inzwischen fahre nur noch mit Tempomat. Ein Familienmitglied habe ihm schon vorgehalten: &bdquo;Du fährst wie deine Tochter.“ Lesen Sie auch: Lichthupe und Mittelfinger - Fahranfängerin zeigt mutmaßlichen Autobahn-Drängler an Auf der A30 sei er zu dicht aufgefahren, den Cupra vor ihm habe er schlicht zu spät gesehen und er sei nach rechts ausgewichen. Der Asphalt sei feucht gewesen, sein Auto ins Rutschen gekommen. Vergeblich habe er versucht zu korrigieren, doch den vor ihm fahrenden Cupra hinten rechts erwischt. Beide Autos krachten in die Mittelleitplanke. Der damals 43-jährige Cupra-Fahrer aus Porta Westfalica wurde glücklicherweise nur leicht verletzt und vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht. Er erlitt zahlreiche Prellungen und einen Haarriss im Handgelenk, wie sich allerdings erst später herausstelle. Drei Wochen war der Portaner arbeitsunfähig, berichtet er dem Gericht. Auf Nachfragen schildert der Cupra-Fahrer, wie er den Unfall erlebte. Auf der A30 habe er mit etwa Tempo 160 mehrere Lastwagen in Folge überholt, sei deshalb lange auf der Überholspur geblieben. Als dann eine etwas größere Lücke aufriss, sei er trotzdem weiter links geblieben. Etwa einen Kilometer vor der Abfahrt Kirchlengern wollte er &bdquo;noch einen letzten Lkw“ überholen. ADAC-Staubilanz: Das sind die Stauschwerpunkte auf A2 und A30 im Norden von OWL .responsive23-stePw2adt9sxm2g8-bar-grouped-vertical-unfallbeteiligung-nach { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-stePw2adt9sxm2g8-bar-grouped-vertical-unfallbeteiligung-nach { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-stePw2adt9sxm2g8-bar-grouped-vertical-unfallbeteiligung-nach { padding-top: 142.86%; } } Dabei habe er zwar das Auto des Angeklagten im Rückspiegel schnell näher kommen sehen, aber sich nichts dabei gedacht. &bdquo;Auf einmal war er so dicht, dass ich die Lichter und das Nummernschild nicht mehr sehen konnte. Dann hat es geknallt.“ Der Staatsanwalt will wissen, ob kurz vor dem Unfall neben dem Cupra noch eine Lücke zum Rechtsüberholen gewesen ist. Der Zeuge schätzt die Entfernung zum letzten Lkw auf etwa 150 Meter. Der Verteidiger dagegen hält dem Zeugen vor, er sei langsamer geworden. Das habe er jedenfalls der Polizei erklärt. &bdquo;Vielleicht bin ich vom Gas gegangen“, sagt der Zeuge. Aus sicherer Entfernung hat ein unbeteiligter Autofahrer die ganze Szene beobachtet. Vor Gericht bestätigt er die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft: Der Angeklagte habe rechts überholen wollen. Beide Unfallautos seien zunächst hintereinander auf der Überholspur gefahren. Der Angeklagte sei sehr dicht aufgefahren. &bdquo;Ich hatte das Gefühl: Das geht schief“, sagt der Zeuge. Er konnte rechtzeitig abbremsen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke Ein vom Gericht bestellter Gutachter hat die Reifenspuren und das weit verteilte Trümmerfeld auf der Werrebrücke untersucht. Er bestätigt zwar die Einschätzung des Angeklagten, dass dessen Auto schon außer Kontrolle war, als es in den Kia krachte. Doch warum der Angeklagte nach rechts gefahren sei, dazu könne er keine Feststellungen machen. Für den Staatsanwalt ist klar: Der Unfallarzt ist zu dicht aufgefahren, hat gedrängelt, den Blinker links gesetzt und ist nach rechts gefahren. &bdquo;Das ist rücksichtslos“, so der Staatsanwalt. &bdquo;Ihnen als Unfallarzt muss ich nicht erklären, was das für Folgen haben kann.“ Er beantragt eine Geldstrafe von 80 Tagessätzen zu 70 Euro (5.600 Euro) sowie ein dreimonatiges Fahrverbot. Der Verteidiger hält dagegen. Sein Mandant habe aus dem Unfall gelernt. Eine Verkehrsgefährdung vermag er nicht zu erkennen, nur einen &bdquo;Kontrollverlust in der Bewegung nach rechts“. Sein Mandant sei nur fahrlässiger Körperverletzung schuldig und außerdem geständig. Er beantragt 80 Tagessätze zu niedrigstmöglichen Satz. Lesen Sie auch: Freispruch trotz Rechtsüberholmanöver und Unfall auf der A2 Der Richter verurteilt den Angeklagten wie von allen Seiten gefordert zu 80 Tagessätzen allerdings zu 80 Euro (6.400 Euro) und einem einmonatigen Fahrverbot. Der Angeklagte sei zu dicht aufgefahren und deshalb auch wegen gefährlicher Fahrweise schuldig. &bdquo;Das war grob verkehrswidrig und rücksichtslos“, sagt der Richter zum Unfallarzt. &bdquo;Sie wollten einfach schnell zur Arbeit kommen.“ Weil der Arzt auf seinen Führerschein angewiesen ist, bleibe er aber beim Fahrverbot im unteren Bereich. &bdquo;Ein Monat sollte zu überbrücken sein.“ Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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