Insolvente Küchenfirma im Kreis Herford hat wieder Strom: So ist die aktuelle Lage

Rödinghausen. Der Küchenhersteller Störmer hat in den vergangenen Monaten für zahlreiche negative Schlagzeilen gesorgt. Seit März steht die Produktion im Werk in Rödinghausen still, einige Monate später sind Löhne und Gehälter nicht mehr gezahlt worden. Der Tiefpunkt ist erreicht, als das Unternehmen Mitte Juni Insolvenz beantragt, zuvor ist beim Amtsgericht Bielefeld bereits ein Fremdantrag eingereicht worden. Rechtsanwalt Manuel Sack, der seit über 20 Jahren als Insolvenzverwalter tätig ist, hat sich in den vergangenen Wochen ein Bild vom Unternehmen gemacht. Sein Fazit nach mehr als drei Wochen in Rödinghausen: &bdquo;Dass ein Betrieb dieser Größenordnung so an die Wand gefahren worden ist, das ist schon auffallend“, sagt er. Ohne Stromversorgung ist das Sammeln von Informationen für den Insolvenzverwalter schwieriger als gedacht. Doch mittlerweile funktioniert die Elektrizitätsversorgung im Werk in Rödinghausen nach Wochen ohne Strom wieder. Über den Eigentümer der Immobilie, einem Unternehmer aus Süddeutschland, ist es gelungen, die Stromversorgung wieder herzustellen. &bdquo;Aktuell sind wir wieder arbeitsfähig“, sagt Sack. Als eine der ersten Maßnahmen hat ein größeres Mitarbeiter-Team erst einmal eine Inventur durchgeführt. Zudem haben Arbeiter auf dem Werksgelände für Ordnung gesorgt. In der kommenden Woche fangen beim Küchenhersteller die Betriebsferien an. Bis dahin sind im Durchschnitt täglich etwa 25 Angestellte aus verschiedenen Bereichen des Betriebs vor Ort. &bdquo;Seitdem wir wieder Strom haben, haben wir bestimmte Funktionen wieder hochgefahren“, berichtet der Insolvenzverwalter, der in der Vergangenheit bereits beim Küchenhersteller Poggenpohl oder den Fahrradherstellern Prophete und Cycle Union tätig gewesen ist. Gearbeitet wird bei Störmer unter anderem wieder in der Buchhaltung und der Personalverwaltung. Ein Großteil der Mitarbeiter ist aber weiterhin zu Hause. Teile der Belegschaft hätten derzeit aber auch offiziell Urlaub genommen. Mitarbeiter erhalten noch Lohn Bezahlt werden die Störmer-Mitarbeiter aktuell durch das sogenannte Insolvenzgeld. &bdquo;Wir haben schnell eine Insolvenzgeld-Vorfinanzierung auf die Beine gestellt. Die Mitarbeiter haben die ersten Zahlungen erhalten“, berichtet Sack. Das gelte jedoch nur für die Teile der Belegschaft, die noch bei Störmer angestellt sind. Wer vor dem 30. Juni gekündigt hat, der muss das Insolvenzgeld bei der Agentur für Arbeit selbst beantragen. Doch wie geht es nun beim angeschlagenen Küchenhersteller weiter? Die Produktion kurzfristig wieder hochzufahren, ist keine realistische Alternative. Selbst wenn der Insolvenzverwalter das wollte, sprächen viele Aspekte dagegen. Zum einen ist kein Material vorhanden, zum anderen ist auch kein Geld da, um kurzfristig Material zu kaufen. Selbst wenn Holz und wichtige Teile beschafft werden könnten, würde es Wochen dauern, bis dies im Werk in Rödinghausen ankommt. Sack rechnet für einen Neustart mit einer Vorlaufzeit von mindestens sechs bis acht Wochen. &bdquo;Die kurzfristige Wiederaufnahme der Produktion ist schwierig vorstellbar“, sagt er. Noch dringender als Material braucht Störmer aber erst einmal neue finanzielle Mittel. &bdquo;Was das Unternehmen nicht hatte, war Geld. Was es dringend braucht, ist Geld“, sagt der Insolvenzverwalter, der auf der Suche nach einem Investor ist. Und dieser sollte am Besten aus der Küchenbranche kommen. &bdquo;Für alle Beteiligten ist es das einfachste, wenn in Rödinghausen weiter Küchen gebaut werden“, sagt Sack mit Blick auf die Infrastruktur im Werk. Für Investoren hat dies den Vorteil, dass keine teuren Kosten anfallen, um die Immobilie umzubauen. Zwei Interessenten aus der Region Dass neben der Immobilie und dem Grundstück mittlerweile auch die Maschinen einem Fremd-Unternehmen gehören und von Störmer nach dem Verkauf wieder angemietet worden sind, sieht der Insolvenzverwalter nicht als Problem. &bdquo;Das ist kein Sanierungshindernis. Auf alles, was für den Betrieb mit einem Investor nötig ist, haben wir Zugriff“, sagt Sack. Trotz der negativen Schlagzeilen der vergangenen Monate, die einige Investoren abschrecken könnten, ist er optimistisch. Nach NW-Informationen haben sich zuletzt schon zwei Küchenfirmen aus der Region für die Immobilie in Rödinghausen interessiert. Eine Nachricht, die neben dem Insolvenzverwalter auch die Mitarbeiter positiv aufnehmen dürften.

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