Unterschrift gefälscht? Viel Wirbel um einen Brief bei Küchenfirma im Kreis Herford

Rödinghausen. Seit Jahren arbeitet der heimische Möbelhersteller Störmer Küchen in unruhigem Fahrwasser. Investoren kamen und gingen. Im Herbst des vergangenen Jahres übernahm mit der Niu Tech GmbH, die eigentlich der Baubranche zuzuordnen ist, ein neuer Geldgeber 60 Prozent der Anteile des Unternehmens aus Rödinghausen. Doch zur Ruhe kommt Störmer immer noch nicht. Nun sorgt ein Schreiben, das im Namen der 180 Mitarbeiter und des Betriebsrates verfasst worden sein soll, für Wirbel. Hintergrund des Briefs ist ein Artikel, der bereits Anfang März auf der Internetseite des Branchenmagazins "Küchennews" erschienen ist. Unter der Überschrift "Störmer Küchen: Quo vadis?" setzt sich der Text kritisch mit der aktuellen Lage des heimischen Küchenherstellers auseinander. Unter anderem heißt es dort: "Die Bilanz ist vernichtend. Die Mitarbeiter verlassen desillusioniert das sinkende Schiff. Der wichtigste Kunde legt die Zusammenarbeit auf Eis. Die Gesellschafter sind zutiefst zerstritten. Wie soll es bei Störmer Küchen weitergehen, heißt die Frage, die nicht erst seit heute in der Branche diskutiert wird." Wenige Tage nach der Veröffentlichung geht bei "Küchennews" eine E-Mail ein. Absender ist, so beschreibt es Herausgeberin Stefanie Willach in ihrem Magazin, Peter Niehaus. Der ist bei Störmer Küchen für den Export (Head of Sales Export) verantwortlich. In der E-Mail befindet sich ein Schreiben, das als PDF-Datei gespeichert ist. Der Inhalt: Ein Brief, der im Namen der Belegschaft sowie des Betriebsrats verfasst worden sein soll und sich kritisch mit dem veröffentlichten Artikel der "Küchennews" auseinandersetzt. Belegschaft wollte sich "abgrenzen" Die Situation sei in den letzten Wochen und Monaten "nicht ganz leicht und auch sehr ungewohnt" gewesen, heißt es in dem Schreiben. Man stecke aber "nicht den Kopf in den Sand", sonder arbeite "nach bestem Wissen und Gewissen unter den aktuell gegebenen Möglichkeiten, um Kunden und auch die Lieferanten weitestgehend zufriedenzustellen" ist weiter zu lesen. Auch über interne Firmenabläufe wird berichtet: "Auch wenn, wie Sie ja bereits erwähnt haben, hier und da aktuell teilweise Aufträge auf Eis gelegt wurden, haben wir immer noch einen sehr guten Auftragseingang und sind bis KW20 bereits kapazitätsmäßig vollständig ausgebucht und haben auch keine Kurzarbeit im Unternehmen", heißt es weiter. Zudem teilt man mit, dass man sich "vehement" von den Aussagen im Artikel des Branchenmagazins "abgrenzen" möchte. Anschließend folgt ein Lob auf die Führungskräfte im Unternehmen. "Wir sind überzeugt davon, dass auch unsere neue Geschäftsleitung künftig ihren Beitrag dazu leistet, dieses vielfältige und sehr flexible Unternehmen zu stärken und weiter voranzubringen", heißt es weiter. Unterschrieben ist der Brief, so suggeriert es die Signatur am Ende, von Martin Riepe, dem Betriebsratsvorsitzenden. Ist die Unterschrift gefälscht? Doch ist das Schreiben wirklich im Namen der Belegschaft verfasst und vom Arbeitnehmervertreter unterschrieben worden? Ein Anruf von Martin Riepe bei "Küchennews" weckt Zweifel. Laut der Herausgeberin des Magazins habe Riepe eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter von "Küchennews" hinterlassen. Dabei soll er erwähnt haben, dass er von dem Brief nichts wisse und diesen auch nicht unterschrieben habe. Des Weiteren drohe er mit rechtlichen Schritten. "Riepes Stimme war deutlich anzuhören, dass er gerade überkochte vor Wut", teilt Stefanie Willach mit. Die Neue Westfälische hat versucht, Martin Riepe unter der Nummer des Betriebsratsbüros zu erreichen. Ein Anruf landet aber nur in der Zentrale von Störmer Küchen. Eine Bitte um Rückruf blieb bis Redaktionsschluss ohne Erfolg. Gleiches gilt für die Geschäftsführung, die die Redaktion ebenfalls zu den Vorfällen befragen möchte. Auch hier hat die NW um einen Rückruf gebeten. Die Anfrage blieb ohne Antwort. Bei der Gewerkschaft IG Metall ist dem zuständigen Betriebsratssekretär Markus Krecht der Vorfall bekannt. "Unterschriftenfälschung ist ein Straftatbestand", sagt er. Krecht rät dem Betriebsrat dazu, nun "alle juristischen Mittel" einzulegen. Die Frage sei zudem, wer der Urheber des Schreibens sei. Was ist nur bei Störmer los? Bei "Küchennews" wundert man sich und fragt im neuen Print-Heft: "Was ist nur bei Störmer los?". Über das Vorgehen ist Stefanie Willach jedenfalls irritiert. "Wenn ein Unternehmen einen Brief rausschickt, der von jemanden unterzeichnet ist, der davon nichts weiß, dann kann ich sicher von einem Missstand ausgehen", schreibt die Herausgeberin, die das Schreiben jetzt veröffentlicht hat. Die Stimmung beim Küchenhersteller dürfte das weiter zum Kochen bringen.

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