Nach Automatensprengung im Kreis Herford: GPS-Signal im Fluchtauto liefert der Polizei brisante Informationen

Rödinghausen/Melle. Sie kutschieren Sprengstoff und gestohlene Nummernschilder umher und sind in flotten Fahrzeugen unterwegs, die gemietet und danach teils mehrfach weitervermietet werden. Am Donnerstag ist ein 25-Jähriger aus den Niederlanden verurteilt worden. Er ist Teil dieser &bdquo;hochprofessionellen Strukturen“, die unter anderem einen Geldautomaten in Bruchmühlen gesprengt haben. Es ist fast ein Jahr her, dass der Angeklagte mit zwei Komplizen einen Geldautomaten der Kreissparkasse (KSK) Melle in Bruchmühlen in die Luft jagte und sich mit dem erbeuteten Bargeld auf die Flucht begab. Er wurde am 23. März 2022 festgenommen, nachdem ihn DNA-Spuren, die an einer Tasche im Fluchtfahrzeug hafteten, als Täter identifizierten. Wie die Täter organisiert sind, berichtete ein Beamter der Zentralen Kriminalinspektion (ZKI) Osnabrück, der am Donnerstag als Zeuge aussagte. Er hatte die GPS-Auswertung des Audi RS6 übernommen, mit dem die drei Automatensprenger aus Bruchmühlen nach der Tat geflüchtet waren. Anhand der GPS-Daten konnte nicht nur die Flucht nachvollzogen werden, die auf der A1 endete und das Trio weiter zu Fuß fliehen ließ. Auch die Tage vor der Tat waren auslesbar. &bdquo;Man kann ziemlich genau sagen, wo das Fahrzeug gewesen ist“, erklärte der Zeuge. Denn: &bdquo;Etwa alle 20 Sekunden erhält das System ein neues Signal, deshalb ist das auch sehr präzise.“ Wie die Sprenger arbeiten Am 23. Februar 2022 sei der Audi von Deutschland nach Rotterdam gefahren worden. Auf der Route hielt der Wagen an einem Geldautomaten, der zwei Tage später gesprengt wurde. Das Fahrzeug fuhr daraufhin wieder in die Niederlande zu einem Garagenkomplex in Helmond. Dem Umschlagplatz für die ergaunerte Beute? Zwei Tage später wurde das Auto Richtung Nordrhein-Westfalen gesteuert. Auf dem Weg hielt es unter anderem in Bissendorf. An besagter Haltestelle fehlten später an einem fremden Auto die Kennzeichen, wie der Beamte ermittelt hatte. Und: Der Weg zurück nach Rotterdam führte den Audi wieder zur Garage in Helmond. Und auch am 28. Februar 2022 ereignete sich ein Kennzeichendiebstahl auf der Route des Audis, die von Rotterdam aus nach Melle führte. Zuvor stoppte der Audi allerdings vor einer anderen Sparkassenfiliale, wie die Auswertung ergeben hatte – möglich, dass die Filiale ausgekundschaftet werden sollte. Dass die Täter mit Sprengstoff und gestohlenen Nummernschildern unterwegs waren, ist die eine Seite des kriminellen Treibens. Auf der anderen stehen die Wege, wie sie an die PS-starken Fluchtfahrzeuge gelangten, um mit teils 300 Stundenkilometern zu fliehen. Der Audi RS6 gehörte zu einer Autovermietung in Bochum. Der Beamte erläuterte, dass ein Lagerarbeiter neun hochpreisige und äußerst schnelle Luxusautos dort vermietete. Kurios: Diejenigen, die ein Fahrzeug mieteten, vermieteten es offenbar teils mehrfach weiter. So zumindest war es im Falle des Audis geschehen, der nach der Sprengung des Geldautomaten in Bruchmühlen mithilfe einer sogenannten Nagelkette in Osnabrück zum Stehen gebracht worden war. Mögliche Komplizenschaft? Im Rahmen einer Aussage bei der Polizei hatte der Vermieter angegeben, dass es ihm egal sei, wer ein Auto bei ihm miete. Er soll, so sagte es der Beamte aus, auch davon gewusst haben, dass bereits vermietete Fahrzeuge weiter vermietet wurden. Ein Zusammenhang zwischen den Autovermietern und der Geldautomatensprenger-Szene liege nach Angaben des Beamten ziemlich nahe. Der 25-Jährige aus den Niederlanden hatte bereits zum Auftakt der Hauptverhandlung die Tat in Melle gestanden. Das wirkte sich auch mildernd auf sein Urteil aus. Viereinhalb Jahre muss er in Haft. Die Staatsanwältin hatte fünf Jahre für den &bdquo;Bankraub 2.0“ gefordert. Sie nannte die Vorgehensweise der Täter in Planung und Ausführung &bdquo;hochprofessionell“.

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