OWL Crime – mit Podcast

Automaten in OWL gesprengt: Die spektakuläre Flucht einer Bande nach Spanien

Mit 250 km/h über die Autobahn – erst ein von der Polizei ausgelegtes Nagelkissen konnte die Bande stoppen. Doch die Täter flohen zu Fuß weiter.

Eine Geldautomatensprengung dauert in der Regel nur wenige Minuten. | © Roland Thöring

Jule Prietzel
25.04.2025 | 06.05.2025, 15:38

Melle. Am 8. Juni 2023 wird im spanischen Corbera de Llobregat ein 25-jähriger Niederländer festgenommen, der verdächtigt wird, als ausführender Täter an zwei Geldautomatensprengungen im niedersächsischen Bruchmühlen bei Melle beteiligt gewesen zu sein. Nach der Festsetzung dieses Täters durch die spanischen Ermittlungsbehörden endet die spektakuläre Flucht einer dreiköpfigen Bande von Automatensprengern in der Region.

Bei „Ostwestfälle“, dem True-Crime-Podcast der Neuen Westfälischen, sprechen Birgitt Gottwald und NW-Redakteur Lukas Brekenkamp über den Ablauf der Sprengungen und das Ende der Bande.

Die Sprengung in Bruchmühlen fand am frühen Morgen am 28. Februar 2022 statt. „In der Regel sind solche Taten zu dieser Tageszeit anberaumt, weil in den Nacht- und frühen Morgenstunden die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass Passanten oder Kunden in der Nähe des Automaten sind, was das Risiko der Festnahme durch Zeugen minimiert“, sagt Brekenkamp im Podcast.

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Der Tathergang sei nicht besonders, sondern typisch für eine solche Sprengung gewesen. Die Bande verschaffte sich Zugang zum Gebäude, dabei schlugen sie zunächst das Sicherheitsglas einer Eingangstür der Sparkassenfiliale ein. „Das ist eine gängige Methode bei vielen Automatensprengungen, bei denen die Täter versuchen, schnell und effektiv in das Gebäude einzudringen, ohne auf die Sicherheitssysteme des Automaten angewiesen zu sein“, sagt Brekenkamp.

Automatensprengungen in OWL - der Fall im Überblick:

  • Ein 25-jähriger Niederländer wurde festgenommen, da er an zwei Geldautomatensprengungen im niedersächsischen Bruchmühlen bei Melle beteiligt war.
  • Er hat mit seinen Komplizen 90.850 Euro in Laubach und 63.475 Euro in Bruchmühlen erbeutet.
  • Das Fluchtauto war ein gemieteter Audi RS6, was oft als Fluchtauto benutzt wird.
  • Die Bande flieht mit bis zu 250 km/h in Richtung der niederländischen Grenze und kann erst durch Nagelkissen der Polizei gestoppt werden.
  • Die Bande flieht daraufhin zu Fuß weiter.

Nachdem sie ins Gebäude gekommen waren, sprengten sie den Geldautomaten, vermutlich mit dem Einsatz von Sprengstoff. „Auch das ist in den meisten Fällen die gängige Vorgehensweise bei Automatensprengungen“, erklärt der Podcast-Gast. Die Sprengung und die Tat selber dauern meist nur wenige Minuten. Nachdem sich Zugang zum Automaten verschafft wird, sprengen die Täter den Automaten, nehmen das Geld und fliehen. 63.475 Euro wurden dabei erbeutet. Die Flucht erfolgte mit ihrem Fluchtfahrzeug einem Audi RS6 – ein Mietwagen. Das Auto wird oft als Fluchtauto genommen, da es als besonders sicher und schnell gelten. Ziel der Täter war die niederländische Grenze, auf die sie sich mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h hinbewegten.

Sprengung eines Bankautomaten der Commerzbank in Bad Oeynhausen. Patrick Willers, Servicetechniker der Firma Gegenbauer, fegt die Überreste der Fensterscheibe zusammen - © Felix Eisele
Sprengung eines Bankautomaten der Commerzbank in Bad Oeynhausen. Patrick Willers, Servicetechniker der Firma Gegenbauer, fegt die Überreste der Fensterscheibe zusammen | © Felix Eisele

Auf der Autobahn 1 bei Osnabrück konnten die Täter gestoppt werden. Die Polizei hat Nagelkissen ausgelegt, um das Fahrzeug zu stoppen, und konnte das Fahrzeug anschließend sichern und die Tatbeute sicherstellen, jedoch flüchteten die Täter zunächst unerkannt zu Fuß weiter. Da die Polizei nach der Sprengung jedoch ein schnelles Fahndungszeugnis erstellte, konnten später zwei der drei Täter im Rahmen von Ermittlungen festgenommen werden. Der dritte Täter schaffte es bis nach Spanien. Dort wurde er Juni 2023 festgenommen. Bei der Sprengung in Bruchmühlen handelte es sich bereits um die zweite Sprengung. Zuvor hat die Bande einen Automaten in Hessen gesprengt und 90.850 Euro gestohlen.

Nachdem die Täter gefasst wurden, forderte der Staatsanwalt fünf Jahre, der Strafverteidiger vier Jahre Haft. Die Strafkammer entschied sich in ihrem Urteil letztlich für den Mittelwert der beiden Forderungen: viereinhalb Jahre Haft für die Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion in zwei Fällen, jeweils in Tateinheit mit Diebstahl.

In OWL kam es zu vielen Automatensprengungen

In den vergangenen Jahren gab es in OWL mindestens 20 Automatensprengungen. Eine davon erfolgte im Jahr 2023. Dort kam es zu einer besonderen Verfolgungsjagd. In Bad Oeynhausen wurde das Fluchtauto nach der Sprengung von einem Anwohner gesichtet. Der Mann war Jäger und schoss kurzerhand mit einem Gewehr auf das Auto. Dabei hat er tatsächlich die Hydraulikleitung geschädigt, weshalb die Polizei deutlich besser ermitteln konnte.

Im Januar 2025 sprengten Unbekannte einen Geldautomaten in Lichtenau-Atteln im Kreis Paderborn. Die Explosion verursachte erhebliche Schäden an einem Wohn- und Geschäftsgebäude. Im Oktober 2024 wurde in Lügde ein Geldautomat gesprengt, was zu umfangreichen Zerstörungen führte. Im Januar 2023 sprengten Kriminelle einen Automaten der Volksbank in Minden. Die Täter richteten großen Schaden an und konnten entkommen. Am 5. September 2023 versuchen Geldautomatensprenger, die Geldautomaten der Verler Filiale der Kreissparkasse Halle-Wiedenbrück mit einer Sprengladung zu knacken. Im März 2018 wurde in Spenge bei der Sprengung eines Geldautomaten ein Wohn- und Geschäftshaus massiv beschädigt. Die Schäden der Automatensprengungen bewegen sich oft in Millionenhöhe.