Nach Unfall an Silvester: Sicherheitsrisiko Gasflasche?

Bünde/Rödinghausen/Melle. Das tragische Ende einer Silvester-Party im benachbarten Melle bewegt auch im Bünder Land noch viele Menschen. Nach der Explosion eines mit Gas betriebenen Tischkamins, wurden fünf Frauen und vier Männer im Alter zwischen 25 und 28 Jahren mit leichten Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert. Ein 28-jähriger Osnabrücker, der das Gerät zum Ende der Feier ausschalten wollte, musste mit lebensgefährlichen Verbrennungen in eine Spezialklinik nach Hannover geflogen werden. Auch wenn die genaue Ursache des Unglücks noch nicht feststeht, gibt es einige allgemeingültige Verhaltensregeln für den sicheren Umgang mit Gasflaschen, wie sie mittlerweile auch in vielen Grills verwendet werden. Eine kleine Nachlässigkeit kann in einer Katastrophe münden Der mit dem Rettungshubschrauber nach Hannover geflogene Mann befindet sich mittlerweile außer Lebensgefahr. Dies bestätigte Polizeisprecher Jannis Gervelmeyer auf Nachfrage der NW. Die körperlichen und seelischen Spätschäden des Unfalls sind noch nicht gänzlich abzusehen. Der 28-Jährige befindet sich aktuell noch in der Spezialklinik und "wird einen langen und harten Genesungsweg vor sich haben", sagt Gervelmeyer. Den Sachschaden am in Brand geratenen Poolhaus beziffert die Polizei auf mindestens 50.000 Euro. Nachdem die rund 80 Helfer von Feuerwehr, Rettungsdienst und Polizei am frühen Neujahrsmorgen die Verletzten versorgt und den Brand gelöscht hatten, sicherten sie außerdem mehrere Gasflaschen. Der Umgang mit solchen Propangas-Flaschen kann es durchaus in sich haben und eine kleine Nachlässigkeit kann in einer Katastrophe enden. Daniel Feil vom Toom-Baumarkt in Bünde erklärt die Funktionsweise. "Die Propangas-Flaschen stehen üblicherweise unter einem Druck von 30 bar. Ohne einen Druckminderer, der an dem Auslass angebracht wird, kann man sie nicht an Geräten betreiben. Viele Geräte wie Grills oder auch Terrassenkamine funktionieren mit 30 bis 50 Millibar", so Feil. Also einem Bruchteil des Drucks in der Gasflasche. Dichtigkeit mit Seifenwasser prüfen "Wichtig", so Daniel Feil, "ist die korrekte Reihenfolge bei der Inbetrieb- und Außerbetriebnahme". Bei einer neuen Gasflasche muss zuerst die Schutzkappe entfernt werden, die sich beim Transport unbedingt auf der Flasche befinden muss, damit das Ventil auf der Flasche bei einem Sturz oder Unfall nicht beschädigt wird. Denn dann könne das gesamte Gas mit 30 bar Druck auf einmal entweichen. Nach dem Entfernen der Schutzkappe (Linksgewinde), bringt man den Druckminderer an, an dem wiederum der Schlauch des Endgeräts angeschraubt wird. "Erst dann darf man das Hauptventil auf der Flasche öffnen", erklärt der Experte, der gleich anfügt: "Nimmt man den Terrassenofen, Grill oder welches Endgerät auch immer, wieder außer Betrieb, muss man in jedem Fall zuerst das Hauptventil auf der Gasflasche fest schließen. Schließt man nur das Ventil am Endgerät, fließt trotzdem weiterhin Gas aus der Flasche nach. Da kann dann ein Funke genügen, um das ausströmende Gas zu entzünden und im schlimmsten Fall auch, um die Gasflasche zum Explodieren zu bringen." Daniel Feil hat noch einen Tipp, um die Funktion eines Druckminderers zu überprüfen: "Wenn man einen neuen Druckminderer an einer Flasche angebracht hat, kann man dessen Dichtigkeit mit etwas Seifenwasser testen, das man um den Anschluss streicht. Bilden sich dabei Blasen, darf man das Gerät nicht in Betrieb nehmen." Die Ermittler untersuchen derzeit noch, ob es sich bei dem Unglück in Melle um technisches oder menschliches Versagen gehandelt hat. Da sich die Wohnorte der Gäste der Feier über das ganze Bundesgebiet verteilen und diese dort befragt werden müssen, rechnet Polizeisprecher Jannis Gervelmeyer damit, dass das Ergebnis der Ermittlungen erst "tief im Januar" feststehen wird.

Meistgelesen