1957 geschwoft: Heute sind sie seit sechs Jahrzehnten ein Paar

Rödinghausen. Eng umschlungen tanzen Eberhard und Inge Protzel an einem Abend im Jahr 1957. Die anderen Gäste sind längst weg, nur sie sind noch da. &bdquo;Die Musik hat nur für uns gespielt", scherzt Inge Protzel heute noch. Es ist die Zeit des Rock ’n Roll und der Petticoats. Erst weit nach Mitternacht werden sie an jenem Tag die Tanzfläche verlassen und bald darauf zusammenkommen, ihr zukünftiger Ehemann, Eberhard Protzel, wird sie fragen, ob sie ein Paar werden wollen und danach wird er ihrer Mutter einen Blumenstrauß schenken, denn Höflichkeit sei ihm immer wichtig gewesen, sagt er – der Rest ist Geschichte. Heute ist das Ehepaar 60 Jahre zusammen und feiert diamantene Hochzeit. &bdquo;Ich hab sie damals zum Tanzen aufgefordert", erinnert sich Eberhard Protzel. Die Musik verbindet die Eheleute, die beide im Chor sangen, das Tanzen ist ihre zweite große Leidenschaft: &bdquo;Wir haben dieselben Interessen", sagt die ehemalige Altenpflegerin. Sie treffen sich wieder auf Festen und verabreden sich. Drei Jahre lang sind sie zusammen, dann macht der gelernte Schlosser seiner damaligen Freundin einen Antrag, das ist im Jahr 1960. Nach der standesamtlichen Trauung im Jahr 1961 muss das Paar bereits seine erste Herausforderung bewältigen. Der 81-Jährige wird von der Bundeswehr eingezogen. &bdquo;Statt Flitterwochen gab es für mich die Zitterwochen", sagt Eberhard Protzel. Heute kann er darüber lachen. Doch damals musste das Paar nicht Wochen, sondern über eineinhalb Jahre geduldig sein. &bdquo;Die Regeln beim Bund waren streng, Besuche waren bis auf wenige Ausnahmen nicht möglich", erzählt der Rentner. Das hinderte das Paar jedoch nicht daran, Wege zu suchen, sich dennoch zu sehen. &bdquo;Einmal schrieb meine Mutter einen Brief an die Bundeswehr, dass ich krank sei, dann durfte er kommen", erinnert sich die 80-Jährige mit einem Lächeln zurück. Wenig später konnte die Westkilverin ihrem Gatten eine weitere freudige Nachricht überbringen. Sie war schwanger und sollte bald einen Sohn gebären. Doch als sie ins Krankenhaus kam, war ihr Mann noch im Einsatz bei Eis und Schnee. Erst einen Monat später sieht er seinen Sohn zum ersten Mal. &bdquo;Das war ein unglaubliches Gefühl", sagt er heute. Im Krankenhaus die Hand halten Wieder fest verbunden in Westkilver,dort wo sie heute noch wohnen, erleben sie Höhen und Tiefen, wie sie heute sagen. &bdquo;Doch nichts hätte uns je daran denken lassen, uns irgendwann zu trennen", sagt Eberhard Protzel. Das Paar habe immer versucht, füreinander da zu sein – auch in schweren Zeiten. Als er aufgrund eines Zwerchfellbruchs ins Krankenhaus kommt, herrscht ein eisiger Winter. Seine Frau kämpft sich mit ihrem VW Polo durch die schneebedeckten Straßen. Jeden Tag nach der Arbeit kommt sie ihn besuchen. &bdquo;Ich war immer froh, wenn ich ankam, um mich herum lagen Autos, die sich im Schnee festgefahren haben", erzählt sie. Auch ihr Mann habe ihr stets das Händchen gehalten, wenn sie im Krankenhaus eine Narkose erhielt. Einmal sei diese wohl zu stark gewesen. &bdquo;An dem Tag ist er drei Mal gekommen, bis ich wach war", sagt sie. Die Liebe sei stärker geworden im Laufe der Zeit. &bdquo;Man fühlt, was der andere denkt", sagt er. &bdquo;Ich kann ihm nicht lange böse sein", sagt sie. &bdquo;Ich würde sie wieder heiraten", antwortet er darauf – und das ist nicht gelogen. Denn schon zu ihrer goldenen Hochzeit hat das Paar noch einmal"Ja" gesagt und sich wieder kirchlich trauen lassen. Das wäre in diesem Jahr auch der Fall gewesen, doch aufgrund von Corona muss die Feier um ein Jahr verschoben werden. Insgesamt drei Enkel und vier Urenkel hat das Paar noch. &bdquo;Familie war uns immer sehr wichtig", sagen sie beide. Mit ihnen wollen sie auch noch gern die eiserne Hochzeit feiern – dann wären sie 65 Jahre zusammen. Das Paar will zusammen alt werden. &bdquo;100 Jahre mindestens", sagt Eberhard Protzel schmunzelnd und seine Frau fügt hinzu: &bdquo;Aber nur wenn wir dann genauso fit sind."

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