„Ich werde bis zum Ende kämpfen“: Detmolder Studentin hat Luftröhrenkrebs

Detmold. Cornelia Wolf kommt am Arm ihres Verlobten Valentin Lobe zum Gespräch. Er ist ihre große Stütze im Kampf gegen den Krebs. Vor sechs Jahren erhielt die heute 28-Jährige die niederschmetternde Diagnose Luftröhrenkrebs. Das sogenannte adenoidzystische Tracheakarzinom ist weltweit sehr selten und tritt meist in einem Alter ab 60 Jahren auf. Die Betroffenen haben dann nur noch wenige Jahre zu leben. Die gebürtige Berlinerin lebt seit 2017 in Detmold und hat ihr Studium an der Musikhochschule mit einem Notendurchschnitt von 1,4 abgeschlossen. Es ist Anfang 2019 in München, als die Studentin bei einem Konzert mit der Neuen Philharmonie die erste Trompete spielt und es ihr nicht gut geht. &bdquo;Ich musste sehr viel husten und dachte erst, es ist ein normaler Infekt.“ Dieser zieht sich aber auch wieder zu Hause weiter hin. Nach jedem Treppensteigen ist sie völlig erledigt. Der Hausarzt tippt auf Asthma, bis sie plötzlich gar nicht mehr atmen kann und in die Notaufnahme eingeliefert wird. Niederschmetternde Diagnose In Berlin erhält die Studentin einen baldigen Untersuchungstermin und ahnt beim Arztgespräch mit ihrer Zwillingsschwester nichts Bahnbrechendes. Doch die Diagnose ist schlimm: Sie hat Luftröhrenkrebs, einen so seltenen, dass ihn selbst die Ärzte an der Charité bislang selten diagnostiziert haben. Die bösartige Wucherung hat die Luftröhre bereits massiv eingeengt. Zeitgleich liegt ihre Mutter in der Charité; diese stirbt einige Monate später an Darmkrebs, der ihrem Brustkrebs gefolgt war. Der Schock kommt bei Cornelia Wolf erst zu Hause. Schnell schließen sich mehrere Untersuchungen an, ob es sich um einem Primär- oder Sekundartumor handelt. Es ist glücklicherweise Ersteres und der Tumor kann entfernt werden. Während der Wochen im Krankenhaus ist sie komplett auf fremde Hilfe angewiesen, was der resoluten jungen Frau schwerfällt. &bdquo;Ich hatte ein tolles Team“, lobt sie die Mitarbeiter. Zu ihrer Freude kann sie anschließend wieder Trompete spielen. Das Instrument, das sie seit ihrer Schulzeit liebt. Bei einer punktgenauen Bestrahlung in Heidelberg muss sie eine Maske komplett über Schultern und Kopf ziehen. Noch heute denkt Cornelia Wolf mit Panik an die Platzangst über 20 Minuten. Die Liebe gefunden Ende 2020 lernt sie Valentin Lobe kennen, der ebenfalls in Detmold Musik studiert. Es funkt zu Weihnachten. Der heute 24-Jährige weiß von Anfang um die Krankheit von Cornelia. &bdquo;Man muss dem Partner das sagen und ihm die Chance geben, zu überlegen, ob es für ihn geht oder nicht“, sagt sie. Der gebürtige Hamburger ist seitdem an ihrer Seite, 2021 ziehen sie zusammen. Er gibt ihr in schweren Zeiten Kraft. Denn auch psychisch ist die Krankheit schwierig. Fragen wie: &bdquo;Wie sieht die nächste Computertomografie aus, wie lange geht es noch?“, bleiben. &bdquo;Es ist ein Wahnsinn, was wir in fünf Jahren alles durchgemacht haben“, findet die lebhafte junge Frau und strahlt ihren Verlobten an. Immer wieder muss sie mal husten. Es folgen vier weitere Operationen, bei denen immer wieder nachwachsende Metastasen und die Gallenblase entfernt werden – durch die vielen Medikamente hatte Cornelia Wolf Koliken bekommen. Es sind schwere Zeiten, aber zwischendurch geht es ihr immer wieder ganz gut. Sie hat ein Studium der Architektur begonnen und brennt dafür. Die beiden lernen sogar Tennis spielen. Ende 2023 ist Schluss mit Operationen, es soll noch Lungengewebe erhalten bleiben und einige Metastasen liegen zu schwierig. Eine Chemotherapie würde bei ihr nichts helfen. Seitdem bekommt die Studentin nur noch Tabletten. &bdquo;Sie töten den Tumor nicht, sondern halten nur das Wachstum auf und sind zur Verlängerung des Lebens“, erklärt Cornelia Wolf. Tabletten mit Nebenwirkungen Die Nebenwirkungen sind jedoch auch heftig: Husten, Hals- und Kopfschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Hautausschläge und große Erschöpfung. Nach einem Vortrag an der Hochschule muss sich die 28-Jährige für den Rest des Tages hinlegen, doch das Studium will sie auf jeden Fall beenden. Durch die Medikamente bekommt sie zwei epileptische Anfälle und muss die Tabletteneinnahme aussetzen. In den drei Monaten wachsen jedoch neue Metastasen. Seit ein paar Wochen unterzieht sie sich auch einer Immuntherapie – neben den Tabletten die letzte Behandlungsoption. Dabei würde die junge Frau nur zu gern aktiv und kreativ sein, Neues lernen und sich Wissen aneignen. &bdquo;Deswegen ist es so schwierig, dass der Körper einem ein Stoppschild vor den Kopf hält“, bedauert sie. Das Paar will seine Hochzeit feiern Ihre drei Schwestern haben für sie eine Crowdfunding-Aktion gestartet. Denn das junge Paar, das eigentlich in einer durch viele Treppen ungeeigneten Dachgeschosswohnung lebt, hat kaum Einnahmen und Existenzangst. Cornelia Wolf gibt aus diesem Grund etwas Trompetenunterricht. Sie benötigt auch Geld für nicht-verschreibungspflichtige Medikamente und Behandlungen, ohne die sie den Alltag nicht schafft wie ein Verfahren zur Stärkung ihrer Energie. Großer Wunsch des Paares ist, noch etwas zu reisen – wegen der Architektur nach Rom und nach Spanien. Seit 2023 sind sie verlobt. Ein Traum der 28-Jährigen ist, im nächsten Jahr mit allen Verwandten und Freunden ihre Hochzeit zu feiern. &bdquo;In dieser Situation ist es wichtig zu feiern, wenn es noch geht“, sagt sie und will auf jeden Fall dann mit ihrem Mann tanzen und keinen Rollator schieben. Klar ist auch, dass Musik eine große Rolle spielen soll. Ihre Familie, darunter auch zwei weitere Schwestern, unterstützen sie. Cornelia Wolf ist für jede Hilfe sehr dankbar. &bdquo;Ich bin ein optimistischer Mensch und werde bis zum Ende kämpfen“, verspricht sie. Umso mehr versucht sie, mit Verwandten und Freunden schöne Momente aufzusaugen. &bdquo;Es ist nicht leicht, wenn man so jung aus einem normalen Leben gerissen wird“, deutet sie ihre Verzweiflung ihn gewissen Zeiten nur an. Weil sie aufgrund der Ansteckungsgefahr auch in öffentlichen Verkehrsmitteln eine Maske trägt, oft hustet und sich hinsetzen muss, wird sie dafür oft komisch angeschaut und wurde auch schon respektlos angesprochen. In unserer Gesellschaft sei wenig Bewusstsein dafür vorhanden, dass auch junge Menschen chronisch krank sein können, findet die 28-Jährige und möchte dafür einen Denkanstoß geben. Auch sie sehe ja fröhlich und äußerlich gesehen gesund aus, &bdquo;aber es ist nicht immer so, wie es scheint“. Infos zum Spendenaufruf: https://www.gofundme.com/f/kampf-gegen-krebs-hilfe-fur-unsere-schwester

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