Medizinisches Versorgungszentrum: Bürgermeister ist skeptisch

Rödinghausen. Besonders in kleinen Kommunen könnte künftig ein Mangel an Haus- und Fachärzten drohen, da viele junge Mediziner die Praxis in der Großstadt vorziehen. Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sollen daher helfen, um den Ärztemangel zu bekämpfen. In einem MVZ arbeiten mindestens zwei Ärzte aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen, um eine bessere medizinische Versorgung zu gewährleisten. Dadurch könnten auch junge Ärzte angelockt werden, da sie nicht gleich die alleinige finanzielle Verantwortung für eine Praxis tragen müssen. Die Grünen in Rödinghausen stehen der Idee ebenfalls positiv gegenüber und möchten von der Verwaltung, dass mit einer Machbarkeitsstudie geprüft wird, ob ein MVZ in Rödinghausen möglich ist. Das Medizinische Versorgungszentrum soll jedoch nicht privat, sondern von der Kommune getragen werden. Der Antrag sollte eigentlich im Ausschuss für Soziales, Integration und Kultur diskutiert werden. Stattdessen griff die Verwaltung die Idee auf und legte einen eigenen Beschlussvorschlag vor, über den in der Sitzung diskutiert wurde. Fünf Allgemeinmediziner in der Gemeinde Im Antrag heißt es: "Auf die Erstellung einer Machbarkeitsstudie zur Gründung eines Kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums wird verzichtet." Stattdessen werde die Verwaltung beauftragt, die laufenden Gespräche mit medizinischen Experten fortzuführen und bei Bedarf gemeinsam Maßnahmen zu entwickeln, um die medizinische Versorgung in Rödinghausen langfristig sicherzustellen. In der Debatte meldete sich zuerst Bürgermeister Siegfried Lux zu Wort. Er ist von der Idee der Grünen nicht überzeugt. &bdquo;Ich stehe einem kommunal geführten MVZ skeptisch gegenüber", sagte er. Grund sei zum einen, dass die ärztliche Versorgung in Rödinghausen derzeit mit fünf niedergelassenen Allgemeinmedizinern im Vergleich zu anderen Kommunen vergleichbarer Größe überdurchschnittlich sei. "Risiken sind zu hoch" Zudem warnte er vor den Gefahren, wenn eine Kommune als Träger eines Medizinischen Versorgungszentrums auftrete. &bdquo;Die Risiken, die damit verbunden sind, sind deutlich zu hoch. Auf uns würde eine hohe finanzielle Belastung zukommen. Zudem sei die Kommune bei Behandlungsfehlern, Regressen und Insolvenz voll haftbar, sagte er. Des Weiteren fehle der Kommune das fachspezifische Know-how. "Der Aufwand eines MVZ übersteigt die Chancen", sagte er. Erwartungsgemäß teilte die SPD-Fraktion die Bedenken des Bürgermeisters. "Eine Machbarkeitsstudie setzt ein ernstes Interesse voraus, ein Medizinisches Versorgungszentrum auch realisieren zu wollen", sagte Janina Vogelsang-Sprinke. Sie verwies auf die Eröffnung der Medizinfakultät an der Universität Bielefeld. Es sei gut möglich, dass junge Ärzte dadurch künftig vermehrt den Weg nach Rödinghausen finden. Auch die FDP unterstützte den Beschlussvorschlag der Gemeinde. "Die Studie kostet viel Geld und ist unnötig", sagte Dirk Kleineweber. CDU sieht Geringschätzung des Gremiums Anders sah die Stimmungslage bei der CDU aus. Dirk Blank von den Christdemokraten kritisierte, dass nicht über den Antrag der Grünen, sondern über den Beschlussvorschlag der Gemeinde diskutiert werde. "Dieser Beschluss hat mit dem eigentlichen Antrag nichts zu tun. Aber das wundert mich nicht. Das ist für mich ein Zeichen der Geringschätzung der politischen Gremien in Rödinghausen." Zur Sache erklärte er anschließend, dass mittelfristig die medizinische Versorgung noch gegeben sei. "Aber es sollte langfristig gedacht werden." Die Christdemokraten legten daher einen eigenen Beschlussvorschlagvor. "In dem verwaltungsseitigen Vorschlag war vorgesehen, dass allein die Verwaltung Maßnahmen zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung entwickelt", sagt Dirk Blank von der CDU. In den Augen der Christdemokraten sei die Sicherstellung der medizinischen Versorgung allerdings zu wichtig, als dass darüber hinter verschlossenen Türen im Rathaus beraten werden solle. "Statt dessen sollten die Diskussionen in den dafür vorgesehenen politischen Gremien stattfinden. Nicht zuletzt auch, um eine Mitsprache der Bürger bei diesem wichtigen Thema zu ermöglichen", sagt Blank. CDU-Vorschlag abgelehnt Fünf Ausschussmitglieder der CDU und den Grünen stimmten zwar dafür, sechs Gegenstimmen gab es von Seiten der SPD und der FDP. Anschließend wurde über den verwaltungsseitigen Beschlussvorschlag abgestimmt. Hierfür stimmten SPD und FDP, die Grünen votierten dagegen, die CDU enthielt sich.Bürgermeister Siegfried Lux erklärte: &bdquo;Wir werden die laufenden Gespräche mit den niedergelassenen Ärzten fortführen, um die gute medizinische Versorgung der Bürger langfristig zu sichern." Ein kommunal geführtes Medizinisches Versorgungszentrum ist damit aber wohl erst einmal vom Tisch.

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