Hausärztemangel in Höxter: Kommunales MVZ als Rettungsplan

Höxter. Höxter leidet nicht nur chronisch unter Geldmangel, sondern auch an fehlenden Hausärzten. Ein Thema, das die Menschen in der Stadt sehr bewegt, wie auch der große NW-Ortscheck gezeigt hat. Demnach gaben die Höxteraner der Gesundheitsversorgung ihrer Stadt auf einer Skala von eins bis zehn nur die Note 5,5. Der zweitschlechteste Wert aller 41 in Ostwestfalen abgefragten Regionen. Und das, obwohl es mit dem St. Ansgar ein großes Krankenhaus vor Ort gibt. In den zahlreichen persönlichen Kommentaren wird deutlich, was den Menschen an der Weser die größte Sorge macht: Der Mangel an Haus- und teilweise an Fachärzten wird immer wieder hervorgehoben. Die Stadt müsse attraktiver für junge Ärzte, vor allem Allgemeinmediziner werden, heißt es da etwa. Andere fordern eine Initiative zur Errichtung eines Ärztehauses. Die gute Nachricht in der schwierigen Situation: Die Stadt hat sich längst auf den Weg gemacht, das Problem zu lösen. Obwohl es eigentlich Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung ist, die Ärzteversorgung sicher zu stellen. Doch an der Weser weiß man, dass von der KVWL kaum Hilfe zu erwarten ist. Höxter plant Zukunft hinter verschlossenen Türen Schon vor einem Jahr wurde ein Arbeitskreis gegründet, der inzwischen einige Male hinter verschlossenen Türen getagt hat, wie Bürgermeister Daniel Hartmann in der jüngsten Ratssitzung berichtete. &bdquo;Der Arbeitskreis hat viele Experten gehört“, erklärte Hartmann dem Rat. Auch die KVWL und die KHWE waren da, und der in Höxter lebende Bürgermeister Marienmünsters, Josef Suermann. Hausärzte im Kreis Höxter schlagen Alarm: &bdquo;Wir alle wollen mehr Zeit für Patienten“ Dort hat man letztes Jahr ein kommunales Medizinisches Versorgungszentrum gegründet – und das als eine der kleinsten Kommunen in NRW. &bdquo;Dabei hat sich gezeigt, dass eine Gründung in privater Trägerschaft derzeit kein Lösungsansatz ist, da sich kein Hausarzt gefunden hat, der ein privates MVZ gründen möchte“, so Hartmann in der Sitzungsvorlage. Wie auch? Mehr als zwei Drittel der niedergelassenen Ärzte in Höxter ist teils weit über 60 Jahre alt – und denkt vielmehr an den Ruhestand statt an ein neues Projekt. Nur ein Weg ist in Höxter realistisch Entsprechend scheint nur ein Weg kurzfristig wirklich gangbar: Der Aufbau eines kommunalen Medizinischen Versorgungszentrums, bei dem die Stadt quasi die Ärzte anstellt und sich vor allem um den bürokratischen Aufwand kümmert. Der Arbeitskreis unterstützt diesen Weg. Weil eine Stadtverwaltung aber nun mal kein Medizinbetrieb ist, hat sie sich die Unternehmensberatung Dostal an die Seite geholt, die den Prozess in Höxter intensiv begleiten soll. Dostal sind Experten auf dem Gebiet und betreuen aktuell ein Drittel der kommunalen MVZ – auch Marienmünster. Und weil es schon eine Unterversorgung gibt, will der Bürgermeister jetzt schnell Nägel mit Köpfen machen. &bdquo;Das Thema ist zu wichtig, als das wir jetzt Zeit verlieren dürften“. Der Stadtrat sollte in seiner jüngsten Sitzung 75.000 Euro für die Gründung der GmbH und im kommenden Jahr 500.000 Euro als Anschubfinanzierung. &bdquo;Versehen mit einem Sperrvermerk“, wie Hartmann ausdrücklich betonte, damit der Rat noch über die tatsächliche Ausgabe des Geldes entscheiden kann, freigeben. Bürgermeister spricht von Durchbruch für Höxter Denn die Unternehmensberatung Dostal wird erst in der Sitzung Ende August detaillierte Pläne zum MVZ vorstellen. &bdquo;Dann können Sie als Ratsmitglieder auch alles fragen“, so Hartmann. Eines nahm er aber schon vorweg: Es wird sich tragen. Und er machte deutlich: &bdquo;Das ist ein Durchbruch und gute Nachricht für Höxter“, so Hartmann. Ärzte, die die Gründung begleiten würden, stünden bereit. Akuter Hausärztemangel in Höxter: So will die Politik dagegen vorgehen Der CDU ging das wieder mal zu schnell – obwohl Fraktionschef Günter Ludwig nach eigener Aussage an allen Sitzungen des Arbeitskreises teilgenommen hat. Er forderte, dass der Rat zuvor vollumfänglich informiert werde und kritisierte, dass er im Handstreich so viel Geld freigeben sollte. Er sprach gar von einem Freibrief. &bdquo;Das ist in dieser Lage völlig verantwortungslos.“ CDU sieht keine Dringlichkeit bei Hausarztversorgung Ein kommunales Versorgungszentrum müsse der allerletzte Notnagel sein, denn es bestehe die Gefahr, dass das Zentrum nicht auskömmlich ist und die Stadt für Kosten gerade stehen müsse. Er sehe auch nicht die vom Bürgermeister beschriebene Dringlichkeit. &bdquo;Noch haben wir eine auskömmliche Hausärzteversorgung“, meinte Ludwig. Das ganze Projekt müsse man auch als Teil der Wirtschaftsförderung ansehen. Dem widersprachen die anderen Parteien im Rat deutlich. Angesichts des Sperrvermerks sei die Entscheidung keinesfalls ein Freibrief, sondern vielmehr ein Startschuss, so Michael Schuster von der UWG. Volker Bertram, Grüne, schilderte, wie voll es in den Hausarztpraxen sei und welch große Sorgen er sich wegen der Überlastung der Allgemeinmediziner macht. Während sich die CDU enthielt, sahen sich die 23 anderen Ratsmitglieder in der Lage, die Verantwortung zu übernehmen, und stimmten grundsätzlich dafür, das MVZ weiterzuplanen.

Meistgelesen