Neue Kräfte, unsichere Mehrheiten: Welche Richtung nimmt das Löhner Rathaus?

Löhne. Die rote Hochburg hält noch stand – aber sie gerät ins Wanken. Nachdem die SPD in Löhne über Jahre hinweg auf stabile Mehrheiten bauen konnte, haben sich die politischen Kräfteverhältnisse durch die Kommunalwahl am Sonntag deutlich verschoben. Zwar stellen die Sozialdemokraten nach wie vor die stärkste Fraktion. In Detailfragen aber dürfte es durch das Erstarken der bürgerlichen Seite und den Einzug der AfD schwierig werden, Mehrheiten zu bilden. Ausgerechnet zwei kleine Parteien könnten damit zum Zünglein an der Waage werden. Und auch das noch offene Rennen um das Bürgermeisteramt ist entscheidender denn je. Sacken lassen, in die Detailanalyse gehen, nach möglichen Mehrheiten schauen – viel mehr als die üblichen Plattitüden fiel SPD-Parteichef und Bürgermeisterkandidat Christian Antl am Wahlabend zunächst nicht ein. Nur noch 33,51 Prozent der Wählerinnen und Wähler hatten seiner Partei ihre Stimme gegeben, rund 1.200 weniger als noch vor fünf Jahren. Ein historisch niedriges Ergebnis für die Löhner Sozialdemokratie, die seit Stadtgründung nie unter die 40-Prozent-Marke gerutscht war. &bdquo;Aber wir haben auch einiges geholt“, bemühte sich Antl um einen positiven Blick. Lesen Sie auch: Löhner Rat wächst auf Rekordgröße: Verluste in fast allen Reihen, nur die AfD gewinnt Die SPD sackt ab und gibt dennoch den Takt vor .responsive23-mfhRy3hnS0OJApdE-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-gewinne { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-mfhRy3hnS0OJApdE-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-gewinne { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-mfhRy3hnS0OJApdE-bar-horizontal-gemeinderatswahl-wahl-gewinne { padding-top: 142.86%; } } Tatsächlich war in den Wahlbezirken einmal mehr Verlass auf die rote Stammwählerschaft. Zwar konnte die SPD ihren Erdrutschsieg von 2020, als sämtliche 22 Direktmandate geholt wurden, nicht ganz wiederholen. Mit 19 gewonnenen Direktmandaten aber schnitten die Sozialdemokraten in den Ortsteilen erneut stark ab – und sicherten sich so mehr Sitze im Rat, als ihnen gemessen am Gesamtergebnis eigentlich zustehen würden. Zudem bleibt die SPD auch in Zukunft stärkste Kraft im Gremium. Von den SPD-Direktmandaten profitierten somit insbesondere die kleineren Parteien. Denn um die Wählerstimmen im Verhältnis ordentlich abzubilden und die Vertreter der Wahlbezirke gleichermaßen zu berücksichtigen, muss der Rat um mehrere Sitze erweitert werden. Statt wie vorgesehen 44 werden nun 58 Stühle von den Parteien besetzt. Die FDP, die von ohnehin schwachen 3 auf jetzt nur noch 1,8 Prozent zurückfiel, wäre ohne diese Ausgleichsmandate wohl außen vor geblieben, darf jetzt aber mit Uwe Neuhaus zumindest ein Ratsmitglied stellen. Gleiches gilt für Maurice Matern von der Satirepartei &bdquo;Die Partei“, die am Ende bei 1,7 Prozent landete. Und selbst die Löhner Bürger-Allianz schlägt Kapital aus dem SPD-Ergebnis und zieht trotz mageren 3,7 Prozent und einer Halbierung des Wählerzuspruchs gerade noch mit zwei Mitgliedern als Fraktion in den Rat ein. Auch interessant: Bürgermeister-Stichwahl in Löhne zwischen Antl und Büssing Die AfD bringt die Machtverhältnisse ins Wanken Ob der LBA letztlich das erstmalige Antreten der AfD zur Ratswahl zum Verhängnis wurde, bleibt vorerst Spekulation. Das Ergebnis von LBA-Chef Hermann Ottensmeier, der bei der Bürgermeisterwahl rund 1.000 Stimmen mehr auf sich vereinen konnte als seine Wählergemeinschaft, lassen eine solche Deutung zumindest zu. Fakt aber ist, dass die selbst ernannte Alternative für Deutschland, die in Teilen als rechtsextrem gilt, auf Anhieb ein enormes Wählerpotenzial in der Werrestadt abschöpfen konnte. Rund 3.300 Stimmen bescheren der AfD ein Ergebnis von 19,6 Prozent, die mit stolzen elf Mitgliedern in den neuen Rat einzieht. Spitzenkandidat Arthur Mai sicherte sich zudem in Wahlbezirk 19 in Löhne-Ort das Direktmandat, wenn auch nur mit sechs Stimmen Vorsprung auf CDU-Parteichef Andre Schröder. Als drittstärkste Kraft kommt die AfD auf nur vier Sitze weniger als die CDU. Zwar konnten die Christdemokraten ihr desaströses Ergebnis von 2020 leicht verbessern und dieses Mal sogar zwei Direktmandate in Ostscheid und auf dem Wittel holen. Mit einem Stimmenanteil von 26,17 Prozent aber profitiert sie vom Einbruch ihrer sozialdemokratischen Kontrahenten kaum – und kann ihr auch im neuen Rat zumindest alleine nicht die Stirn bieten. Lesen Sie auch: Löhne hat jetzt genug Ratsmitglieder für eine kleine Großstadt Zwei gleichstarke Lager im Löhner Rat? .responsive23-jUQxVD5Ft4j6fTsQ-parl-gemeinderatswahl-wahl-sitze { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-jUQxVD5Ft4j6fTsQ-parl-gemeinderatswahl-wahl-sitze { padding-top: 76.92%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-jUQxVD5Ft4j6fTsQ-parl-gemeinderatswahl-wahl-sitze { padding-top: 100%; } } Tatsächlich wird im Gremium entscheidend sein, wie sich die Fraktionen und Einzelvertreter künftig zueinander verhalten. Aus der klassischen Block-Sicht jedenfalls kommt das konservative bis rechte Lager um CDU, AfD und LBA ebenso auf 28 Sitze, wie die linken und progressiven Kräfte aus SPD, Grünen und Linken. Mit ausschlaggebend für diese Kräfteverhältnisse dürfte auch das vergleichsweise schwache Abschneiden der Grünen sein, die von 14,8 auf jetzt 7,3 Prozent abrutschten und dadurch zwei Mandate verloren. Die Linke um Spitzenkandidat Ulrich Adler hingegen konnte leicht zulegen und sitzt fortan mit einem Mann mehr im Gremium. Ob es tatsächlich zu einer solchen Patt-Situation kommt, bleibt indes abzuwarten. Immerhin hatte CDU-Spitzenkandidat Maik Büssing vor dem Urnengang beteuert, sich mit der AfD gar nicht auseinandersetzen zu wollen und lieber Kompromisse mit Parteien der Mitte anzustreben. Ob er die neue Kraft aber wirklich ignorieren kann, ist zumindest fraglich. Kommunalwahl 2025: Alle Wahlergebnisse aus Löhne im Überblick Das Zünglein an der Waage Für die Bildung von Mehrheiten könnten demnach ausgerechnet die beiden Einzelkämpfer im Rat ausschlaggebend sein. Während FDP-Vertreter Uwe Neuhaus als Pragmatiker gilt, der sein Abstimmungsverhalten von liberalen Interessen abhängig macht, präsentiert sich Maurice Matern als Satirepolitiker mit Hang zur Scherzhaftigkeit – allerdings auch als ernsthafter Gegner von rechtsextremistischer Gesinnung. Bleibt also noch die Bürgermeisterstimme, die bei Abstimmungen im Rat entscheidend werden könnte. Mit Christian Antl von der SPD und Maik Büssing von der CDU stehen sich bei der Stichwahl am 28. September wiederum zwei unterschiedliche politische Richtungen gegenüber. Zwar geht Antl mit einem Vorsprung von knapp 1.200 Stimmen ins Rennen. Allerdings dürfte es beim Urnengang auch darauf ankommen, wie sich die Anhänger der übrigen Parteien in der Wahlkabine verhalten.

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