Kommunalwahl 2025

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Löhner Rat wächst auf Rekordgröße: Verluste in fast allen Reihen, nur die AfD gewinnt

Im neuen Rat wird die Mehrheitsfindung zur Herausforderung. Die SPD verliert zweistellig, auch Grüne, LBA und FDP schwächeln. Die CDU profitiert nur bedingt.

Im neuen Rat wird es große Veränderungen geben. | © Niklas Tüns

Felix Eisele
14.09.2025 | 14.09.2025, 23:59

Löhne. Der nächste Rat der Stadt Löhne – er wird nicht nur deutlich bunter, sondern auch deutlich größer als zuletzt. Nachdem die SPD in den vergangenen Jahren mit einer stabilen Mehrheit das Gremium dominierte, muss sie nun zweistellige Verluste verkraften. Die CDU indes kann davon nur bedingt profitieren, auch Grüne und LBA verlieren an Zuspruch. Größter Gewinner ist ein Neuling: Die AfD wird gleich im ersten Anlauf drittstärksten Kraft im Rat. Demgegenüber steht eine erstarkte Linke. Die Mehrheitsfindung dürfte damit nicht leichter werden.

Silke Welling blickte konsterniert auf die Leinwand im Ratssaal. Der grüne Balken ihrer Partei wollte und wollte einfach nicht größer werden. Am Ende stoppte er knapp unterhalb der 9 Prozent. Fünf statt wie bisher sieben Sitze gehen damit an die Grünen. „Das ist ernüchternd“, sagte die Fraktionsvorsitzende und Spitzenkandidaten. „Da reißen sich so viele den Allerwertesten auf und andere bekommen die Stimmen.“

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AfD holt auf Anhieb elf Sitze

Gemeint war insbesondere die AfD. Zwar hatte die Partei vom rechten Rand schon bei der Europa- und Bundestagswahl ihr Wählerpotenzial in der Werrestadt unter Beweis gestellt, ihren Löhner Stadtverband aber erst vor wenigen Wochen aus der Taufe gehoben.

Dennoch konnte sie rund 19,6 Prozent der Wähler von sich überzeugen. Und nicht nur das: In Wahlbezirk 19 (Städtische Realschule) holte Spitzenkandidat Artur Mai sogar das Direktmandat – und setzte sich damit sogar gegen den CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Andre Schröder durch. Insgesamt zieht die AfD mit 11 Mitgliedern in den Rat ein. „Das ist ein tolles Ergebnis, wir freuen uns sehr“, sagte Mai in einer ersten Stellungnahme. Eine Tendenz habe sich zwar schon vorher abgezeichnet. „Aber in der Stärke ist das schon ein starker Wählerauftrag, dem wir natürlich auch gerecht werden wollen.“

Linke legt leicht zu, FDP verliert nochmal

Ganz anders bewerteten die bewährten politischen Kräfte die neuen Verhältnisse. „Das ist schon harter Tobak“, kommentierte der langjährige SPD-Chef Egon Schewe das Ergebnis. Auch sein Bürgermeisterkandidat Christian Antl schüttelte verständnislos den Kopf – insbesondere mit Blick auf das Kopf-an-Kopf-Rennen, dass sich AfD und CDU zwischenzeitlich um Platz zwei geliefert hatten. Und auch Stephie Karger von der Linken sprach von einer „traurigen Entwicklung“. Wenngleich ihre eigene Partei durchaus zu den Gewinnern des Abends zählte. Mit 5,5 Prozent der Stimmen konnte die Linke ihr Ergebnis von 2020 leicht steigern und ihre Ratsmandate auf drei ausbauen.

Davon kann die FDP hingegen nur träumen. Bei mageren 1,8 Prozent verharrte der Balken der Liberalen am Wahlabend, das schwache Ergebnis von vor fünf Jahren wurde damit noch einmal unterboten. „Meine Laune ist trotzdem noch gut“, ließ sich ihr bisheriger Rats-Einzelkämpfer Uwe Neuhaus entlocken. Im neuen Gremium wird er weiterhin alleine die FDP-Fahne hochhalten. „Wir sind eben nicht kaputt zu kriegen“, so Neuhaus.

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LBA halbiert ihr Ergebnis

Gleiches gilt auch für die Löhner Bürger-Allianz (LBA), deren Ergebnis sich im Vergleich zu 2020 nahezu halbierte. Mit nur noch 3,7 Prozent zieht sie mit nur noch zwei Mitgliedern in den Rat ein und hat damit gerade eben noch ihren Fraktionsstatus gerettet. „Unser Profil war im Wahlkampf nicht scharf genug“, bewertete LBA-Chef Hermann Ottensmeier das Ergebnis. In der Ratsmehrheit würden sich jetzt aber neue Konstellationen ergeben.

Das befürchtet auch Ulrich Adler von der Linken. „Da droht jetzt eine Mehrheit aus CDU, AfD und LBA“, sagte er. Ob sich damit grundlegende Themen wie ÖPNV oder auch der Bäderneubau gestalten ließen, wagte er zu bezweifeln.

SPD bleibt stärkste Kraft, CDU holt leicht auf

Und die CDU? Die landete am Ende bei 26,17 Prozent und lag damit in etwa auf dem Niveau der letzten Wahl. Allerdings gelang es den Christdemokraten auch, die macht der SPD stellenweise zu durchbrechen und zwei Direktmandate zu gewinnen. 2020 waren die Wahlbezirke noch allesamt an die Sozialdemokraten gefallen. Mit jetzt 15 Mandaten steht die Union stärker da als in den vergangenen fünf Jahren. „Wir hätten uns trotzdem mehr gewünscht, aber mit so einer starken AfD war einfach nicht mehr drin“, kommentierte CDU-Bürgermeisterkandidat Maik Büssing.

Das sah auch SPD-Chef Christian Antl ähnlich. Das eigene Ergebnis mit Verlusten im zweistelligen Bereich musste er erst einmal sacken lassen. „Und dann müssen wir schauen, wie wir in Zukunft Mehrheiten zustande bringen können.“ Immerhin: Stärkste Kraft bleiben die Sozialdemokraten auch im neuen Rat – wenn auch mit einigen Kratzern. Im Vergleich zur letzten Legislatur sind dennoch nur zwei Ratssitze verloren gegangen.

Denn durch Überhang- und Ausgleichsmandate wächst das Gremium auf Rekordgröße an. Statt wie vorgesehen 44 gehören dem Rat künftig 58 Ratsmitglieder an. Einer von ihnen ist im Übrigen Maurice Matern von der Satirepartei „Die Partei“, der mit 1,75 Prozent einen Sitz gewonnen hat. „Ich freue mich drauf“, erklärte er in einem kurzen Statement.

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