Rente noch lange nicht in Sicht: 74-jähriger Lehrer will Bürgermeister werden

Löhne. Hermann Ottensmeier wirft mit 74 Jahren nun zum fünften Mal seinen Hut als Bürgermeisterkandidat in den Ring. Er ist der älteste unter den Bewerbern. Einmal hat er es schon für die CDU und vier Mal für die Löhner Bürger-Allianz versucht. Sicherheit und Bildung liegen dem pensionierten Lehrer besonders am Herzen. Bei den städtischen Finanzen setzt er darauf, sich auf die Pflichtausgaben zu konzentrieren. Mit den Belastungen, die das Amt in seinem Alter womöglich für ihn bedeuten könnte, werde er schon zurechtkommen. &bdquo;Ich glaube nicht, dass das mich vor Herausforderungen stellen würde.“ Er sei ja schließlich aktuell auch noch die Hälfte der Woche in seinem alten Beruf als Lehrer tätig. &bdquo;Die andere Hälfte mache ich Politik.“ Wenn er gewählt würde, wären es dann eben 100 Prozent Politik. Und in der Kommunalpolitik hat er mehrere Jahrzehnte Erfahrung. Dass er hier auch schon einmal – damals noch für die CDU – als stellvertretender Bürgermeister agiert hat und die Geschichte der Stadt Löhne seit seiner Geburt miterlebt hat, sieht er als wichtige Stärken für sich als Bewerber. Und seine Schwächen? &bdquo;Ich bin manchmal etwas ungeduldig“, gibt er zu. Und auch sonst könne er durchaus mal pingelig sein. Ein Herz für Zwischenrufe Einen autoritären Führungsstil würde er als Bürgermeister jedoch nicht an den Tag legen, betont er, stattdessen &bdquo;klar und zugewandt“. Konstruktive Kritik sei da auch willkommen und &bdquo;grundsätzlich notwendig“. Delegieren müsse man natürlich auch können. &bdquo;Wer das nicht kann, ist in dem Amt völlig überfordert.“ Und auch wenn er in seiner aktuellen Rolle durchaus für Polemik bekannt sei, gehöre es natürlich auch dazu, Kompromisse zu finden. Sich um die Anliegen aller Bürger zu kümmern, egal aus welchem politischen Lager, sei ebenfalls selbstverständlich. &bdquo;Das ergibt sich schon allein ganz banal aus dem Amtseid, dass man für alle Menschen da ist und als Bürgermeister in ganz besonderer Weise.“ Und in Ratssitzungen könnte es seiner Meinung nach ruhig etwas lockerer zugehen. Eine gewisse äußere Ordnung sei natürlich notwendig. Aber: &bdquo;Zwischenrufe finde ich eher attraktiv. Das hat ein belebendes Element, es soll ja auch nicht so sein, wie eingeschlafene Füße.“ Sicherheit als wichtiges Thema Aber warum tritt er denn nun schon zum fünften Mal an? Um die Politik der LBA umzusetzen, sagt er. &bdquo;Wir wollen die Bürgerinteressen in den Mittelpunkt stellen. Insbesondere haben wir den Eindruck, dass der Aspekt der Sicherheit hier in Löhne bislang zu kurz gekommen ist. Und dass das ein Thema ist, das den Menschen am Herzen liegt.“ In diesem Bestreben sieht er sich dadurch bestätigt, dass laut Polizeistatistik 2024 in Löhne mehr Straftaten angezeigt wurden. Eben diese Statistik hatte Polizeisprecher Hendrik Drawe gegenüber der NW jedoch relativiert. Ein anderes Anzeigeverhalten und eine Zunahme von Gewaltdelikten eher im häuslichen als im öffentlichen Raum müssten in Betracht gezogen werden. Ottensmeier sieht aber vor allem im Bahnhofsumfeld und an der Werretalhalle &bdquo;viel Kleinkriminalität“. Die wolle die LBA ins Auge nehmen. &bdquo;Da wollen wir dran bleiben.“ Lesen Sie auch: Randale auf dem Findeisenplatz: Wie sicher ist die Löhner Innenstadt? Neben der Sicherheit sind die Finanzen ein großes Thema im Wahlkampf der Bürger-Allianz. Die Politik der Mitbewerber habe sich nicht bewährt, sagt Ottensmeier. &bdquo;Die Verschuldung ist massiv angestiegen. Und es sind immer wieder Schecks auf die Zukunft gezogen worden.“ Es sei nun eine andere Finanzpolitik gefragt. Wie diese aussehen soll? &bdquo;Es gibt in der Kommune die Pflichtaufgaben und die freiwilligen Aufgaben. Wir gehen als LBA davon aus, dass es primär um die Erfüllung der Pflichtaufgaben geht.“ Wo nicht gespart werden sollte Sicherheit, darunter besonders die Feuerwehr, und Bildung sind Themen, bei denen laut Ottensmeier keine Abstriche zu machen sind. Andere seien &bdquo;dann einfach nicht mehr machbar“. Wer Geld ausgebe, müsse vorher ins Portemonnaie schauen. &bdquo;Nun ist natürlich bei der Stadt Löhne nichts mehr drin, aber die Schulden springen massiv in die Höhe. Wir meinen, man kann so nicht weitermachen.“ Auch interessant: &bdquo;Komm zur Sache jetzt“ bis &bdquo;Moralkeule“: So geht es bei der Löhner Haushaltsdebatte zu Aber gibt es denn etwas unter den freiwilligen Leistungen, in das aus seiner Sicht trotzdem investiert werden sollte? Er sei zum Beispiel nicht der Meinung, dass das Kulturangebot eingeschrumpft werden müsse. &bdquo;Ich finde das Kulturangebot sehr interessant, das muss auch so sein, keine Frage.“ Bei den Gebäuden sieht er das allerdings anders. Schulen und Feuerwehrhäuser gehören zu den Pflichtaufgaben. &bdquo;Ich wüsste kein Gebäude, das zur Debatte stünde und das nicht zu den Pflichtaufgaben gehört, wo ich sage, da muss Geld für ausgegeben werden.“ In diesem Punkt bleibt sich der 74-Jährige bis heute treu, war er doch schon vor mehr als 25 Jahren gegen die Durchführung der Landesgartenschau und die Anlage der Aqua Magica. Bis heute findet er: &bdquo;Die war schlecht gemacht.“ Wenn es ums Prinzip geht Nach einer Erfahrung gefragt, bei der er schon einmal gescheitert ist, erinnert er sich an den Streit, der einst kurz nach der Jahrtausendwende zu seinem Austritt aus der CDU geführt hat. Da ging es ihm auch ums Prinzip. Ursprung war eine Auseinandersetzung über Landschaftschutzflächen, die in Bauland umgewandelt werden sollten. Weitere Uneinigkeiten mit der eigenen Fraktion führten schließlich dazu, dass Ottensmeier die Partei verließ und die LBA gegründet hat. &bdquo;So hat sich das dann eigentlich zum Positiven für mich gewendet“, meint Ottensmeier, auch wenn es keine einfache Zeit gewesen sei. Er habe daraus gelernt, dass es sich lohnt, auch bei starkem Gegenwind an den eigenen Überzeugungen festzuhalten. &bdquo;Ich würde es wieder so machen. Für mich ist wichtig, dass ich morgens in den Spiegel gucken kann.“

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