Dreiste Erdbeerdiebe in Löhne: So will eine Landwirtin dagegen vorgehen

Löhne. Der Geruch von frischen Erdbeeren kann beim Erdbeerpflücken schon mal dazu verführen, eine Beere zu probieren. Problematisch wird es für die Betreiber der Felder aber, wenn das Probieren zu einem regelrechten Exzess ausartet. Noch verheerender ist es, wenn Diebe sich in der Nacht aufs Feld schleichen und mit Schüsseln oder Tüten ausgerüstet eine Erdbeere nach der anderen mitnehmen. Beide Szenarien kennt Katharina Eßer vom Ulenburger Landbau. &bdquo;Wenn zwei Erwachsene mit acht Kindern insgesamt eine Stunde auf dem Feld sind, dann aber nur ein Kilogramm auf der Waage landet, ist es offensichtlich, dass da wohl viel genascht wurde.“ Während sich das noch mit verschiedenen Maßnahmen bekämpfen lässt, sieht es beim Diebstahl andere aus. &bdquo;Alle Verfahren werden eingestellt“ Eintrittspreis in Zukunft wahrscheinlich Eßer nimmt eine zunehmende Respektlosigkeit in der Gesellschaft wahr. &bdquo;Das überträgt sich eins zu eins aufs Feld.“ Ein paar Erdbeeren zum Probieren gehörten dazu und das helfe, von sich zu überzeugen. Allerdings bleibe es oft nicht dabei. Wenn einzelne Kunden dann jeden Tag jeweils Erdbeeren im Wert von 5,50 Euro bis 6,50 Euro verzehrten, addiere sich das schnell auf eine beachtliche Summe. Lesen Sie auch: Erdbeeren selbst pflücken: Alle Erdbeerhöfe im Kreis Herford im Überblick Dabei ist in anderen Bereichen klar, dass übermäßiges Probieren nicht gestattet ist. &bdquo;Im Supermarkt geht ja auch niemand zum Obst und Gemüse oder an die Regale und isst dort große Mengen“, sagt sie. In anderen Städten muss deshalb schon Eintritt gezahlt werden. Böckmann Erdbeeren aus Melle-Neuenkirchen verlangt fünf Euro, wenngleich der Preis anschließend auf die gepflückten Beeren angerechnet wird. &bdquo;Wir überlegen, den Schritt in Zukunft auch zu gehen. Vielleicht auch getrennt, also einmal Eintritt mit Flatrate zum direkten Verzehr und einmal ohne“, erklärt die Landwirtin. Schon jetzt gebe es, wie bei vielen Feldern, aber eine Pflückmindestmenge von einem Kilogramm. Neun Fälle in nur zwei Wochen Während Katharina Eßer von den Diebstählen während der regulären Öffnungszeiten berichtet, kommt ein älterer Mann mit seiner Enkelin vorbei. Obwohl das Feld wetterbedingt eigentlich nicht geöffnet ist, lässt sie ihn ein paar Beeren pflücken, die er bei einem Stand ganz in der Nähe bezahlt. &bdquo;Das sind immerhin Kunden, die nett fragen und nicht einfach aufs Feld gehen, auch wenn es zu ist“, sagt sie. Denn genau da schlummert ein deutlich größeres Problem. Am Tag zahlen die Diebe immerhin etwas, wenn auch nicht das, was sie wirklich gegessen haben. Schlagen sie in der Nacht zu, verursachen sie ausschließlich Kosten. Allein im Zeitraum vom 13. Mai bis zum 31. Mai hat der Ulenburger Landbau neun Fälle von nächtlichem Diebstahl zur Anzeige gebracht. &bdquo;Selbst wenn wir 10 Prozent der Leute erwischen würde, ist das ein großer wirtschaftlicher Schaden.“ Taten haben keine Folgen Doch sorgen die zahlreichen Anzeigen gar nicht dafür, dass der Schaden beglichen wird. Eßer legt gleich zwei Schreiben von der Staatsanwaltschaft Bielefeld vor, in denen die Verfahren eingestellt wurden. Das Fehlen von Vorstrafen und eines öffentlichen Interesses werden als Gründe genannt. &bdquo;Wenn etwas geklaut wird, macht das nicht nur mit uns etwas, sondern auch mit unseren Mitarbeitern, die sehr hart arbeiten, um die Felder vorzubereiten“, erzählt Eßer. Es komme außerdem zu weiteren Kosten. Denn um die Diebstähle zu dokumentieren, hat sie Kameras installiert. Melden diese Alarm, macht sie sich, mitten in der Nacht, mit mehreren Mitarbeiten auf den Weg, um die Diebe auf frischer Tat zu ertappen. So ist die Lage häufig eindeutig. Für die Mitarbeiter ist das Arbeitszeit. Gelegentlich werde zudem ein Schaden bei den Bewässerungsschläuchen verursacht. Nichtsdestotrotz bleiben die nächtlichen Diebstähle scheinbar folgenlos. Auch interessant: In Herford gibt es die ersten Erdbeeren der Saison in Ostwestfalen-Lippe Und so geht zum Teil auch die Polizei an die Sache ran. &bdquo;Manchmal sagen sie dann schon direkt zum Täter, dass das eh keine Folgen haben wird“, sagt Eßer frustriert. Allerdings sei das die Ausnahme. &bdquo;Meistens gibt sich die Polizei Mühe, schon vom Auftreten eindringlich klar zu machen, dass das eine Straftat ist und so nicht geht.“ Aus jeder Alters- und Gesellschaftsgruppe Die Fälle nicht mehr zur Anzeige zu bringen, sei allerdings auch keine Lösung. &bdquo;Jede Anzeige geht trotzdem in die Statistik und diese Statistik kann dann als offensichtliches Problem irgendwann bei den Leuten landen, die etwas ändern können“, hofft sie. Das habe ihr auch die Polizei so erklärt. Dass es für die Fälle, in denen kein Zweifel am Diebstahl besteht, kein einfaches Bußgeld gibt, macht sie dennoch unglücklich. &bdquo;Ich will das Geld nicht mal haben und das kann gerne gespendet werden, aber es muss doch Folgen für so was geben.“ Schließlich ziehe sich das Klauen durch alle Gesellschafts- und Altersgruppen. Einer der Fälle, die sie bis heute schockiert, stammt aus dem letzten Jahr. Nur 30 Minuten nachdem sie die Kameras installiert hat, erhält sie einen Alarm. Ein Mann mit Schüsseln sammelt am Samstagabend Erdbeeren. Als sie ihn zur Rede stellt, leugnet er seinen Diebstahl. Erst als sie das Video erwähnt, gibt er sein Vergehen zu. Auch interessant: Löhner Erdbeerbauern bekämpfen Waschbären mit schlechter Musik Später wird klar, dass es sich bei dem Dieb um einen Angestellten in einem großen Unternehmen in Löhne handelt. &bdquo;Er hat einen Tesla vor der Garage und genug Geld. Außerdem ist er nicht betrunken. Das ist doch ganz eindeutig Vorsatz“, ist sich die Landwirtin sicher. Diese gesellschaftliche Entwicklung sieht sie mit Sorgen. &bdquo;Das dürfen wir nicht dulden.“

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