Kirchenschließung in Löhne: Lukaskirche wird entwidmet

Löhne. Das Gemeindehaus auf dem Wittel ist proppevoll. Sogar ein paar extra Stühle müssen herbeigeholt werden, damit alle Gemeindeglieder Platz finden, die zur Versammlung gekommen sind. Es geht schließlich um die Lukaskirche nebenan. Am 15. Juni wird sie entwidmet. Mittelfristig sollen sie und auch das Gemeindehaus nebenan verkauft werden. Damit bildet die Witteler Kirche den Auftakt für eine Zukunft, in der sich die evangelische Kirchengemeinde Gohfeld noch von weiteren Gebäuden trennen will. &bdquo;Eine Kirche besteht ja eigentlich nur aus toten Steinen“, sagt Pfarrer Harald Ludewig zum Auftakt der Gemeindeversammlung und erklärt noch einmal die Ausgangslage. Wichtig seien in einer Gemeinde nicht die Gebäude, sondern die Menschen. Und Gebäude habe die Kirchengemeinde Gohfeld bei immer weniger werdenden Gemeindemitgliedern zu viele. &bdquo;Die kosten sehr viel Geld, das wir nicht mehr haben.“ Ludewig spricht von Ausgaben in Höhe von 175.000 Euro. Seit Jahren sei die Gemeinde mit ihrem Haushalt rund 10 Prozent im Minus. Die Lukaskirche ist nur der Anfang Darum habe man schon vor einiger Zeit beschlossen, sich von den meisten Gebäuden zu trennen. Das betrifft den Standort auf dem Wittel, aber auch das Gemeindezentrum Haupensiek, sowie die Gemeindehäuser in Mahnen und Gohfeld. Letzteres ist schon seit Längerem immer wieder Übergangs-Kita, ab Herbst für die Kita &bdquo;In den Tannen“. &bdquo;An der Matthäus- und der Simeonkirche wollen wir stattdessen die Räume fit machen für das Gemeindeleben.“ Die beiden Standorte sollen dann die Schwerpunkte bilden. Das alles war bereits geplant und bekannt. Nun wird es jedoch mit der Entwidmung der Lukaskirche tatsächlich ernst. Lesen Sie auch: Statische Risiken: Gemeinde schließt Lukaskirche in Löhne mit sofortiger Wirkung &bdquo;Damit geben wir auch diesen Gottesdienststandort auf“, erklärt Pfarrer Uwe Stintmann. Die Lukaskirche ist derzeit ohnehin nicht nutzbar. Sie ist geschlossen, seit im vergangenen Jahr Schäden an der Dachkonstruktion festgestellt wurden. Gerade erst sei ein Sachverständiger da gewesen, um den Schaden – und mögliche Kosten für dessen Behebung – einzuschätzen. &bdquo;Das braucht man auch für möglich Kaufinteressenten“, sagt Stintmann. Die Gemeinde ist nicht ganz unerfahren im Kirchenverkauf. &bdquo;Das hatten wir in Melbergen ja schon einmal.“ Die Johanneskirche wurde 2012 entwidmet, beherbergte einige Zeit den DRK-Kleiderladen und wurde schließlich 2018 an eine Baptistengemeinde verkauft. Rein wirtschaftlich sei es vielleicht am naheliegendsten, die Lukaskirche abzureißen. &bdquo;Das wollen wir aber erst mal nicht.“ Am besten wäre es, meint Stintmann, wenn der Standort auf dem Wittel als Ensemble verkauft werden könnte. Gemeindemitglieder haben Fragen und Ideen &bdquo;Das Gemeindehaus werden wir aber noch weiter nutzen, solange wir es haben“, betont er. Das gelte für die Gruppen, die sich hier treffen, aber auch für eine Vermietung an Interessenten. So wolle der Kirchenkreis Vlotho, zu dem die Gemeinde gehört, hier Seminare abhalten. Es solle darauf geachtet werden, dass sich das mit der Gemeindenutzung verträgt. Für die kleine Zahl an Trauerfeiern auf dem Wittel müsse man sich in Zukunft arrangieren, das sei auch schon jetzt der Fall, da die Kirche ja nicht nutzbar sei. Zu all diesen Punkten haben die versammelten Gemeindemitglieder Fragen und Ideen. So schlägt eine Frau vor, das Gemeindehaus doch zu einer Kita zu machen. &bdquo;Warum wird ,In den Tannen’ neu gebaut, wenns hier was gibt?“, fragt sie. Uwe Stintmann antwortet, dass es dazu tatsächlich Gespräche mit der Stadt gegeben habe, diese jedoch – vielleicht wegen des abseits liegenden Standorts – daran kein Interesse gehabt habe. Gemeinde hängt am Haupensiek Etwas Unwillen zeigen einige der Teilnehmenden an der Gemeindeversammlung zur zukünftigen Aufgabe des Gemeindezentrums Haupensiek. Da seien doch gerade die Jüngeren mit ihren Gruppen, es gebe eine Turnhalle und es sei überhaupt doch von vielen gerne genutzt. &bdquo;Ein kleiner Anbau an der Simeonkirche ersetzt das nicht“, meint eine. Die Pfarrer zeigen zwar Verständnis dafür, Ludewig macht jedoch klar: &bdquo;Der Haupensiek ist das allerteuerste Gebäude, das wir haben.“ Energetisch nicht nachhaltig und &bdquo;unbezahlbar“, urteilt er. &bdquo;Es geht jedoch nicht darum, Gruppen dichtzumachen.“ Diese müssten sich halt in Zukunft stärker abstimmen, wenn es um die Nutzung der dann verbleibenden Räume geht. Aktuell gebe es viermal so viel Fläche, als für die Angebote gebraucht werde. &bdquo;Wenn wir den Haupensiek nicht verkaufen, gibt es in ein paar Jahren keine Kirchengemeinde mehr.“ Sich auf die Menschen konzentrieren Es gehe jetzt darum, Prioritäten zu setzen, meint Stintmann. &bdquo;Es bleibt nicht alles wie immer.“ Das Gemeindeleben müsse deswegen aber nicht weniger werden. &bdquo;Was ist wichtiger, die Gemeinschaft oder der Ort?“ Letztendlich müsse man sich an die Veränderungen anpassen, die Zahl der Gemeindeglieder werde immer weniger. Und auch die Anzahl der Pfarrer folge dem nach. Uwe Stintmann geht noch in diesem Jahr in Pension, Harald Ludewig 2027. Eine Pfarrstelle bleibe dann noch für Gohfeld plus eine weitere Stelle. Das könne dann etwa ein Gemeindepädagoge oder eine Gemeindepädagogin sein. Drei Kirchen und vier Gemeindehäuser erscheinen vor diesem Hintergrund doch ziemlich viel. Lautlos soll der Abschied von der Lukaskirche jedoch nicht vonstattengehen, versichert Stintmann. &bdquo;Wir werden mit einem Gottesdienst der Kirche Tschüs sagen“, sagt Stintmann. Am Tag der Entwidmung, Sonntag, 15. Juni, sei das geplant. Da die Kirche nicht betreten werden kann, wahrscheinlich unter freiem Himmel. Wer noch Bilder vom Kirchengebäude habe, könne diese ihm gerne zur Verfügung stellen, sagt Stintmann. Sie sollen passend in Szene gesetzt werden. &bdquo;Wir werden uns mit all unseren Gefühlen verabschieden.“

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