Löhner Kitas in Not: Jetzt bittet auch der Waldkindergarten um Hilfe von der Stadt

Löhne. Die Kindertagesstätten im Löhner Stadtgebiet stehen offenbar vor immer größeren finanziellen Schwierigkeiten. Das jedenfalls legt eine Entwicklung nahe, die derzeit in der Werrestadt zu verzeichnen ist: Immer mehr Einrichtungen brauchen Geld von der Stadt. Mit dem Waldkindergarten &bdquo;Die Waldwichtel“ hat jetzt eine weitere Kita eine dauerhafte Unterstützung beantragt. Und es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bis auch der letzte Träger einen solchen Schritt geht. Konkret geht es um die sogenannten Trägeranteile. Diese sind ein wichtiger Bestandteil bei der Finanzierung der Kindertagesstätten in Nordrhein-Westfalen und werden von den einzelnen Kita-Anbietern übernommen, den Rest zahlen laut Kinderbildungsgesetz (KiBiz) Land und Kommune. Auch die Höhe der Trägeranteile ist gesetzlich vorgeschrieben: Kirchliche Träger wie der Kirchenkreis Vlotho übernehmen demnach grundsätzlich 10,3 Prozent der Kosten, Organisationen der freien Jugendhilfe wie beispielsweise die AWO zahlen 7,8 Prozent, für Vereine und Elterninitiativen liegt der Anteil bei 3,4 Prozent. Träger zahlen kaum noch Trägeranteil So viel zur gesetzlichen Theorie. In der Praxis aber ist diese Regelung zumindest in Löhne schon längst Makulatur. Denn den vollen Anteil zahlt schon bald keiner der in Löhne aktiven Träger mehr. Stattdessen springt immer häufiger die öffentliche Hand ein. Nach Angaben von Stadtsprecherin Ursula Nolting übernimmt die Stadt etwa schon seit vielen Jahren den Trägeranteil der AWO zu 100 Prozent. Und damit die vollen 7,8 Prozent der Betriebskosten von immerhin fünf Kitas im Stadtgebiet. Eine solche Vereinbarung existiert außerdem mit dem integrativen Kindergarten &bdquo;Plumpaquatsch“, der von einer Elterninitiative geführt wird und den Eigenanteil von 3,4 Prozent komplett von der Stadtkasse erstattet bekommt. Lesen Sie auch: Vorerst gerettet: Stadt legt Kompromiss für Löhner Kita-Finanzierung vor Auch die kirchlichen Kitas der Werrestadt kommen längst nicht mehr vollständig für ihre Kosten auf. So übernimmt die Stadt bei den acht Kitas des Kirchenkreises Herford die Hälfte des Trägeranteils, auch die bislang vier Kitas des Kirchenkreises Vlotho kommen seit Jahren in diesen Genuss – und können sich seit Kurzem sogar über eine Aufstockung der Unterstützung freuen. Nach intensiver Diskussion einigten Politik, Verwaltung und Kitaverband Ende vergangenen Jahres auf eine schrittweise Erhöhung der Zahlungen, ab dem Kitajahr 2027/2028 kommt die Stadt Löhne dann für immerhin 75 Prozent der Trägeranteile auf. Auch die letzte Kita braucht jetzt Hilfe Lediglich der Waldkindergarten &bdquo;Die Waldwichtel“, der von einem Verein getragen wird, zahlt den gesetzlich vorgesehenen Trägeranteil in Höhe von 3,4 Prozent komplett aus eigener Tasche. Zumindest noch. Denn im Januar trudelte im Löhner Rathaus ein Schreiben ein, in dem der Verein ebenfalls die Übernahme der Trägeranteile durch die Stadt beantragt. Und zwar rückwirkend zum 1. August 2024. Denn die finanziellen Herausforderungen, mit denen sich mittlerweile nahezu alle Kitas konfrontiert sehen, machen offenbar auch vor dem Waldkindergarten nicht halt. Der Verein argumentiert etwa mit Lohnsteigerungen, die in den vergangenen Jahren durch Tarifanpassungen entstanden sind, bei den Waldwichteln aber bislang noch nicht umgesetzt werden konnten. &bdquo;Diese sind aber dringend nachzuholen, um in Zeiten von Fachkräftemangel ein attraktiver Arbeitgeber zu sein“, heißt es im Schreiben an die Stadt. Der Klimawandel als Kostentreiber Ob der Verein das alleine stemmen kann, erscheint indes fraglich. Denn auch an anderer Stelle muss der Kindergarten zusätzliches Geld in die Hand nehmen. Etwa für die Sicherheit am und im Wald: &bdquo;Aufgrund des Klimawandels, der damit einhergehenden Trockenheit und Starkwetterlagen nehmen wir eine zunehmende Kostensteigerung wahr“, schreibt der Verein. Schon jetzt stehe ein Verlust in Höhe von 7.800 Euro allein für das Geschäftsjahr 2023 in der Bilanz. Und auch perspektivisch werde der Handlungsbedarf &bdquo;drastisch steigen“. Auch interessant: Städtische Kitas in Löhne, warum eigentlich nicht? Im Rathaus hält man den Wunsch des Vereins durchaus für nachvollziehbar. In einer Vorlage zur nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Mittwoch, 12. März, zeigt die Verwaltung Verständnis und spricht von einer &bdquo;nicht mehr begründbaren Ungleichbehandlung der beiden Elterninitiativen“. Im Sinne einer Wertschätzung sei man daher bereit, die Trägeranteile künftig komplett zu übernehmen – wenn auch erst ab dem kommenden Kita-Jahr. Noch mehr Hilferufe dürften folgen Was für Einrichtungen und Träger aber eine massive Entlastung bedeutet, stellt für die ohnehin schon arg gebeutelte Stadtkasse eine zusätzliche Belastung dar. Schon jetzt nehmen die Sonderzuschüsse zu den Betriebskosten einen Betrag von knapp 1,7 Millionen Euro ein. Nach Angaben der Verwaltung führt zudem allein der Kompromiss mit den Einrichtungen des Kirchenkreises Vlotho ab 2028 zu Mehrausgaben in Höhe von rund 100.000 Euro jährlich, für den Waldkindergarten rechnet sie mit bis zu 9.500 Euro pro Jahr. Und das Ende der Fahnenstange dürfte noch gar nicht erreicht sein. Längst geht man im Rathaus davon aus, dass auch der Kirchenkreis Herford für seine acht Kitas bald die Fühler ausstrecken wird. &bdquo;Mit weiteren Anträgen auf die dauerhafte, vollständige Übernahme des Trägeranteils durch die Stadt Löhne ist zu rechnen, da alle Kita-Träger die Unterfinanzierung des Kita-Systems beklagen“, schreibt die Verwaltung. Dass das Land NRW die Zuschüsse für Personal- und Sachkosten im kommenden Kita-Jahr um 9,49 Prozent erhöht, hilft ebenfalls nur bedingt. Denn nach Angaben der Verwaltung muss die Stadt rund 700.000 Euro der dadurch entstehenden Kosten selbst übernehmen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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