Restmüll, oder nicht?

Abfallentsorger aus Kreis Paderborn: Was in die Altkleidercontainer gehört

Abfallentsorger und Abfallverwerter ASP und A.V.E. aus dem Kreis Paderborn üben Kritik an aktuellen Regeln und geben Tipps für den richtigen Umgang.

Abfallentsorger und Abfallverwerter aus dem Kreis Paderborn üben Kritik am aktuellen Entsorgungsverfahren. | © ASP

13.02.2025 | 13.02.2025, 05:04

Kreis Paderborn. Seit dem Jahreswechsel gilt die Getrenntsammlungspflicht für Textilabfälle in Deutschland. Sie wurde eingeführt, damit Textilien wiederverwendet oder nachrangig recycelt werden. Dies ist ein wichtiger Baustein zum Aufbau einer Kreislaufwirtschaft für Textilien, heißt es in einer Pressemitteilung des Abfallentsorgungs- und Stadtreinigungsbetrieb Paderborn (ASP) und Abfallverwertungs- und Entsorgungsbetrieb Kreis Paderborn (A.V.E.).

Allerdings fehlen noch weitere Schritte zur Verwirklichung einer echten Kreislaufwirtschaft wie die Umsetzung einer erweiterten Herstellerverantwortung und der Ausbau des Faser-zu-Faser-Recyclings. Damit die getrennte Sammlung von kommunalen und gemeinnützigen Trägern in der derzeit schwierigen Marktlage erfolgreich realisiert werden könne, sei es besonders wichtig, auf Qualität und die sorgfältige Trennung der Alttextilien zu achten.

Bereits jetzt liege die Erfassungsquote von Alttextilien in Deutschland bei etwa 64 Prozent. 90 Prozent der gesammelten Textilien würden recycelt. In anderen Ländern Europas liege diese Quoten deutlich niedriger. An diese ist die neue EU-Regelung in erster Linie gerichtet.

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In diesen Fällen kommen Textilien in den Restmüll

Da die Nachfrage nach recycelten Textilfasern aufgrund fehlender Aufbereitungsanlagen gering sei, bleibe in Deutschland die oberste Maxime, das bestehende System nicht zu gefährden. Stadt und Kreis orientieren sich an den Empfehlungen des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). ASP und A.V.E. bitten deswegen die Bevölkerung darum, die neue EU-Richtlinie mit Weitsicht umzusetzen und nur saubere und brauchbare Alttextilien in die Alttextilcontainer zu werfen.

Da die Produktion von Textilien viele Ressourcen, insbesondere Frischwasser, verbraucht, sollen Stofffasern so lang wie möglich im Kreislauf verbleiben und nicht im Restmüll und somit in der Verbrennung landen. Ein sauberes Textil kann als Second-Hand-Ware weiterverwendet werden. Sehen die Alttextilsammler keinen Wert mehr in diesem Textil, könne es noch zu Putzlappen oder Dämmmaterial recycelt werden. Es bleibe somit im Kreislauf und werde diesem nicht durch Verbrennung entnommen.

Ist dieses Textil gar nicht mehr zu gebrauchen, da es löchrig oder dreckig ist, könne es nicht mehr zu Lappen oder Dämmmaterial verarbeitet werden. Dann sollte es von den Bürgerinnen und Bürgern trotz EU-Verordnung über den Restmüll entsorgt werden. Kaputte und kontaminierte Textilien erschweren die Altkleidersammlung deutlich. Sie könnten ganze Chargen kontaminieren oder den Sortierprozess deutlich verlangsamen. ASP und A.V.E. bitten die Bürgerinnen und Bürger darum, die Branche, die auch durch die Flut an Billigtextilien aus Fernost ums Überleben kämpft, nicht zu überlasten.

Was Menschen im Kreis Paderborn tun sollten

„Wir freuen uns, dass in der EU Beschlüsse zur Stärkung der Kreislaufwirtschaft geschlossen werden. Für uns sind Abfallvermeidung und Wiederverwendung besonders wichtig. Trotzdem müssen wir auch wirtschaftlich denken. Wir wollen die Sortierbranche als Abnehmer der Alttextilien in Kreis und Stadt nicht überlasten. Würden nun kontaminierte Textilien, Putzlappen und jeder Stoffschnipsel in den Altkleidercontainern landen, könnte das zu einer großen Pleitewelle in der Branche führen. Gut möglich, dass dann Stadt und Kreis selber ein Sammelsystem etablieren müssten, welches aus öffentlichen Geldern finanziert werden würde“, sagt Enrico Franke vom A.V.E.

„Konkret bitten wir die Bürgerinnen und Bürger daher, stark zerschlissene, verdreckte oder anderweitig kontaminierte Textilien weiterhin über die Restmülltonne zu entsorgen. Über die Altkleidercontainer im Stadt- und Kreisgebiet sollten nach wie vor nur saubere und noch tragbare Textilien entsorgt werden“, sagt Jonathan Geldmacher, Kreislaufwirtschaftsberater des ASP weiter aus.

Zusammenfassend lasse sich sagen, dass die EU den richtigen Entschluss gefasst habe, aber noch einige Schritte fehlen, bis dieser Anwendung finden kann. Bis sich großindustrielle Abnehmer für die Aufbereitung von Alttextilien zu Recycling-Textilfasern finden würden, mache es keinen Sinn, alle Textilen über die Alttextilsammlung zu erfassen. Vielmehr sollten weiterhin nur Textilien in die Altkleidersammlung, die ohne Wasch- und Reparaturvorgang als Secondhand-Textilien genutzt werden können.