Ukrainerin erfüllt sich einen Traum und eröffnet ihr eigenes Café in Löhne

Löhne. Die Torten in der Auslage sehen verführerisch aus. Desserts und Crêpes gehören zum Angebot wie belgische Waffeln, Kaffeespezialitäten und Milchshakes. Liudmyla Voitovych hat sich mit dem Café &bdquo;Mehr Als...“ an der Werster Straße 99a einen Traum erfüllt. Anfang November hat Ukrainerin das Café in den Räumen der Eisdiele im Ostscheider Zentrum eröffnet. Vor dem Start hat die 53-Jährige renoviert. Die Wände sind in hellen Farben gestrichen. Neue Tische und Stühle wurden angeschafft. Auf den Tischen stehen frische Schnittblumen in Vasen. Aus den Lautsprecherboxen kommt Musik. Im gekühlten Tresen stehen die Spezialitäten, die die Ukrainerin mit ihrem Team für die Gäste frisch zubereitet. Eine Freundin von ihr hat die Eisdiele vor Ort gemietet. Sie hat ihr die Eisdiele in der Winterpause überlassen. &bdquo;Nach der Winterpause ergänzen sich Café und Eisdiele“, sagt Liudmyla Voitovych. Ihr Wunsch sei, im Café eine schöne Atmosphäre zu schaffen. Überzeugen will sie die Gäste mit selbst gemachten Spezialitäten. &bdquo;Wir sind auf die Herstellung von unvergleichlichen Desserts, Crêpes und belgischen Waffeln spezialisiert“, sagt sie. Mit dem Geschmack und mit der Optik wolle sie überzeugen. Dessertbox und Candybar Die Crêpes sind nicht nur süß. Wie in der Ukraine üblich gibt es sie ebenso in herzhaften Variationen. Torten gehören auch zum Sortiment. Alle Angebote gibt es ebenfalls außer Haus. &bdquo;Wir haben auch eine Dessertbox und eine Candybar für Hochzeiten oder Geburtstage“, sagt die Gastronomin. Unterstützt wird sie von Anastasia Trokhymuk im Service und der erfahrenen Konditorin Marharyta Karkovets, die neben Liudmyla Voitovych für die kulinarischen Köstlichkeiten sorgt. Dass sie Anfang November ihr eigenes Café eröffnet hat, wäre für die Ukrainerin bis vor einigen Monaten noch undenkbar gewesen. Bis zum Beginn des Ukrainekriegs hat Liudmyla Voitovych in der Nähe von Lwiw (Lemberg) ein glückliches Leben geführt. Sie sei Unternehmerin gewesen. &bdquo;Ich habe Holz nach Deutschland exportiert und Porzellan der bayerischen Firma Seltmann Weiden für die gehobene Gastronomie in die Ukraine importiert“, sagt die 53-Jährige. Ihr Geschäft sei erfolgreich gewesen. &bdquo;Ich habe kurz vor Beginn des Krieges mein neues Wohnhaus bezogen“, sagt sie. Unmittelbar nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine ist sie mit ihrer 25-jährigen Tochter geflohen. Drei Tage und drei Nächte hätten sie an der ukrainisch/polnischen Grenze im Freien verbracht. &bdquo;Das war wirklich schlimm. Dafür finde ich noch immer keine Worte“, sagt Liudmyla Voitovych. Seit etwa zweieinhalb Jahren lebt sie jetzt in Löhne. Ihre Tochter ist wieder in die Ukraine zurückgekehrt. Ohne Sprachkurs läuft nichts Sie habe sich schnell die Frage gestellt, wie es weiter gehen soll. &bdquo;Bleibe ich hier?“ Mit 53 Jahren komplett neu anzufangen, sei nicht leicht. &bdquo;Ich bin ja nicht mehr so jung.“ In der Ukraine sieht sie jedoch keine Zukunft mehr für sich. Es sei völlig unklar, wann der Krieg ende und was dann aus dem Land werde. &bdquo;Zuerst habe ich einen Sprachkurs gemacht. Ohne die Sprache kommt man hier nicht weit“, sagt sie in gut verständlichem Deutsch. Sich in der Werrestadt einzuleben, sei nicht so einfach gewesen. &bdquo;Als Ukrainer haben wir eine natürlich eine ganz andere Tradition und Mentalität.“ Je besser sie die Sprache beherrschte, desto wohler fühlte sie sich in Löhne. Sie sei hier von vielen Menschen unterstützt worden. &bdquo;Durch meine deutschen Freunde ist Löhne mein zweites Zuhause geworden.“ Nach dem erfolgreichen Abschluss des B1- und B2-Sprachkurses sei sie von einem Freund gefragt worden, was sie jetzt vorhabe. &bdquo;Am liebsten würde ich ein Restaurant eröffnen. Ich bin eine leidenschaftliche Köchin“, habe sie gesagt. Das Angebot ihrer Freundin, in der Eisdiele das &bdquo;Mehr Als...“ zu eröffnen, sei ein Glücksfall gewesen. Weil es nicht reicht, gut kochen zu können, um als Gastronomin erfolgreich zu sein, hat sie sich auf die Selbstständigkeit in Deutschland intensiv vorbereitet. Ein Business-Plan gehört dazu Unterstützt von einem Experten machte sie einen Business-Plan. Bei der IHK absolvierte sie einen Gastrokurs. Auf den gängigen sozialen Medien wie Facebook und Instagram wirbt sie für ihr Café. Es sei viel zu organisieren gewesen, viele Genehmigungen mussten eingeholt werden. Für die Unternehmerin aus der Ukraine hielt das überregulierte Deutschland viele Überraschungen bereit. &bdquo;Jeden Tag kommt ein neues Problem, für das das wir eine Lösung finden müssen“, sagt sie. Völlig unverständlich war für Liudmyla Voitovych, dass sie für die Musik, die sie im Café laufen lässt, bezahlen muss. &bdquo;Ich hatte noch nie in meinem Leben von der GEMA-Gebühr gehört“, sagt sie. Die Abkürzung steht für Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Die Gesellschaft kassiert für die Rechteinhaber der Musikstücke eine Gebühr. &bdquo;Davon hatte ich vorher noch nie gehört. In der Ukraine ist das anders geregelt.“ Sie zahlt die Gebühr. &bdquo;Ohne Musik ist ein Café kein Café.“ Geöffnet hat das &bdquo;Mehr Als ...“, Werster Straße 99a, dienstags bis sonntags von 10 bis 19 Uhr.

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