Diese Straßen in Löhne könnten umbenannt werden

Löhne. Nach Personen benannte Straßen sind ein Denkmal auf dem Stadtplan. In nicht wenigen Städten werden hier noch Personen geehrt, nach denen heute wohl keine Straße mehr benannt würde. Wegbereiter des Nationalsozialismus, glühende Hitler-Fans, Rassisten, Nationalisten, Kolonialisten. Vielerorts sind in den vergangenen Jahren diese Benennungen neu bewertet worden. Das passiert jetzt auch in Löhne. Stadtarchivar Mathis Nolte und Historiker Norbert Sahrhage haben 14 Straßen identifiziert, die problematische Namensgeber haben. Für fünf haben sie eine klare Umbenennungsempfehlung ausgesprochen. Wenn Straßen umbenannt werden sollen, wird das oft sehr stark diskutiert. Selbst wenn unstrittig ist, dass der Namensgeber problematisch ist, regt sich nicht selten Widerstand. Denn für die Anlieger der betroffenen Straße bedeutet die Umbenennung auch einen Kosten- und Bürokratie-Aufwand. In Löhne wollten Politik und Verwaltung die Sache systematisch angehen. Unter anderem resultierend aus einer Debatte, mehr Straßen nach Frauen zu benennen, sind im vergangenen Jahr neue Richtlinien für die Benennung erlassen worden. Resultat war, dass nun auch die vorhandenen Namen unter die Lupe genommen wurden. Lesen Sie auch: Nach diesen Frauen könnten zukünftig Löhner Straßen benannt werden Karte zum Überblick: Diese Löhner Straßennamen sind problematisch .responsive23-8mnaVh9vasSGA0gC-map-loehne-strassen-umbenennung { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-8mnaVh9vasSGA0gC-map-loehne-strassen-umbenennung { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-8mnaVh9vasSGA0gC-map-loehne-strassen-umbenennung { padding-top: 142.86%; } } Straßennamen mit nationalsozialistischem Bezug Unter den fünf Namen, für die Sahrhage und Nolte empfehlen, die nach ihnen benannten Straßen umzubenennen, sind vier mit einem klaren nationalsozialistischen Bezug: Franz von Borries (1868-1943), von 1903 bis 1933 Landrat des Kreises Herford, hat zwar in seiner langen Amtszeit auch einige Verdienste vorzuweisen. Er hat aber auch &bdquo;aktiv zur Festigung des nationalsozialistischen Systems beigetragen“, schreiben die Gutachter. &bdquo;Nach der ,Machtergreifung’ durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 erwies sich von Borries in den letzten Monaten seiner Amtszeit als Erfüllungsgehilfe der neuen nationalsozialistischen Machthaber.“ Sahrhage empfiehlt darum, die Franz-von-Borries-Straße umzubenennen. Ganz einfach sei es, sie entweder nach seinem Vorgänger und Cousin Georg von Borries zu benennen oder sie einfach &bdquo;Von-Borries-Straße“ oder &bdquo;Borriesstraße“ zu nennen. Auch nach August Hinrichs (1879-1956) ist in Löhne eine Straße benannt. Der Heimatschriftsteller aus Oldenburg ist vor allem durch seine plattdeutschen Theaterstücke bekannt geworden. Mit den Nationalsozialisten verbanden ihn mehr als nur ideologische Schnittmengen, wie Sahrhage und Nolte deutlich machen. Hinrichs habe &bdquo;durch seine öffentlichen Äußerungen in Reden und Schriften aktiv an der Verbreitung von nationalsozialistischer Ideologie und der Festigung des nationalsozialistischen Systems beigetragen“. Lesen Sie auch: Bad Oeynhausener Märchenmuseum sucht nach Nazi-Raubkunst Kriegsverbrecher als Namensgeber für Straßen Heinrich Lersch (1889-1936) hat schon in der Weimarer Republik kriegsverherrlichende Gedichte verfasst. Von ihm stammt das Gedicht &bdquo;Soldatenabschied“. Nach 1933 schloss er mit nationalsozialistischer Lyrik an, war aktiv in der NSDAP und anderen Institutionen. Auch hier sehen die Gutachter einen aktiven Beitrag zur Etablierung der NS-Diktatur. Nach Karl Wagenfeld (1869-1939), Heimatdichter und Mitbegründer des Westfälischen Heimatbunds, sind gerade in der Region nicht wenige Straßen benannt. Er war aber auch, wie im Gutachten klar gemacht wird, &bdquo;Vertreter einer völkischen Weltanschauung, die postulierte, westfälische Menschen seien rassisch wertvoller als etwa osteuropäische (slawische) oder jüdische Menschen“. Er war zudem Anhänger der Eugenik. Er habe die Machtübernahme der Nationalsozialisten öffentlich begrüßt, unterstreichen die Gutachter. &bdquo;Seit den 1980er-Jahren findet eine Neubewertung Karl Wagenfelds statt.“ Seit 2010 komme es darum verstärkt zu Straßenumbenennungen, Nolte und Sahrhage nennen hier als Beispiele unter anderem Münster und Bochum. Noch in diesem Jahr wurden zudem sowohl in Harsewinkel als auch in Rheda-Wiedenbrück nach Wagenfeld benannte Straßen umbenannt. Die fünfte Straße, für die die Gutachter eine Umbenennung empfehlen, ist die Walderseestraße. Alfred Graf von Waldersee (1832-1904) hatte 1900 den Oberbefehl über die Interventionstruppen, die in China den Boxeraufstand niederschlagen sollten. &bdquo;Als Waldersee mit den deutschen Truppen in China ankam, war der Aufstand bereits weitgehend beendet. Waldersee führte aber noch verschiedene blutige Strafexpeditionen gegen letzte Widerstandnester der Boxer durch“, berichten Sahrhage und Nolte. &bdquo;Dabei kam es zu grausamen Verbrechen gegenüber der Zivilbevölkerung“, heißt es weiter. Nicht zuletzt in seiner Funktion als Oberbefehlshaber habe er &bdquo;aktiv zur Verbreitung und Festigung von kolonialistischen Herrschaftsstrukturen beigetragen“. Weitere problematische Straßennamen in Löhne Neben diesen fünf Namen finden sich im Gutachten noch neun weitere Namensgeber, für die allerdings keine Umbenennungsempfehlung ausgesprochen wird. Zum Beispiel, weil ihnen eine Beteiligung am Widerstand angerechnet wird, wie im Fall von Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944), oder weil hinreichende Belege für eine erhebliche Beteiligung fehlen, wie im Fall des Mennighüffer Pfarrers Theodor Schmalenbach (1831-1901) in Bezug auf das deutsche Kolonialsystem. Der Landwirt und Ulenburger Bürgermeister Adolf Blomeyer (1900-1969), nach dem eine Brücke benannt ist, stand laut Sahrhage und Nolte, trotz seines anfänglichen Engagements in der SA, der Bekennenden Kirche nahe. Bei anderen, wie dem Gohfelder Sparkassenleiter Karl Lomb (1884-1948) oder dem Löhner Baustoff-Händler Heinrich Nagel (1904-1972), sehen die Gutachter keine ausreichenden Hinweise für eine besonders aktive Rolle im Nationalsozialismus. Zu guter Letzt haben die Gutachter noch eine Reihe von Namen unter die Lupe, &bdquo;nach denen man heutzutage sicherlich keine Straßen mehr benennen würde“, die aber zum Beispiel durch ihren zeitlichen Abstand zum Kolonialismus und Nationalsozialismus nicht den Kriterien entsprechen. Dazu zählen Ernst Moritz Arndt (1769-1860), &bdquo;Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) und Theodor Körner (1791-1813), die alle drei eine nationalistische und antifranzösische Einstellung vertraten. Lesen Sie auch: Karl Paetow - der Nazi-Kunsträuber mit Bundesverdienstkreuz Straßenumbenennung muss gut begründet werden Den Abschluss macht der Schriftsteller Hermann Löns (1866-1914). Der nach ihm benannte &bdquo;Lönsweg“ bekommt zwar nach dem angewandten Kriterienkatalog keine ausdrückliche Umbenennungsempfehlung von den Gutachtern, wird aufgrund seiner nationalistischen und ausgesprochen frauenfeindlichen Haltung aber sehr kritisch beurteilt. &bdquo;Eine Umbenennung des Lönsweges ließe sich allein wegen des Löns’schen Frauenbildes nur zu gut begründen.“ Wie mit dem Gutachten nun umgegangen wird, das muss die Politik entscheiden. Beim Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch, 27. November, werden die Einschätzungen von Mathis Nolte und Norbert Sahrhage zunächst nur vorgestellt.

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