Trotz Millioneninvestitionen: In Löhne muss das Mühlenwerk 1857 schließen

Löhne. Die Herbstsonne taucht das historische Gebäudeensemble in ein weiches Licht. Idyllisch ist es auf dem Gelände des &bdquo;Mühlenwerk 1857“. Das schöne Wetter passt nicht zur schlechten Nachricht, die Inhaber Willi Niederbröker seinen rund 40 Mitarbeitern jetzt überbrachte. Das &bdquo;Mühlenwerk 1857“ schließt zum Jahresende. Offen ist, ob dort auch in Zukunft ein Gastronomiestandort sein wird. Seit Anfang des Jahres sei für Niederbröker und Prokuristin Susanne Wulfmeyer klar gewesen, dass es keine Perspektive mehr gibt. Schon seit Monaten wird nach einem Käufer gesucht. Beworben wird das &bdquo;Mühlenwerk’’ beim Immobilien-Portal &bdquo;Immoscout 24“ im Internet als charmantes Hotel in idyllischer Lage mit Ausbaupotenzial. Mehrere Interessenten hätten den Gebäudekomplex besichtigt. &bdquo;Zwei sind übrig geblieben. Bei dem einen wären die Chancen groß, dass Hotel, Restaurant und Café so weitergeführt werden, wie wir es aufgebaut haben“, sagt Niederbröker. Es sei allerdings noch unklar, ob einer von beiden das &bdquo;Mühlenwerk“ tatsächlich kaufen werde. Lesen Sie auch: Neueröffnungen 2024: Diese Restaurants sind neu in Herford &bdquo;Ich habe mich zu diesem Schritt entschieden, weil ich bald 76 Jahre alt werde“, sagt der Löhner Geschäftsmann. Viele schlaflose Nächte habe es ihn gekostet, bis er sich zu dieser Entscheidung durchgerungen habe. &bdquo;Wenn ich 50 wäre, dann hätte ich vielleicht weiter gekämpft. Dafür fehlt mir aber die Kraft. Aus einem Kindheits- und Jugendtraum wurde am Ende ein Albtraum“, sagt er. Dass es jetzt nicht mehr weiter gehe, tue ihm besonders für Susanne Wulfmeyer leid. &bdquo;Die hat hier unglaublich viel Herzblut reingesteckt.“ Mit dem Mühlenwerk einen Kindheitstraum verwirklicht Niederbröker stammt aus Löhne-Ort. Er kennt den Gebäudekomplex, seit er denken kann. Schon als Kind hatte er einen Plan: &bdquo;Wenn ich groß bin, dann wohne ich in der alten Kissler Villa und bewirtschafte die Mühlenwerke“, sagte er zur NW. Diesen Traum begann er mit Ersteigerung der Oberbehmer Mühlenwerke im November 2013 zu verwirklichen. Aufwendig sanierte er den weitläufigen Gebäudekomplex, immer unterstützt von Prokuristin Susanne Wulfmeyer. &bdquo;Ich kann mich noch daran erinnern, wie meine Tochter und ich hier nach der Ersteigerung Teile des Hotel-Inventars auf einem Hausflohmarkt verkauft haben“, sagt Susanne Wulfmeyer. Bis zum Jahr 2012 befand sich dort das Hotel Entenhof. In mehreren Abschnitten eröffnete Niederbröker das &bdquo;Mühlenwerk von 1857“. Im Juni 2018 startete das &bdquo;Willi’s“, eine kleine Kneipe neben dem Haupthaus. In den Wochen darauf folgten Restaurant und Hotel, zuletzt auch das Café direkt an der Werre. Insgesamt bietet der gastronomische Riese in den unterschiedlichen Gebäudeteilen Platz für bis zu 300 Gäste. Dazu gehört auch ein großer Saal. &bdquo;Bis zum Jahresende ist der Saal für Feiern ausgebucht“, sagt Susanne Wulfmeyer. Zu wenig Zimmer im Mühlenwerk Doch allein von schönen Feiern kann das Mühlenwerk nicht leben. &bdquo;Wir haben 27 Zimmer. Das sind zu wenig, um auch größere Tagungen auszurichten“, sagt Niederbröker. Der Plan war, ein Nebengebäude umzubauen und so weitere 35 Zimmer und zwei Tagungsräume zu schaffen. &bdquo;Damit sind wir zu 75 Prozent fertig. Durch die Kostenentwicklung war das nicht mehr finanzierbar. Ein Sack Zement kostet zurzeit 40 Prozent mehr als noch vor Jahren“, sagt er. Die aus Niederbrökers Sicht zu geringe Zahl an Zimmern habe dafür gesorgt, dass am &bdquo;Mühlenwerk“ viel Umsatz vorbeigegangen sei. Lesen Sie auch: Zurück zu den Wurzeln: Wie diese Löhner Gastronomie durchstarten will Dass Niederbröker jetzt die Notbremse zieht, sei letztendlich auch eine Folge der Pandemie. &bdquo;Corona hat die Welt verändert. Die Folgen spüren wir erst jetzt so richtig“. Die Personalprobleme in der Gastronomie hätten sich dadurch massiv verschärft. &bdquo;Es ist extrem schwierig Personal zu finden und zu halten. Das habe ich völlig falsch eingeschätzt“, räumt er ein. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer von 7 auf 19 Prozent habe bei vielen Gästen dazu geführt, dass sie seltener Essen gehen. Teil der Coronahilfen für die Gastronomie war eine vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer. Viele Millionen Euro in Mühlenwerk investiert &bdquo;Über uns hing immer ein Damoklesschwert. Ich habe hier viel Geld vergraben“, sagt Niederbröker. Gerade mal rund eineinhalb Jahre konnte das Mühlenwerk arbeiten, bevor die Pandemie begann. &bdquo;Wir haben nur eine kurze Phase der Normalität erlebt.“ Nach der Pandemie kam die Energiekrise als Folge des Ukrainekriegs, die Preise explodierten. Baumaterial wurde extrem teuer, die Zinsen für Kredite stiegen massiv. Es war ein perfekter Sturm, von dem nicht nur das Mühlenwerk betroffen war. Niederbröker, der auch die Villa Einsiedel auf der anderen Straßenseite verkauft, wird in mit einem lachenden und weinenden Auge an seinem Kindheitstraum vorbeifahren, der geplatzt ist. Viele Millionen Euro hat er investiert und muss jetzt den Schlussstrich ziehen. Das macht ihn traurig. &bdquo;Ich bin aber stolz auf das, was wir aus diesen Gebäuden gemacht haben. Davon werden die Löhner hoffentlich auch in Zukunft profitieren.“ Er hofft, dass ein solventer Käufer auch in Zukunft auf die Gastronomie im &bdquo;Mühlenwerk 1857“ setzen wird. Dann könnte es auch Chancen auf Weiterbeschäftigung für die rund 40 Mitarbeiter geben. Auch Prokuristin Susanne Wulfmeyer würde gerne weiter machen. &bdquo;Ich kenne hier jeden Winkel“, sagt sie.

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