Das Ende seiner Dienstfahrt: Chef von Straßen NRW aus Löhne geht in den Ruhestand

Löhne. Von seinem Balkon hat Andreas Meyer einen schönen Blick. Seine Arbeit wird der Leiter von Straßen NRW von dort aus immer vor Augen haben. Auch wenn er längst im Ruhestand ist. Am 1. Oktober beginnt für ihn dieser neue Lebensabschnitt. Rund 15 Jahre war Meyer Chef der Regionalniederlassung OWL. Große Straßenbauprojekte haben sein Berufsleben geprägt: Die Nordumgehung, die B611 oder auch mehrere Bauabschnitte der A33. Beim 1. Spatenstich für den umstrittenen Autobahnbau in Löhne und Bad Oeynhausen im Oktober 2008 war Meyer noch Zuschauer. Viel Erde war noch nicht bewegt, bevor er am 1. Januar 2009 Leiter der Niederlassung wurde. &bdquo;Das war schon ein ganz besonderes Projekt“, sagt er. Nicht zuletzt auch, weil Meyer in Sichtweite der Nordumgehung wohnt. &bdquo;Einen Pylon der Werrebrücke können wir hier vom Balkon aus sehen“, sagt Meyer und zeigt auf den Pfeiler, der in etwa zwei Kilometer Luftlinie zwischen Bäumen und Häusern zu sehen ist. Lesen Sie auch: Festakt am Hahnenkamptunnel: Die Nordumgehung ist offiziell eröffnet In der langen Planungsphase gab es besonders im Norden von Bad Oeynhausen großen Widerstand gegen den heutigen Trassenverlauf. Als Löhner sei er auch während der Bauphase immer mal wieder angesprochen worden. &bdquo;Es gab auch böse Mails und Anrufe. Damit muss man umgehen können. Proteste beim Bau von Infrastrukturmaßnahmen sind immer groß. Wir haben die Aufgabe, ein Projekt voranzutreiben. Wenn man Kritik nicht aushält, dann kann man eine solche Aufgabe nicht übernehmen“, sagt Meyer. Wichtig sei die Öffentlichkeitsarbeit bei Straßenbauprojekten. &bdquo;Wir haben rund 2.000 Menschen über die Trasse geführt. Das hat die Akzeptanz sehr befördert“, ist sich Meyer sicher. Bauüberwachung bei der A33 Der heute 64-Jährige machte sein Abitur am Immanuel-Kant-Gymnasium in Bad Oeynhausen. An der Universität Hannover studierte er bis Februar 1986 Bauingenieurwesen. Nach einer Phase als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Tätigkeit in einem Ingenieurbüro machte von 1988 bis 1990 ein Referendariat im Straßenwesen im öffentlichen Dienst. &bdquo;Neben technischen Dingen geht es dabei auch um rechtliche Grundlagen beim Straßenbau“, sagt er. Seine erste Stelle nach dem Referendariat hatte Meyer beim Straßenneubauamt Detmold. &bdquo;Da habe ich in Schloss Holte auf der A33-Baustelle die Bauüberwachung gemacht“, sagt Meyer. Die Überwachung sei eine wichtige Aufgabe. &bdquo;Da geht es darum, ob das Material so eingebaut wird, wie es vorgeschrieben ist. Oder ob eine Brücke richtig gespannt ist“, sagt er. Die Bauabschnitte der A33 haben ihn in verschiedenen Stationen seines Berufslebens begleitet. &bdquo;Im Jahr 2019 ist sie fertig geworden. Das ist dann schön, wenn man dann nach so langer Zeit das Endergebnis sieht.“ Auch wenn Andreas Meyer für die großen Straßenbauprojekte in der Region steht, gab es ein mehrjähriges Intermezzo in einem anderen Bereich. &bdquo;Ich habe von 1994 bis 2000 bei der Stadt Herford gearbeitet. Zunächst war ich Chef des Tiefbauamts und dann Leiter des Fachbereichs kommunales Bauen“. Die Arbeit habe ihm Spaß gemacht, der Straßenbau habe ihn aber mehr gereizt. Am 1. November 2000 wurde er Leiter des damaligen Westfälischen Straßenbauamts in Minden. Politische Ambitionen Meyer, der viele Jahre Mitglied der CDU war, hätte sich auch noch ein anderes Amt vorstellen können. 2003 trat er für seine Partei als Kandidat für das Amt des Bürgermeisters in Vlotho an. Damals verlor er gegen den SPD-Kandidaten Bernd Stute. 2012 interessierte er sich für das Amt des Beigeordneten in Bünde, kam aber nicht zum Zug. In seine Amtszeit in Minden fällt auch der Bau des Weserauentunnels. &bdquo;An die Eröffnung am 6. Dezember 2002 kann ich mich noch gut erinnern“, sagt Meyer. Damals seien rund 20.000 Besucher gekommen. &bdquo;Wir haben den ganzen Tunnel bespaßt. Mit Hüpfburg, Oldtimern und Fressmeile.“ Durch eine Umstrukturierung des Landesbetriebs war er 2007 und 2008 Leiter des Autobahnamtes in Hamm und seit 2009 Chef von Straßen NRW in Bielefeld. Ein wichtiges Projekt in der Region war der Neubau der B611, der ehemaligen Knickstraße. &bdquo;Da gab es während der Planungen auch viel Protest“, erinnert er sich. Auch, weil ursprünglich eine große Brücke in der Nähe des heutigen Globus-Markts geplant war. &bdquo;Wir haben die Planung an mehreren Stellen angepasst. Es gab keine einzige Klage gegen das Projekt. Das gibt es nur sehr selten.“ Zukunft auf zwei Rädern Der Radschnellweg ist ein Projekt, das Meyer nicht mehr abschließen kann. Aus Sicht von Kritikern dauert die Planung viel zu lange. Das sieht der Ingenieur nicht so. &bdquo;Die Strecke verläuft von der Stadtgrenze Bielefeld/ Herford bis nach Minden. Das sind rund 50 Kilometer. Der Planungsaufwand ist mit dem einer Landesstraße vergleichbar. Das sind ganz andere Dimensionen als bei normalen Radwegen“, sagt er. Nach Meyers Einschätzung läuft es nicht so schlecht, wie es manche darstellen. &bdquo;Wir sind da gut unterwegs, das darf man nicht schlecht reden“, sagt er. Sollte es im Jahr 2025 in Bad Oeynhausen zum Baubeginn kommen, dann sei das eine tolle Entwicklung. Mehr zum Thema: Verkehrskonzept in Löhne: Warum der Radschnellweg auf der Strecke bleibt Auf zwei Rädern will Meyer als Rentner mehr Zeit verbringen. &bdquo;Ich habe zwei Motorräder in der Garage stehen, die seit 13 Jahren nicht gefahren wurden“, sagt er. Eine BMW und eine italienische Moto Guzzi, Baujahr 1988. Mit denen will er Touren machen. Aber erst nach dem zweiten Kaffee am Morgen und einer ausgiebigen Zeitungslektüre.

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