Ort der Begegnung statt trostloser Angstraum: Könnte der Löhner Bahnhof bald so aussehen?

Löhne. Einen Bahnhof zu haben, so sagt Bürgermeister Bernd Poggemöller, ist schon beim Monopoly immer eine gute Sache. Wenn sich das Gebäude dann auch noch so entwickelt wie in Löhne, dann darf es mit Fug und Recht sogar als Glücksfall bezeichnet werden. Der Umbau zu einem so genannten &bdquo;Dritten Ort“ jedenfalls ist mittlerweile nicht mehr nur eine Idee: Mit der jetzt erfolgten Aufnahme des Projekts in die Städtebauförderung ist auch die Finanzierung weitgehend gesichert - wenn auch noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Lange galt er als trostlos, als Angstraum, als geradezu dystopischer Ort. Schon bald aber soll der Löhner Bahnhof in einem völlig neuen Licht erscheinen. Als Treffpunkt, als Ort zum Verweilen, als Ort der Kultur. &bdquo;Wir stehen heute nahe an der Verwirklichung eines herausragenden Projekts“, sagt Bernd Poggemöller, nicht nur mit Blick auf die Pläne zum Umbau des markanten und geschichtsträchtigen Gebäudes, sondern auch auf die Bereitschaft des Landes NRW, das Vorhaben finanziell zu unterstützen. Große Summe soll nach Löhne fließen Erst vor wenigen Tagen hat das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung ihr Städtebauförderprogramm für 2024 veröffentlicht. Insgesamt 204 Projekte werden dort mit rund 416,3 Millionen Euro unterstützt - darunter auch der Umbau des Löhner Bahnhofsgebäudes zum Dritten Ort, für den mit knapp 10,2 Millionen Euro sogar eine der größten Summen locker gemacht wird. Reichlich Grund zur Freude also für die Beteiligten von Stadtverwaltung, Bahnhofsverein und Bücherei. Oder etwa nicht? Noch aber liegt der Förderbescheid im Löhner Rathaus nicht auf dem Tisch. Und das, so räumt Poggemöller unumwunden ein, hat auch seinen Grund. &bdquo;Die angespannte Haushaltslage der Stadt ist hier sozusagen der Essig im Wein“, sagt er. Denn obwohl die Gesamtkosten des Umbaus in Höhe von kalkulierten 12,5 Millionen Euro durch die in Aussicht gestellte Förderung zu mehr als 80 Prozent gedeckt wären, bleiben immerhin noch mehr als 2 Millionen Euro übrig, die die Stadtkasse zu stemmen hätte. Und das bei einem Defizit von rund 13 Millionen Euro sowie einer verhängten Haushaltssperre. Der Zeitplan gerät ins Wanken Dass vor der endgültigen Förderzusage daher noch Herausforderungen zu überwinden sind, trägt das Stadtoberhaupt mit Fassung. Unter anderem müsse Kämmerin Andrea Linnemann noch eine &bdquo;finanzwirtschaftliche Stellungnahme“ abgeben, ebenso der Kreis Herford als Aufsichtsbehörde. Damit solle sicher gestellt werden, dass die Stadt Löhne die übrig bleibende Summe auch stemmen kann. &bdquo;Wenn Fördergelder ausgeschüttet werden und uns am Ende finanziell trotzdem die Puste für das Projekt ausgeht, hat schließlich niemand etwas davon“, zeigt Poggemöller Verständnis. Zunächst müssen die Beteiligten also noch etwas Geduld aufbringen. &bdquo;Statt wie erhofft im Juni dürften wir den Förderbescheid frühestens im Oktober erhalten“, umreißt Baudezernent Ulrich Niemeyer die zeitliche Verzögerung. Am Plan, mit den Bauarbeiten etwa neun Monate später zu beginnen, ändere sich aber nichts. &bdquo;Nur, dass das entsprechend ebenfalls nach hinten geschoben wird.“ Sprich: Statt im April startet der Umbau voraussichtlich erst Ende August oder Anfang September. Auswirkungen auf das Programm Das wiederum hat durchaus Auswirkungen auf die Arbeit des Vereins &bdquo;Löhne umsteigen“, der sich um das gastronomische Angebot im Auswanderersaal und die Veranstaltungen im Alten Wartesaal kümmert. &bdquo;Normalerweise hätten wir hier Anfang 2025 alles dicht gemacht, um den Umbau vorzubereiten“, sagt der Vorsitzende Egon Schewe. Durch die Verzögerung werde der Betrieb nun vorerst verlängert. Den Umständen kann Schewe durchaus etwas Positives abgewinnen. &bdquo;Dass wir das Programm erst einmal weiter laufen lassen können, ist ja nicht schlecht für die Bürgerinnen und Bürger“, sagt er. &bdquo;Und das Geld wird ja kommen, nur eben ein bisschen später.“ Auch die übrigen Beteiligten sind optimistisch, den Bahnhof schon bald in einem neuen Gewand nutzen zu können. Geplant ist unter anderem der Einzug der Stadtbücherei, die im Konzept des Dritten Ortes zu einer &bdquo;Open Library“, also zur offenen Bibliothek, werden soll. Deren stellvertretende Leiterin Meike Lohmeier bezeichnet das Vorhaben als &bdquo;einmalige Chance: Wir ziehen nicht nur um, sondern entwickeln uns auch weiter.“ Etwa durch eine Nutzungsmöglichkeit über die Öffnungszeiten hinaus und die Verknüpfung verschiedener Zweckmäßigkeiten. &bdquo;Das wird hier gleichermaßen ein Lernort, eine Leseecke, ein Familientreffpunkt und ein Co-Working-Space, gleichzeitig aber auch ein Veranstaltungsort, ein Kinosaal und eine Gastronomie. Oder einfach gesagt: Ein öffentliches Wohnzimmer für die Bürgerinnen und Bürger.“ Optimismus macht sich breit Schon jetzt, so betont Günter Willig vom Bahnhofsverein, werde das erarbeitete Angebot gut angenommen. &bdquo;Das Projekt ist aus der Bürgerschaft heraus entstanden und dort mittlerweile akzeptiert und fest verankert“, sagt der langjährige Vorsitzende. &bdquo;Jetzt können wir den nächsten Schritt gehen.“ Der liegt laut Bernd Poggemöller auch darin, den Bahnhof in ein florierendes Umfeld mitsamt geplanter Grünachse, Werreauenpark, Findeisenplatz und Einkaufsstraße zu integrieren. Für die Stadtentwicklung sei das immens wichtig. &bdquo;Hätten wir mit dem Bahnhof nichts gemacht, dann wäre das Gegenteil passiert“, ist er überzeugt: &bdquo;Dann hätte der Bahnhof das gesamte Umfeld nach unten gezogen.“ Insofern könne man mit ein wenig zusätzlicher Wartezeit auch gut leben. Zumal die ja auch an einer sorgältigen Kontrolle durch höhere Instanzen liegen, wie Irene Esser vom Vereinsvorstand betont. &bdquo;Da geht es schließlich um einen verantwortungsvollen Umgang mit Steuergeldern, das muss schon alles seine Richtigkeit haben.“

Meistgelesen