Künstler gehen beim Sommerfest der Kleinkunst auf der Aqua Magica auf Tuchfühlung

Bad Oeynhausen/Löhne. Das Paar am Ende der Allee des Weltklimas möchte unbedingt zum Südpol. Sein roter Rennwagen steht schon bereit, aber dann zerplatzt der Traum von der Antarktis bereits am Start. Die beiden rundlichen Musiker am trockenen Bach zieht es mit Gitarre und Bass schon seit 70 Jahren nach Acapulco. Angekommen sind die dort aber nie. Und Christoph Buchfink ist mit seiner rollenden Piratenkogge in der Nähe des Spielplatzes auf einer verzweifelten Suche nach dem großen, weiten Meer. Und trifft nur auf Piraten. Egal wovon sie träumen und wo sie hinwollen: Am Ende stranden sie alle auf der Aqua Magica zwischen den vielen Gauklern, Komödianten, Musikern und Kabarettisten, die sich beim 21. Sommfest der Kleinkunst über den Landschaftspark verteilen. Mit Bollerwagen, Kind und Kegel Fünf Stunden Programm auf acht Bühnen: Das hat Tradition und da ist jedes Mal für jeden Geschmack etwas dabei. Den geschätzten 800 Gästen, die mit Bollerwagen, Klappstuhl, Kind und Kegel in schlangenartigen Karawanen von Station zu Station unterwegs sind, bescheren die spektakulären und charmanten Auftritte jede Menge magischer Momente, denen der sonnige Abend auch noch gefällig in die Karten spielt. Beim Blick in die erheiterten Gesichter des Publikums ist auch Organisator Michael Scholz zufrieden, auch wenn er sich mehr Besucher gewünscht hätte. &bdquo;Aber an diesem Wochenende gibt es in der Stadt viele weitere Veranstaltungen“, räumt der Mitarbeiter der Aqua Magica GmbH ein. Verschwörung mit einem Baum Gleich die ganze Stadt abreißen - wobei unklar ist, ob Bad Oeynhausen oder Löhne gemeint ist - und auf der Fläche einen Überseecontainer aufstellen, möchte Schauspieler Peter Trabner. Als er das Vorhaben mit seinem Freund, dem Baum, bespricht, landet er schnurstracks in der Psychiatrie. Für einen, der im Dresdener Tatort als Pathologe Karriere gemacht hat, ist das schon ein starkes Stück. Hundert Meter weiter geht auf einer Wiese das Zauber-Duo, die Brüder von &bdquo;Jung Jung!“, auf Tuchfühlung mit dem Publikum und sammelt von den Gästen Geldscheine ein, die sie auf magische Weise in Spendenquittungen verwandeln und ihnen zurückgeben. Glanzpunkte setzen aber auch die beiden Clowns Jacques und Omelette, die mit ordentlich Trara in einem blechernen roten Sportwagen auf die Spielfläche geknattert kommen. Und das obwohl sie eigentlich zum Südpol wollten. Flirt mit dem Publikum Den Geschmack des Publikums treffen &bdquo;Digger & Dig“ auf ganz andere Art. Mit Gitarre und Bass erzählen sie von ihrem Engagement in Acapulco. Und fragen: &bdquo;Wie bitteschön geht´s dahin?“ Urkomisch ist, wie Komödiant Florian Flender ausnehmend schroff mit dem Publikum flirtet und sich dabei im Kabel seines Mikrofons verheddert. Oder Christoph Buchfink, ein Serientäter des Sommerfestes der Kleinkunst, der aus seiner Piratenkogge die ominösesten Figuren aufsteigen lässt. Ganz anders ist das auf der Naturbühne, wo Kabarettist Jens Jochimsen einen Gedankenaustausch mit dem Publikum in Gang setzt. Und dabei die Grenzen der Satire auslotet, als er sagt: &bdquo;Der Kapitalismus ist so eine Drecksau“ oder vorschlägt &bdquo;gemeinsam auf den Söder einzudreschen“. Ausklang mit Musik Jeder müsse für sich persönlich ausloten, wie weit er beim Populismus mitgehen wolle, meint der Kabarettist und Buchautor. Und gibt für diese Art von Demagogie ein schlagendes Beispiel aus Bayern: &bdquo;Ein Kreuz sollte dort in jedem Klassenzimmer hängen. Heute weiß man, dass ein Waschbecken sinnvoller gewesen wäre.“ Bis dann abschließend die Musik-Comedy-Gruppe &bdquo;Bidla Buh“ den Abend mit irrsinniger Spielfreude in Musikstücken vom &bdquo;Kleinen grünen Kaktus“ bis hin zu Mozarts Papageno ausklingen lässt - ein Abschluss mit einem wahren Feuerwerk aus Virtuosität und wie gemacht für ein Sommerfest der Kleinkunst.

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