Wilder Müll in Löhne an der A30: Warum die Tat trotz zwei Verdächtiger ungestraft bleibt

Löhne. Der Fall sorgte vor drei Jahren für Aufsehen. An mehreren Stellen in der Region hatten Unbekannte Altholz entsorgt, das mit großer Wahrscheinlichkeit vom Abriss eines Fachwerkhauses stammte. In Löhne, Bad Oeynhausen, Hüllhorst und Rinteln wurden sehr ähnliche Holzhaufen gefunden. Die Polizei ermittelte. Mit großer Wahrscheinlichkeit kennen Staatsanwaltschaft und Polizei auch den oder die Täter. Zu einer Gerichtsverhandlung mit einer möglichen Verurteilung kommt es dennoch nicht. Einer der Holzhaufen liegt noch immer in Löhne nah an der A30. Die NW hat nachgefragt, was aus dem Fall geworden ist. Die Holzhaufen wurden mit großer Wahrscheinlichkeit immer nachts entsorgt. Die Abladestellen lagen in Löhne und Bad Oeynhausen nah an der Autobahn. In Löhne fuhren der oder die Täter mit ihrem Lkw die kleine Straße &bdquo;Alt Schockemühle“ bis zum Ende. Diese mündet auf einen Feldweg. Zwei große Haufen wurden auf einer Wiese abgekippt. Dabei machte eine Zeugin Fotos mit ihrem Handy. Bei den Haufen handelte es sich um die größte Menge wilden Müll, die jemals im Stück in Löhne entsorgt wurde. In der Welt der Fernsehkrimis würde mit so einem Beweis jetzt alles ganz schnell gehen. Der Lkw konnte einem Unternehmer zugeordnet werden. Die Wahscheinlichkeit ist nach Einschätzung von Insidern groß, dass er ihn gefahren hat. Der Mann wurde als Beschuldigter geführt. Was aus Laiensicht nach einer sicheren Beweislage aussieht, gestaltet sich in der harten juristischen Realität schwieriger. Verfahren eingestellt Statt einer Verurteilung passierte das Gegenteil. &bdquo;Das Verfahren ist bereits im Oktober 2022 eingestellt worden“, beantwortet Staatsanwältin Claudia Bosse eine Anfrage der NW. Das Problem sei, dass es nicht gelungen ist, dem Beschuldigten die Tat nachzuweisen. Der Mann hatte ausgesagt, dass er zur Tatzeit im Urlaub gewesen sei. Diese Angaben habe man nicht widerlegen können. &bdquo;Auf den Fotos der Zeugin, die diese vom Lkw gemacht hat, waren weder Kennzeichen noch die Person des Fahrers zu erkennen“, so die Staatsanwältin. Die Ermittlungen ergaben, dass auch eine weitere Person Zugriff auf einen Lkw des Unternehmers hatte. An diesem Punkt ist der Fall aus juristischer Sicht erledigt: &bdquo;Selbst bei der Annahme, dass es sich bei dem Lkw um das Fahrzeug des Unternehmens handelte, wäre bei einer Hauptverhandlung vor Gericht davon auszugehen, dass die jeweils andere Person mit Zugriff auf den Lkw für die Entsorgung verantwortlich war“, sagt Bosse . Anhaltspunkte dafür, dass die Entsorgung des Mülls auf Veranlassung oder auch in Kenntnis der jeweils anderen Person erfolgte, hätten sich im Rahmen des Ermittlungsverfahrens nicht ergeben. Einer der beiden war es mit großer Wahrscheinlichkeit So steht wohl fest, dass einer der beiden Männer der Täter war, der hinterm Steuer des Lkw saß und den Müll entsorgt hat. Solange aber beide Männer zu den Vorwürfen schweigen und der eine den anderen nicht belastet, kommt der Täter ungeschoren davon. &bdquo;Das ist auch für uns ein sehr unbefriedigender Fall, aber wir können ja den Täter nicht auswürfeln“, sagt die Staatsanwältin. Roland Wieg, Abfallberater der Stadt Löhne, hat den Fall akribisch recherchiert. &bdquo;Das ist schon sehr enttäuschend, aber wohl leider nicht zu ändern“, sagt er. Die Stadt will jedoch nicht ganz aufgeben. &bdquo;Wir werden dem Unternehmer, auf den der Lkw zugelassen ist, die Kosten für die Entsorgung in Rechnung stellen“, kündigt Stadtsprecherin Ursula Nolting an. Die spannende Frage ist, wie der Mann darauf reagiert. Konsequent wäre, dass er diese Forderung ablehnt, weil er behauptet, dass er nicht am Steuer des Fahrzeugs gesessen habe. Die Entsorgung des wilden Mülls ist noch nicht abgeschlossen. Noch immer liegt einer der beiden Holzhaufen auf der Wiese neben der Autobahn. Und das seit rund drei Jahren. &bdquo;Wir hätten den zweiten Haufen auch gerne schon längst abfahren lassen. Das ist aber schwieriger als es aussieht“, sagt Roland Wieg. Erwischt von der Autobahn GmbH Als Mitarbeiter der Stadtwerke den ersten Haufen, nachdem er auf einen Lkw geladen wurde, abfuhren, wurden sie von der Autobahn GmbH erwischt. &bdquo;Die haben Stress gemacht, weil sich unter dem unbefestigten Weg, der zur Wiese führt, ein Kabelschacht befindet“, sagt Wieg. Es habe die Sorge bestanden, dass durch das Gewicht des beladenen Fahrzeugs das Kabel beschädigt werden könne. Man habe den Haufen dann etwas aus den Augen verloren, weil die Entsorgung deutlich komplizierter wird. &bdquo;Mit einem kleinen Pritschenwagen muss auf die Wiese gefahren werden. Auf den wird das Altholz gepackt. Auf einer Mulde, die dann auf die Straße gestellt wird, wird der Müll umgeladen“, beschreibt Wieg das Prozedere. In den nächsten Monaten wolle man den Haufen aber abtransportieren. &bdquo;Klar ist, dass der Müll nicht schadstoffhaltig ist“, betont Wieg. Und so werden bald Mitarbeiter der Stadtwerke viele Stunden mit der Entsorgung des Holzhaufens beschäftigt sein, dessen Verursacher mit großer Wahrscheinlichkeit bei der Stadt bekannt ist. Dafür belangen können sie ihn aber nicht. Dass er die Rechnung für die Entsorgung zahlt, ist auch eher unwahrscheinlich.

Meistgelesen