500 Löhner demonstrieren gegen Rechts und für Vielfalt

Löhne. Löhne steht auf gegen Rechtsextremismus. Rund 500 Löhnerinnen und Löhner demonstrieren am Freitag auf dem Findeisenplatz gegen die wachsende Bedrohung von Rechts. Für viele Demonstranten steht dafür die AfD. Auf der Bühne machen die Redner deutlich, was nach ihrer Überzeugung auf dem Spiel steht: Eine offene und demokratische Gesellschaft. Organisiert wird die Demonstration von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis. Bürgermeister Bernd Poggemöller freut sich, dass der Findeisenplatz gut gefüllt ist. &bdquo;Was für ein Anblick, das ist großartig“, sagt er. Er warnt davor, wie tief rechtes Denken in der Gesellschaft verankert ist. &bdquo;Rechte sind nicht nur die mit den Glatzen und den Springerstiefeln, sie treten hochseriös in Talkshows auf und wollen unsere Demokratie zerstören. Das dürfen wir nicht zulassen“, sagt er und bekommt viel Applaus dafür. Die Pläne der massenhaften Ausweisung von Menschen mit Migrationshintergrund sei das Signal für den Aufstand der Anständigen gewesen. Das sehen auch Felix Poggemeier und Anjani Dankert so. Sie haben ein Plakat mit der Aufschrifft: &bdquo;AfD is’ so 1933“ gebastelt. 1933 war das Jahr, als die Nazis an die Macht kamen. &bdquo;Vielen Menschen ist nicht bewusst, was es für ein Privileg ist, seine Meinung äußern zu dürfen. Wir müssen dafür kämpfen, dass wir das auch in Zukunft tun können. Und wir haben Freunde mit Migrationshintergrund. Es wäre schade, wenn die nicht mehr hier wären.“ Deutschland hat mich umarmt Einer von denen, die dann nicht mehr Deutschland wären, wäre Hameed Abdul. Der junge Mann ist vor dem Krieg aus Balutschistan geflohen und sagt auf der Bühne bewegende Sätze. &bdquo;In meiner Heimat hatte ich alles was ich brauchte, war selbstständig, erfolgreich. Aber ich konnte dort nicht bleiben.“ In Deutschland habe er Arbeit und Freunde gefunden. &bdquo;Danke Deuschland. Ihr habt mich umarmt und ein neues Leben geschenkt. Es kommt nicht darauf an, woher ein Mensch kommt, sondern darauf, dass er ein gutes Herz hat“, sagt er. Manfred Wippermann ist Geschäftsführer von Nolte-Küchen. &bdquo;Wir als Unternehmen in Deutschland sind klar gefordert, uns zum Thema Vielfalt zu positionieren. Das hätte eigentlich schon früher geschehen müssen“, sagt er. Nolte und die Tochter Express-Küchen beschäftigen in der Region 1.700 Mitarbeiter. &bdquo;Sie stammen aus 40 Ländern. 190 von ihnen haben einen Migrationshintergrund. Das sind mehr als zehn Prozent der Belegschaft. Ohne sie würden wir unsere Arbeit nicht schaffen.“ Eher mehr als weniger Migration Mit Blick auf die Zukunft des Wirtschaftsstandorts sei die Debatte um die Remigration Gift. &bdquo;Wir benötigen eher mehr Migration als weniger. Wir dürfen nicht zulassen, dass diese Stimmung die Überhand gewinnt.“ Mit Blick auf die deutsche Geschichte sagt er: &bdquo;Ich schäme mich dafür, dass wir einen neuen Antisemitismus erleben.“ Wegen der Verbrechen, die während der Nazi-Diktatur geschehen sind, ist auch Karin Prüßner gekommen. Sie hat ein Schild gebastelt. &bdquo;Nie wieder Massenmord an Juden, psychisch Erkrankten, politisch Verfolgten und anderen“, steht drauf. Sie hat persönliche Gründe, warum sie zur Demonstration gekommen ist. &bdquo;Die Schwester meines Großvaters war psychisch krank. Sie wurde von den Nazis in die Psychiatrie gesteckt und später in Hadamar umgebracht“, sagt sie. In der sogenannten &bdquo;Tötungsanstalt“ Hadamar wurden zwischen 1941 und 1945 etwa 14.500 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen ermordet. Die aktuelle Situation gehe ihr nicht nur wegen ihrer Familiengeschichte sehr nahe. &bdquo;Ich leide selber unter Depressionen. Die aktuelle Stimmung macht mir Angst“ sagt sie. Wahlen sind entscheidend Jürgen Birtsch vom &bdquo;Bündnis Gemeinsam für Vielfalt“ mahnt in seiner Rede, dass es nicht ausreiche, auf Demonstrationen zu gehen. &bdquo;Nicht Kundgebungen sind entscheidend, sondern Wahlen“, sagt er. Von Politik und Verwaltung erwartet er transparente Prozesse. &bdquo;Ihr seid das Schaufenster und die Werbeabteilung für die Demokratie.“ Pfarrerin und Hauptorganisatorin Linda Stucke-Trox freut sich über die vielen Löhnerinnen und Löhner, die demonstriert haben und zieht eine positive Bilanz. &bdquo;Die Teilnehmer waren so bunt wie das Bündnis“, sagt sie zufrieden.

Meistgelesen