Erster Spatenstich für die Löhner Lehrfabrik der Möbelindustrie

Löhne. Der Lkw stoppt, als er auf die Baustelle einbiegt. Zum ersten Spatenstich für die Lehrfabrik der Möbelindustrie ruhen die Bauarbeiten auf dem Gelände an der Schützenstraße für kurze Zeit. Vertreter aus Industrie und Verwaltung betonen in kurzen Statements die Bedeutung des "Leuchtturmprojekts" für die Möbelindustrie. Wenn die Landesregierung in bar zahlen würde, dann hätte Regierungspräsidentin Anna-Katharina Bölling den größten Koffer im Gepäck. Mit 21 Millionen Euro fördert die Landesregierung das Projekt. Auf der Fläche des ehemaligen Sportplatzes an der Schützenstraße sind bereits seit ein paar Wochen die Bagger aktiv und bereiten das Gelände für den eigentlichen Baustart vor. 18 verschiedene Berufsfelder Ab Spätsommer 2024 soll das Schulungszentrum auf einer Fläche von 3.800 Quadratmetern an den Start gehen. Im Erdgeschoss werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die eine Aus- oder Fortbildung machen, an hochmodernen Maschinen geschult. Das Obergeschoss wird Platz für die Räume bieten, in denen der theoretische Teil der Ausbildung stattfindet. Im Fokus steht, dem Engpass an Fachkräften vorzubeugen. Mit Beginn des Ausbildungsjahrs 2024/25 sollen Bildungsmodule für verschiedene Berufsfelder der Möbelindustrie angeboten werden. Jährlich werden sich rund 200 bis 250 Teilnehmer auf 18 verschiedene Berufsfelder und sechs Fortbildungsgänge aufteilen. "Die hochmodernen Maschinen und Technologien werden Lust auf Lernen wecken und ein herausragendes Bedienverständnis ermöglichen. Der gesamte Campus wird ein Magnet für die beteiligte Möbelindustrie, aber auch ihrer Technologiepartner werden", sagt Lehrfabrik-Geschäftsführer Markus Kamann. Kamann hat immer Druck gemacht "Das Land weiß um die Bedeutung der Möbelindustrie für den Kreis Herford. Jede dritte Küche, die in Europa hergestellt wird, kommt aus dem Kreis Herford. Meine neue Küche übrigens auch. Die wird in drei Wochen geliefert, darauf freue ich mich schon", sagt die Regierungspräsidentin. Es sei schön, zu sehen wie schnell nach der Übergabe des Förderbescheids im Dezember 2022 die Bauarbeiten begonnen hätten. "Ich freue mich schon darauf, zum Richtfest wiederzukommen." Landrat Jürgen Müller betont die Rolle von Markus Kamann. Er ist auch Geschäftsführer der Firma Zeis in Paderborn. Er setzt das Projekt mit seinem Unternehmen in Zusammenarbeit mit Verbänden und Unternehmen der Möbelindustrie um. "Ohne Markus Kamann stünden wir jetzt nicht hier. Der hat immer wieder Druck gemacht", sagt Müller. Idealer Standort Kamann hätte allerdings zunächst einen Standort möglichst an der Autobahn A2 favorisiert. "Ich habe immer für die Nähe zur A30 plädiert, weil hier das Herz der Möbelindustrie schlägt", sagt Müller. Zunächst habe man eine Fläche auf dem Gelände des August-Griese-Berufskolleg ins Auge gefasst. "Das Projekt wurde immer größer, nur das Gelände nicht", sagt Müller. Da habe ihm Löhnes Bürgermeister Bernd Poggemöller als Standort den alten Sportplatz vorgeschlagen. Der ist aus Müllers Sicht ideal. Nah an der A30 und am Bahnhof im Grenzbereich zum Kreis Minden-Lübbecke würde die Lehrfabrik genau an der richtigen Stellen stehen. "Ich freue mich schon darauf, wenn es losgeht und hier gezeigt wird, welche tollen Jobs es in der Möbelindustrie gibt." Das Projekt zieht Kreise Zahlreiche Unternehmen der Region beteiligen sich finanziell an der Lehrfabrik. Dazu gehört auch Rotpunkt-Küchen aus Bünde. Geschäftsführer Andreas Wagner betont, dass die Lehrfabrik schon jetzt überregionale Bedeutung habe. "Auf unserer Hausmesse bin ich darauf angesprochen worden. Ich bin überrascht, was das für Kreise zieht." Bürgermeister Bernd Poggemöller wirft einen Blick zurück. "Vor 130 Jahren wurde in Löhne die erste Möbelfabrik eröffnet. Die Möbelindustrie hat der Region Arbeit und Wohlstand gebracht. Jetzt bläst uns der Wind ins Gesicht. Aber auch diese Herausforderung werden wir bewältigen", ist er sich sicher. Mit der Lehrfabrik schlage man jetzt ein ganz neues Kapitel auf. "Dass die Wahl des Standorts auf Löhne fiel, ist in der Weltstadt der Küchen kein Zufall". Das Herz der Wirtschaft Dem Geschäftsführer geht es auch um das größere Bild. "Ziel ist, dass in der Region noch mehr verstanden wird, dass Möbelindustrie im Kreis Herford nicht der Appendix, sondern das Herz der Wirtschaft ist." Nach Fertigstellung des Neubaus könnte der nächste Schritt die konkrete Planung eines Boarding House für die Lehrgangsteilnehmer sein. Das Projekt haben die Möbelverbände unter Federführung des VHK Westfalen Lippe gemeinsam mit dem Dienstleistungspartner Zeus entwickelt. Im Juli 2021 wurde mit zahlreichen Kooperationspartnern aus der Möbelindustrie sowie den beteiligten Kommunen eine als Träger fungierende Genossenschaft, die Lehrfabrik Möbelindustrie eG, gegründet.

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