Lehrfabrik der Möbelindustrie in Löhne feierlich eröffnet

Löhne. Schalke 04 ist schon seit Jahren auf dem absteigenden Ast. In seinen großen Zeiten hat die Mannschaft auf dem Ascheplatz am Brückenhaus in Löhne vor 10.000 Zuschauern gegen den SV Löhne-Obernbeck gespielt. Dort, wo Jahrzehnte gebolzt wurde, sollen in Zukunft Aufstiegsgeschichten geschrieben werden. In der &bdquo;Lehrfabrik Möbelindustrie“, die am Dienstag eröffnet wurde, sollen Aus- und Fortbildung in der Branche auf eine neue Ebene gestellt werden. In der Maschinenhalle herrscht gute Stimmung unter den 150 Gästen. Die Vertreter der Genossenschaft, die die Lehrfabrik trägt, durchschneiden das symbolische Band, das vor eine Kantenmaschine gespannt war. &bdquo;Am Montag startet hier der erste Lehrgang“, sagt Lehrfabrik-Geschäftsführer Markus Kamann. Er hat das Projekt in den vergangenen Jahren nach vorne getrieben und musste zu Beginn auch Widerstände überwinden. &bdquo;Schön, dass wir jetzt starten.“ Für die Realisierung haben sich auch Unternehmen zusammengeschlossen, die in Möbelhäusern und Küchenstudios Konkurrenten sind. Mehrere Küchenmöbelhersteller aus der Region investieren so gemeinsam in eine bessere Aus- und Weiterbildung ihrer Fachkräfte. Im Haifischbecken der Möbelindustrie &bdquo;Mitten im Haifischbecken der Möbelindustrie sitzen alle friedlich zusammen“, sagt Andreas Wagner, Geschäftsführer von Rotpunkt-Küchen aus Bünde und Aufsichtsratsvorsitzender der Lehrfabrik. Er sei sehr stolz, dieses einzigartige Projekt zu realisieren. In der Lehrfabrik könne auch mit Vorurteilen aufgeräumt werden. Zu Unrecht führe die Möbelindustrie ein Schattendasein im Vergleich zu anderen Industriezweigen. &bdquo;Wir stehen schon lange nicht mehr knietief in den Spänen. Bei uns kommt Hightech zum Einsatz“, sagt Wagner. Beim Möbelbau werde schon seit vielen Jahren technisch komplex gearbeitet. Das wird zum Beispiel auch durch den Einsatz von Industrierobotern in der Lehrfabrik deutlich gemacht und mache die Branche im Kampf um die Fachkräfte attraktiver. Auf 3.700 Quadratmetern ist die vollständige Produktionskette der industriellen Möbelfertigung installiert. Vom Wareneingang mit modernster Lagertechnik bis zum Versand. Dazwischen findet sich die Möbelproduktion von zerlegten und produzierten Möbeln. Zur Ausstattung zählen unter anderem Sägemaschinen, computergesteuerte Bearbeitungsmaschinen zum Fräsen und Bohren von Holz sowie softwaregetriebene Produktionssteuerungs- und Planungssysteme. Für spezielle Schulungen wurden Robotik-, Elektronik-, Pneumatik- und Logistik-Labs eingerichtet. Die praktische Ausbildung zählt Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erleben durch das Konzept der Lehrfabrik einen hohen Bezug zur Praxis. &bdquo;Im Gegensatz zur Produktion in den Unternehmen können sie auch mal was ausprobieren“, sagt Wagner. Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie und Vorstand der Lehrfabrik, betont, wie groß die Herausforderungen rund um den Fachkräftemangel in Zukunft sein werden. Er spricht von ,,einer wegweisenden Initiative zur Sicherung von Fachkräften.“ 25 Millionen Euro kostet die Lehrfabrik. Bund und Land fördern das Projekt mit 22,5 Millionen Euro. &bdquo;Die Bezirksregierung Detmold hat diese Einrichtung mit Vorbildcharakter gerne mit einer Förderung unterstützt“, sagt Jens Kronsbein, zuständiger Abteilungsleiter bei der Bezirksregierung. Er überbringt Grüße von Regierungspräsidentin Anna-Katharina Bölling. Diese wäre gekommen, sei aber durch einen wichtigen Termin bei der Landesregierung Düsseldorf verhindert. In seinen Gesprächen mit Fachleuten aus anderen Teilen von NRW werde mit etwas Neid auf OWL geschaut. &bdquo;Das Projekt steht dafür, wie gut wir in OWL zusammen arbeiten“, sagt Kronsbein. Dass sich eine Genossenschaft als Träger für die Lehrfabrik gegründet habe, mache dieses besondere Klima zwischen den Akteuren in der Region deutlich. &bdquo;Es ist beispielhaft, wie sie das Thema Fachkräftemangel in die Hand nehmen“, sagt Kronsbein. Löhnes Bürgermeister Bernd Poggemöller verweist auf die gute wirtschaftliche Entwicklung der Region in den vergangenen Jahren. Er hofft, dass die Unternehmen ohne größere Probleme durch die gegenwärtige Krise kommen. Perspektivisch könne fehlendes Personal die Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Kreis Herford negativ beeinflussen. &bdquo;Das kann für Unternehmen eine Existenzbedrohung darstellen. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen jetzt nach und nach in den Ruhestand. Auf diese Herausforderung ist das Projekt Lehrfabrik eine konkrete Antwort.“

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