Aus der Traum vom Eigenheim? Experten schätzen die Lage in Löhne ein

Löhne. Ein Einfamilienhaus mit großem Grundstück aus den 80er Jahren steht auf einem Immobilienportal für rund 400.000 Euro zum Verkauf. Eine noch viel ältere, sanierungsbedürftige Immobilie für um die 200.000 Euro. "Bei einem Neubau mit 130 bis 140 Quadratmetern müssen Sie schon mit mindestens 450.000 bis 500.000 Euro rechnen", sagt Olaf Schweneker, der mit seinem gleichnamigen Immobilienunternehmen seit mehr als 30 Jahren in Löhne ansässig ist. Jetzt, wo Inflation, Energiekrise und mehr auf die Portemonnaies der Verbraucher drücken und nicht zuletzt auch die Zinsen wieder steigen, sinkt die Nachfrage nach dem klassischen Eigenheim. Nach jahrelangem Immobilienboom in der Niedrigzinszeit stagniert der Markt - allerdings auf hohem Niveau. Wieso fallen die Preise nicht? "Die können gar nicht fallen, weil die Baukosten weiter anziehen", erklärt Schweneker. "Ich würde gerne die Preise senken, aber das geht einfach nicht. Das wäre dann nicht mehr wirtschaftlich." Und die gestiegenen Zinsen haben nicht nur auf die Finanzierungspläne der Häuslebauer einen Einfluss. Auch die Investoren hielten sich mehr zurück. Insgesamt zu wenig Wohnraum "Die bekommen jetzt ja bei Kapitalanlagen wieder bessere Konditionen", sagt der Unternehmer. In Immobilien zu investieren sei nun darum vergleichsweise unattraktiv. Denn das komme eben mit bestimmten Haken und Ösen. Wer baut, müsse mit steigenden Kosten, Fachkräftemangel und vielen bürokratischen Hindernissen rechnen. Wer vermietet, muss sich außerdem um die Mieter kümmern. Das ganze führt in eine Zwickmühle: Es wird mehr Wohnraum benötigt, aber nur langsam gebaut. Die Mieten steigen weiter - auch die Kosten für energetische Sanierungen werden letztendlich zumindest zum Teil auch die Mieter tragen müssen, meint Schweneker. Die Konkurrenz um bezahlbaren Wohnraum ist groß. Und gleichzeitig wird es für immer mehr Menschen zunehmend schwieriger, die teure Miete gegen den Traum vom Eigenheim einzutauschen, sagt auch die Löhner Immobilienmaklerin Claudia Hermeier. Sie hat sich im vergangenen Jahr mit einem eigenen Büro in Mennighüffen selbstständig gemacht, ist aber schon seit mehr als 20 Jahren in der Branche tätig. "Durch das langsame Bautempo, knappe Ressourcen und den Fachkräftemangel in der Baubranche wird die Nachfrage nach Immobilien weiter höher als das Angebot bleiben", sagt sie. Gerade bei den Neubauten geht sie von weiter steigenden Preisen aus. "Bei älteren Immobilien hängt die Preisentwicklung vom Sanierungszustand ab", sagt die Maklerin, die für ihre Kunden auch eine Wertermittlung der Immobilie vornimmt. Druck zu energetischer Sanierung Hier spielt die neue Gesetzgebung mit eine wichtige Rolle. "Eine alte und nicht sanierte Immobilie auf den derzeit geforderten Zustand des neuen Gebäudeenergiegesetzes zu bringen, ist finanziell schon recht aufwendig", sagt Hermeier. Das käme dann zum Kaufpreis noch dazu. "Da ist man dann schnell bei ähnlichen Kosten wie für einen Neubau." Und: Da man sich mit diesen Sanierungen jetzt nicht mehr so lange Zeit lassen könne, kämen diese Kosten in viel kürzerer Zeit auf die Käufer zu. Zwar gebe es gerade in Sachen Heizung großzügige Fristen und umfangreiche Förderung, letztere müsse sich aber noch bewähren. Je nachdem, was sich in dieser Sache auch politisch noch tut, könne es sein, dass zumindest die Preise für sanierungsbedürftige Altbauten sinken. Die Gesamtinvestition sei aber dennoch nicht zu unterschätzen. "Wenn ich einen sehr hohen Sanierungsaufwand habe, muss ich schon sehr genau Kosten und Nutzen abwägen", sagt sie. Hausfinanzierung kann zum Fallstrick werden Sie rate den Käufern dazu, sich immer gut und lieber einmal mehr in Sachen Finanzierung beraten zu lassen und genau hinzuschauen. Immer wieder habe sie als Maklerin mit Kunden zu tun, die ihr Haus nicht verkaufen wollen sondern müssen - weil sie es nicht mehr bezahlen können. Oft stehe hier eine zu enge Kalkulation oder eine Scheidung dahinter. Und das eine resultiere nicht selten aus dem anderen. Eine enge finanzielle Situation belaste vor allem junge Familien stark. "Dann kann der Traum vom Eigenheim schnell zum Albtraum werden." Darum sei es besser, mit genug Luft zu kalkulieren, um auf Eventualitäten und besondere Situationen besser gefasst zu sein. "Wenn es zu eng ist, sollte man sich das lieber noch mal überlegen." So viel kostet das eigene Haus in Löhne Aber wer kann sich ein eigenes Haus in Löhne eigentlich noch leisten? Laut dem aktuellen Immobilienpreisspiegel von wohnungsboerse.net für das erste Halbjahr 2023 kosten die Immobilien in der Werrestadt durchschnittlich 2.533,69 Euro pro Quadratmeter. Das liegt demnach immerhin rund 1.000 Euro unter dem Schnitt im Land NRW und rund 2.000 Euro unter dem Bundesschnitt. Laut aktuellem Grundstücksmarktbericht für den Kreis Herford haben 2022 die Käufer für Neubauten im kreisweit durchschnittlich 515.000 Euro bezahlt. Bei Bestandsimmobilien sinken die durchschnittlichen Preise mit den Baujahren, angefangen bei 491.000 Euro ab Baujahr 2010 bis hin zu 222.000 Euro (Baujahr vor 1919). Wer kaufen will, sollte stets zumindest 10 Prozent der Gesamtkosten an Eigenkapital einbringen können, raten die Experten. Besser sei natürlich mehr. Der Zinssatz liege aktuell für die Immobilienfinanzierungen bei circa 3,5 bis 4 Prozent - je nach Beleihungswert und einer Zinsbindefrist für zehn Jahre, erklärt Claudia Hermeier. Aber was heißt das für die monatliche Belastung genau? Olaf Schweneker rechnet vor: "Bei einem Preis von 400.000 Euro kommen 1.500 Euro schnell raus." Geht man von der Daumenregel aus, das für das Wohnen nicht mehr als 30 Prozent des Nettoeinkommens ausgegeben werden sollten, müssten in diesem Fall dementsprechend 5.000 Euro Netto zur Verfügung stehen. Zum Vergleich: Das monatliche Durchschnittseinkommen lag laut dem Statistischen Landesamt NRW in Löhne zuletzt bei 3.328 Euro brutto.

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