Mobilität "Der Druck ist spürbar": Dieser Mann soll den Verkehr in Löhne neu gestalten

Löhne. Zur Arbeit fährt Mats Ottemeier mit der Bahn. Täglich. Von Bielefeld nach Löhne. Dort hat der 30-Jährige Anfang Dezember ein Büro im Rathaus bezogen, dritter Stock, Amt für Stadtentwicklung, Umwelt und Klimaschutz. Die Rahmenbedingungen passen also schon einmal: Ottemeier ist nicht weniger als der erste Mobilitätsmanager in der Geschichte der Werrestadt. Als solcher ist er insbesondere mit der ökologischen Umgestaltung des heimischen Verkehrssektors betraut. Die Erwartungen sind hoch - nicht nur an ihn, sondern auch von ihm selbst. Ruhig und fokussiert wirkt Ottemeier, wenn er über sein Wirken in und für Löhne spricht. Als habe er sich nie mit etwas anderem befasst, redet er über die Verkehrswende und die heimische Infrastruktur, über Buslinien und mögliche Fahrradstraßen, Klimaschutz und Treibhausgase. Und das obwohl sein Weg ursprünglich in eine andere Richtung zeigte. Neuland für beide Seiten Noch vor fünf Jahren verbrachte der heute 30-Jährige seine Zeit an der Uni Bielefeld. Zwar widmete er sich schon dort den Umweltwissenschaften, anschließend aber ging es zunächst in die freie Wirtschaft. Erst in die Projektentwicklung von Solar- und Windkraftanlagen, dann in die Umsetzung von Bike-Sharing. Stets ausgestattet mit einem hohen ökologischen Bewusstsein. Und genau das soll er jetzt also nach Löhne bringen. Insbesondere in den Verkehrssektor. Auf einem Posten, den es so noch nicht gegeben hat - und der dadurch sowohl für ihn, als auch die Stadt erst einmal Neuland bedeutet. Anmerken lässt sich Ottemeier davon indes nichts. Daten und Fakten über die Werrestadt nennt er wie selbstverständlich. Und schnell wird klar: Mats Ottemeier ist längst in Löhne angekommen und kennt seinen Wirkungsbereich ganz genau. Vorrangig, so sagt er, gehe es um die Reduzierung der Treibhausgase im Stadtverkehr. Und er lässt keine Zweifel daran, wie wichtig ihm dieses Ziel ist. "Der Ausstoß liegt hier deutlich höher, als im deutschen Durchschnitt", sagt Ottemeier. Während in Löhne etwa ein Drittel der klimaschädlichen Kohlendioxid-Emissionen im Verkehr entstünden, liege der Anteil bundesweit lediglich bei rund einem Fünftel. "Und genau da müssen wir auch hinkommen." Der erste, der sich kümmern darf Dass das eine Mammutaufgabe ist, ist Ottemeier durchaus bewusst. Gerade in einer Stadt, deren einst bedeutender Anschluss an das Schienennetz längst Geschichte ist und die heute von nur wenigen Radwegen, dafür von umso mehr Lkw- und Autoverkehr geprägt ist. Aber eben auch in einer Stadt, in der ein gewisses Umdenken schon erkennbar ist - und die sich mit ihm auf den Weg in eine andere Zukunft machen will. "Der Druck ist schon spürbar", sagt Ottemeier. "Aber für mich ist es ja auch eine Chance: Ich bin der Erste, der sich darum kümmern soll und darf." Denn einen Vorgänger, an dem sich der 30-Jährige orientieren könnte, gab es in Löhne nicht. Im besten Fall dürfte sein Wirken daher mindestens Maßstäbe setzen. Immerhin: Mit der Verabschiedung eines Mobilitätskonzeptes im Juni 2021 haben ihm die politischen Gremien zumindest eine Grundlage an die Hand gegeben. Die darin aufgeführten Maßnahmen reichen von einer Stärkung des ÖPNV, über eine Verbesserung der Fuß- und Radwege-Infrastruktur, bis hin zu einer "straßenraumverträglichen Lkw-Lenkung" und einem umweltbewussteren Parkraum für Pkw. "Vorplanungen", nennt Ottemeier diesen Katalog. "Aber bei der Umsetzung muss ich jetzt die Zügel in die Hand nehmen." Die sinnvollste Art der Mobilität Sein Ziel ist dabei klar gesetzt: Es müsse im Straßenverkehr ein besseres Nebeneinander der verschiedenen Fortbewegungsmittel geben. "Es bringt uns wenig, wenn zum Beispiel ein Radweg plötzlich irgendwo startet und genauso plötzlich irgendwo endet", sagt Ottemeier. Dadurch nämlich würden Radfahrer fast schon automatisch in ihre Bedeutung abgewertet. Dabei sei gerade das Rad die vermutlich sinnvollste Form der Mobilität: "Sie bringt einfach jedem etwas, ob gesundheitlich, klimatisch oder verkehrstechnisch." Deshalb brauche es in Löhne eine Netzstruktur, die ihren Namen auch verdiene. "Das gerade erst beschlossene Fahrradstraßenkonzept kann da schon enorm helfen", ist er überzeugt. "Auch dabei, vom Individualverkehr ein Stück weg zu kommen." In diesem Punkt liegt sein Fokus vor allem auf dem Bahnhofsvorplatz. Hier schwebt Ottemeier eine Mobilitätsstation vor, an der alle wichtigen Fortbewegungsmittel - ökologisch bewusst - miteinander verknüpft werden. "Car- und Bike-Sharing, ein Bus-Treffpunkt, Radstellplätze, Fahrradboxen, E-Ladesäulen...", zählt der Mobilitätsmanager auf. Natürlich auch die Bahn selbst. "Wir wollen sämtliche Mobilitätsangebote so einfach wie möglich gestalten und den direkten Umstieg von einem auf das andere ermöglichen. Denn wenn die Angebote nicht genutzt werden, dann bringen sie auch nichts." Ob das in Löhne funktionieren kann? Ja, sagt Ottemeier. Einiges sei schließlich bereits angestoßen worden, weiteres sollte schnell folgen. "Der Ist-Zustand zeigt, dass ein Umdenken eingesetzt hat - allerdings ist da noch reichlich Potenzial vorhanden." Im Team, so meint er, könne noch viel bewirkt werden. Dass die Stadt Löhne neben ihm als Mobilitätsmanager auch eine Klimaschutzmanager beschäftigt, bewertet Ottemeier dabei als gutes Signal. "Wir stehen im ständigen Austausch und gehen vieles gemeinsam an." Projektstelle für zwei Jahre Der Posten des Mobilitätsmanagers ist eine Förderstelle und zunächst auf zwei Jahre befristet. Finanziert wird sie zu 100 Prozent über ein Förderprogramm der "Zukunft - Umwelt - Gesellschaft GmbH". Dabei handelt es sich um eine Gesellschaft, die sich auf Themen rund um den Schutz von Umwelt, Natur und Klima spezialisiert hat und entsprechende Projekte im Auftrag der Bundesregierung entwickelt und betreut. Die Stadt Löhne hatte sich für eine Förderung der Stelle beworben und schließlich den Zuschlag erhalten. Voraussetzung für die Finanzierung ist, dass die getroffenen Maßnahmen im Löhner Mobilitätssektor regelmäßig nachgewiesen werden und am Ende ein Abschlussbericht folgt.

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