Cool oder ärgerlich? Immer mehr E-Scooter-Fahrer sind in Löhne unterwegs

Löhne. Sie flitzen zwischen Fußgängern auf Gehwegen, klingeln wütend, wenn man nicht schnell genug zur Seite springt, und sind oft in einem Tempo unterwegs, das mit Blick auf die jeweilige Verkehrssituation ziemlich waghalsig ist. &bdquo;E-Scooter sind zurzeit das größte Problem im Straßenverkehr, das wir in Löhne haben“, sagt Olaf Bokämper, Leiter des Verkehrsamts bei der Stadt. Auch die Polizei betrachtet die Entwicklung mit Sorge. &bdquo;Probleme mit E-Scooter-Fahrern gehören zu unseren Haupttätigkeitsfeldern“, sagt Polizeisprecher Uwe Maser. Die meist jungen Fahrer finden die Roller allerdings ziemlich cool. In den letzten Monaten hat nach Einschätzung der Stadt die Zahl der E-Scooter in Löhne erheblich zugenommen. Besonders beliebt sind die Flitzer bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. &bdquo;Es wirkt manchmal schon so, als würden mehr Schüler mit dem Scooter zur Schule fahren als mit dem Rad“, sagt Bokämper. &bdquo;Das wäre kein Wunder, einfache Scooter sind günstiger als gute Räder“, sagt Maser. &bdquo;Scooter sind cool“, sagt eine 16-Jährige, die sich vor einigen Monaten einen Scooter gekauft hat. An ihrer Schule und ihrem Umfeld seien die Flitzer sehr angesagt. &bdquo;Die sind in der Anschaffung nicht teuer und man kommt schnell und ohne Anstrengung voran“, sagt sie. Viele Scooter werden spitz gemacht Es gebe viele Gruppen von Jugendlichen, die sich mit ihren Rollern treffen. Beliebt seien der Marktkauf-Parkplatz und die angrenzende Außengastronomie des Marktes. Dort sieht man auch immer wieder einen beliebten Stunt. &bdquo;Viele Jungen fahren gerne ein paar Meter nur auf dem Hinterrad.“ Früher waren es die Mofas, die spitz gemacht wurden. Das bedeutet, dass sie technisch so manipuliert wurden, dass sie deutlich schneller als die erlaubten 25 Kilometer pro Stunde unterwegs waren. Bei den Scootern von heute ist das nicht anders. &bdquo;Fast jeder Junge fährt schneller als erlaubt. Bei den Mädchen ist das seltener“, sagt die Schülerin. Auch interessant: Gefahr auf dem E-Scooter: Forscher fordert Altersgrenze Das E-Scooter-Tuning sei ziemlich einfach. Da hat sie wahrscheinlich recht. Mit einer einfachen Google-Suche werden schnell entsprechende Seiten angezeigt. Dass es mit der Geschwindigkeit Probleme gibt, sagt auch Polizeisprecher Uwe Maser. Maximal 20 dürfen die Scooter fahren. &bdquo;Es kommt aber immer mal wieder zu Manipulationen, die Scooter schneller machen“, sagt Maser. Kleine Räder sorgen für große Probleme &bdquo;Wir beobachten immer wieder Fahrerinnen und Fahrer, die sehr rücksichtslos unterwegs sind“, sagt Olaf Bokämper von der Stadt. Und das in oft völliger Unkenntnis der wenigen Regeln, die es bisher gibt. &bdquo;Die sind überzeugt, dass sie auf dem Gehweg fahren dürfen, das stimmt aber nicht“, sagt Maser. Auch mit dem Alter sei das so eine Sache. &bdquo;Das Mindestalter liegt bei 14. Auch das wird bei vielen unterschritten“, sagt der Polizist. Die Schülerin geht im Gegensatz davon aus, dass den meisten Fahrerinnen und Fahrern bewusst ist, dass sie nicht auf dem Gehweg fahren dürfen. &bdquo;Viele machen das, weil sie sich sicherer fühlen. Bei stark befahrenen Straßen fahre ich auch lieber auf dem Gehweg“, räumt sie ein. Die Folgen sind nicht nur verärgerte Fußgänger, sondern auch immer mehr Unfälle. &bdquo;Wir sind mit der Unfallstatistik für 2025 beschäftigt. Auch wenn die Auswertung noch läuft, lässt sich jetzt schon sagen, dass die Zahl der Unfälle mit E-Scootern in diesem Jahr deutlich gestiegen ist“, sagt Maser. Zu den Unfällen würden die oft sehr kleinen Räder beitragen, die die Roller empfindlich für Schlaglöcher oder Kanten machen. Umstrittene Helmpflicht Die Zahlen, die vor wenigen Tagen vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht wurden, beziehen sich zwar auf Polizeistatistiken vom vergangenen Jahr. Aber auch 2024 gab es bereits eine besorgniserregende Entwicklung. Die Polizei in Deutschland registrierte im vergangenen Jahr knapp 12.000 Unfälle mit E-Scootern, bei denen Menschen zu Schaden kamen. Das waren etwa 27 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Mit Blick auf die Unfallzahlen sagt Maser: &bdquo;Ich plädiere für die Helmpflicht.“ Damit könnte sich die 16-Jährige nicht anfreunden. &bdquo;Helme sind nicht cool, das sollte jeder für sich selbst entscheiden.“ Auch interessant: Polizei im Kreis Herford beanstandet fast acht von zehn E-Scooter-Fahrern Die Bundesregierung verschärft als Reaktion auf die wachsenden Probleme die Regeln für die Nutzung von E-Scootern. So müssen beispielsweise neu zugelassene E-Scooter ab 2027 verpflichtend mit Blinkern ausgerüstet werden. Das soll zu mehr Verkehrssicherheit beitragen. Höhere Strafen für das Fahren auf Gehwegen E-Scooter werden oft auf Gehwegen oder in Fußgängerzonen rücksichtlos abgestellt, was zu Behinderungen führen kann. Deshalb hat die Bundesregierung auch hier nachgeschärft. Städte und Gemeinden bekommen nun mehr Befugnisse, sie können selbst Regelungen für das Abstellen von Miet-E-Rollern festlegen. Grundsätzlich können Fahrräder und E-Scooter weiterhin auf Gehwegen und in Fußgängerzonen geparkt werden, wenn dadurch andere nicht gefährdet oder behindert werden. Das Verwarnungsgeld für das Befahren von Gehwegen wird an das für den Radverkehr angeglichen – und dadurch für den Regelfall von 15 Euro auf 25 Euro erhöht. Ebenfalls erhöht werden soll das Verwarnungsgeld für das Fahren mit mehreren Personen von 5 Euro auf 25 Euro. Bokämper und Maser begrüßen die Verschärfung der Regeln. Offen ist, ob das ausreicht. &bdquo;Wir haben mit der Polizei diskutiert, was man tun kann. Wir müssen mit mehr Informationen dafür sorgen, dass die Nutzer ein Bewusstsein für die Regeln entwickeln“, sagt Bokämper. Dass es erst jetzt zu dieser Verschärfung kommt, zeigt nach Einschätzung von Bokämper ein grundsätzliches Problem. &bdquo;Man hat die Folgen bei der Einführung nicht durchdacht.“ 📱 News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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