Griese-Berufskolleg in Löhne: Neubau für 60 Millionen Euro

Löhne. Gut 50 Jahre nach Eröffnung des August-Griese-Berufskollegs sind die Tage des Gebäudes offenbar gezählt. Wie Landrat Jürgen Müller am Sonntag beim politischen Frühstück der SPD im Alten Wartesaal des Löhner Bahnhofs berichtete, konkretisieren sich die Pläne des Kreises Herford, den Betonbau an der Jahnstraße abzureißen und neu zu bauen. Auch der geplante Neubau der Löhner Polizeiwache war ein wichtiges Thema dieses Vormittags. "Aufgrund der PCB-Belastung des Gebäudes ist eine Sanierung nicht machbar", sagte Müller den 50 Frühstücksgästen des Löhner SPD-Stadtverbandes. Bereits 2002 - 30 Jahre nach der Eröffnung - wurde dort erstmals eine Belastung der Raumluft mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) festgestellt. 2018 wurden erneut erhöhte PCB-Werte gemessen. Grund für die erhöhten Werte waren die beim Bau der Schule verwendete Heizkörperfarbe sowie belastetes Material für Dichtungsfugen. Um den Unterrichtsbetrieb hier überhaupt noch aufrechterhalten zu können, setzt der Kreis über 200 Luftfilteranlagen in den Räumen ein. Außerdem ist regelmäßiges Lüften vorgeschrieben. Zu befürchten ist offenbar, dass im Laufe der Jahrzehnte die Giftstoffe in die Betonwände und Decken eingedrungen sind. "Wir werden neu bauen", kündigte Müller daher am Sonntag an. Das neue Berufskolleg könnte 2029 fertig sein Der Kreis habe inzwischen den Planauftrag an einen Generalplaner vergeben, erklärte der Landrat. Er hoffe, dass Mitte dieses Jahres der Kreistag den Baubeschluss fassen werde, sagte Müller. Der weitere Zeitplan sehe dann vor, den Bauauftrag an einen Generalunternehmer 2025 zu vergeben und 2026 mit dem Bau zu beginnen. Mit der Fertigstellung sei dann 2029 zu rechnen. Noch offen ist die Frage, wie der Schulbetrieb in dieser Bauphase organisiert werden kann. Derzeit besuchen rund 1.200 Schüler das Griese-Kolleg, an dem die Berufsfelder Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik, Informationstechnik und Maschinenbau unterrichtet werden. Denkbar sei, das Gebäude abschnittsweise abzureißen und neu zu bauen, sagte der Landrat auf Nachfrage der NW. Müller mochte aber auch einen Neubau neben dem jetzigen Gebäude nicht ausschließen. "Es ist aber noch nicht klar, ob auf dem Grundstück dafür auch ausreichend Platz wäre", sagte der Landrat. Auf 60 Millionen Euro werden beim Kreis derzeit die Kosten für den Neubau geschätzt. Wobei Müller nicht ausschließt, dass diese Summe am Ende auch noch höher ausfällt. "Wir haben dafür bislang aus den Pauschalen des Landes für den Schulbau 22,9 Millionen Euro zurückgelegt", so Müller. Der einräumte: "Das reicht noch nicht. Aber es ist ja auch noch ein bisschen Zeit." Klar ist aber auch, dass der Neubau mit einer erheblichen Schuldenlast für den Kreis verbunden sein dürfte. Das August-Griese-Berufskolleg sei bei seiner Eröffnung 1972 ein "absolutes Vorzeigeprojekt" gewesen. "Und als solches wollen wir es mit dem Neubau auch wieder gestalten", versprach der Landrat. Derzeit wird Standort für neue Polizeiwache gesucht Der in seinem Vortrag noch auf ein anderes für Löhne wichtiges Projekt einging: den geplanten Neubau der Polizeiwache. Zwar seien weder der Kreis Herford noch die Stadt Löhne Kriminalitätsschwerpunkte in NRW. Die seien eindeutig in den großen Ballungsräumen an Rhein und Ruhr angesiedelt, bestätigte der SPD-Landtagsabgeordnete Christian Obrock. So liege die Quote der Straftaten pro 100.000 Einwohner im Kreis deutlich unter dem Landesdurchschnitt. "In Löhne gab es 2022 gerade mal 18 Wohnungseinbrüche", berichtete Müller. Für Müller auch ein Zeichen dafür, dass die Polizei einen sehr guten Job gemacht habe. Dafür aber brauche es auch die notwendige Infrastruktur, zu der eben auch eine funktionsfähige Polizeiwache in Löhne gehöre, sagte Obrock. "Die Polizeiwache muss weg von der Waschstraße, und hinein ins Zentrum", sagte Müller in Anspielung auf den jetzigen Standort im Gewerbegebiet an der Oeynhausener Straße. Mit der Nachfrage eines Gastes "Wann kommt denn nun die neue Polizeiwache? Und wohin?", sah sich Löhnes Bürgermeister Bernd Poggemöller als direkt Angesprochener konfrontiert. Beides sei derzeit konkret noch nicht zu beantworten, räumte Poggemöller ein. Auf der Suche nach einem neuen Standort habe gerade das Ausschreibungsverfahren begonnen. "Grundstückseigentümer können sich melden", sagte der Bürgermeister. Voraussetzung: Der Standort muss in der Nähe des Stadtzentrums - also im groben Umfeld von Werretalhalle und Bahnhof - liegen. "Es gibt auch schon zwei, drei Interessenten", sagte Poggemöller. Der Mietvertrag für die Räume der jetzigen Polizeiwache laufe bis 2027. "Das wäre auch ein Zeitpunkt, zu dem wir uns die Eröffnung der neuen Wache vorstellen könnten", so der Bürgermeister. Thomas Kutschaty sagte Besuch kurzfristig ab "Das Land hat endlich die Finanzierung zugesagt", erklärte Christian Obrock. Der Landtagsabgeordnete war für den eigentlich eingeladenen Thomas Kutschaty eingesprungen. Kutschaty aber hatte am Donnerstag überraschend sein Amt als Landesvorsitzender der SPD in NRW niedergelegt und in der Folge dem Löhner Stadtverbandsvorsitzenden Egon Schewe mitgeteilt, dass er der Einladung in die Werrestadt am Sonntag nicht folgen werde. Wie es jetzt personell in der Landes-SPD weitergehe, könne er nicht sagen, erklärte Obrock. "Jetzt schlägt die Stunde der Gremien." Auf jeden Fall werde der für den 6. Mai angesetzte Landesparteitag der SPD verschoben. Zur Polizeiwache ergänzte Obrock: "Geld für den Neubau ist da. Wenn die Stadt Löhne nun noch ein Grundstück hat, dann wird es hier eine gute und tragfähige Lösung geben."

Meistgelesen