Warum es bei der Löhner Lehrfabrik auf die ersten drei Jahre ankommt

Löhne. Annemarie Schnieder hat in den nächsten Monaten eine spannende Aufgabe vor sich. Die Mitarbeiterin Nummer 2 der Lehrfabrik muss Bilder im Kopf ihrer Zuhörer von dem Projekt erzeugen, das bisher nur als Plan und in bunten Simulationen existiert. Sie ist dafür zuständig, das Leuchtturmprojekt der Möbelindustrie schon lange vor dem ersten Spatenstich bekannt zu machen. Jetzt stellte sie sich Bürgermeister Bernd Poggemöller und Baudezernent Ulrich Niemeyer im Rathaus vor. Mit 18,5 Millionen Euro fördert das Land NRW das Projekt, dessen Gesamtkosten auf rund 22 Millionen Euro beziffert werden. Getragen wird die Lehrfabrik von einer Genossenschaft an der zahlreiche Küchenmöbelproduzenten und andere Unternehmen beteiligt sind. "Wir wollen die Aus- und Fortbildung in der Möbelindustrie auf eine neue Stufe stellen", sagte Markus Kamann von der Firma Zeus, die das Projekt angeschoben hat, bei der Vorstellung der Idee. In dem Gebäude wird an hochmodernen Fertigungsstraßen praktisch geschult. Im oberen Stockwerk befinden sich Unterrichtssräume. "Bis zu 180 Schulungs- und Seminarteilnehmer können wir gleichzeitig betreuen", sagt Annemarie Schnieder. Städtebaulicher Glücksfall "Eine so hohe Förderung hat es für ein Projekt in der Stadt noch nie gegeben. Das ist ein großer Pluspunkt für die Löhne. Dafür haben wir uns gerne starkgemacht", sagt Bürgermeister Bernd Poggemöller. Dass die Stadt den ehemaligen Sportplatz an der Schützenstraße als Standort habe anbieten können, sei auch städtebaulich ein Glücksfall. Ursprünglich war der Plan der Stadt, auf der Fläche in Ein- und und Mehrfamilienhäusern Wohnraum zu schaffen. Aus Lärmschutzgründen war dieser Plan nicht umsetzbar. Auch die Ansiedlung von Gewerbe wäre problematisch gewesen. So bestand die Gefahr, dass sich ein großes Areal am Rand der Stadt zu einer Brache entwickelt hätte. "Der Standort ist für die Lehrfabrik wirklich ideal. Nah an der Stadt und nur ein Katzensprung zum Bahnhof", sagt Poggemöller. Der erste Spatenstich ist für August geplant. Mit der Eröffnung der Lehrfabrik, die eine Fläche von 3.300 Quadratmetern umfassen soll, wird etwa ein Jahr später gerechnet. Bis dahin haben die Mitarbeiter schon viel Arbeit. Annemarie Schnieder wurde von Markus Kamann als zweite Mitarbeiterin eingestellt. "Ab Februar werde ich in den Schulen der Region unterwegs sein und die Lehrfabrik so bekannt wie möglich machen", sagt sie. Ziel ist, Schülerinnen und Schülern, die vor der Frage stehen, wie es nach dem Abschluss der Schule weiter gehen soll, das besondere Konzept der trialen Ausbildung zu vermitteln. Als dritte Säule soll die Lehrfabrik fester Bestandteil der Ausbildung zum Beispiel von Holzmechanikern werden. "Der praktische Schwerpunkt mit modernster Technik ist eine perfekte Ergänzung zum Ausbildungsbetrieb und den Berufskollegs", sagt Annemarie Schnieder. Die ersten drei Jahre sind entscheidend Nach Eröffnung der Lehrfabrik sind die ersten drei Jahre sehr wichtig. "In dieser Zeit durchläuft ein Ausbildungsgang die Lehrfabrik. Wir werden dann sehen, wie unser Konzept angenommen wird", sagt sie. Im Gegensatz zu den Berufskollegs gibt es keine staatliche Förderung für den laufenden Betrieb. Finanziert wird das Projekt durch die Gebühren, die für die unterschiedlichen Aus- und Fortbildungsmodule erhoben werden. Für Mitgliedsunternehmen der Genossenschaft ist es günstiger als für andere Unternehmen. "Durch die Lehrfabrik steigern wir auch die Attraktivität der Region für Unternehmen und Mitarbeiter", sagt Baudezernent Ulrich Niemeyer. Der Kampf um die Fachkräfte werde in den nächsten Jahren noch zunehmen. "Wenn es gelingt, junge Menschen durch gute Konzepte wie das in der Lehrfabrik an die Region zu binden, dann wäre viel erreicht", sagt Niemeyer.

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