Schottergärten in der Kritik: Wie Löhne darauf reagieren will

Löhne. Seit langem schon sind Schottergärten in der Kritik. Gerade erst hat Kreisverband Herford des Naturschutzbund Deutschland (NABU) in Bünde beantragt, die Schottergarten-Besitzer ins Visier zu nehmen. Sie sollen aufgefordert werden, ihre Gärten zurückzubauen. Dort ist das Thema vertagt worden. Währenddessen ist genau das anderswo im Kreis schon geschehen. Die Stadt Herford hat schon etliche Gartenbesitzer angeschrieben und ihnen eine Frist von sechs Monaten gesetzt, ihre Gärten wieder zu begrünen. Andernfalls droht ein Ordnungsverfahren. Und wie geht Löhne mit dem Thema um? Das Problem ist auch in der Werrestadt nicht unbekannt. Seit rund anderthalb Jahren gibt es ein Pflanzgebot, das in jeden neu aufgestellten Bebauungsplan Einzug hält. Darin wird festgelegt, wie viel Grün auf den Flächen vorhanden sein muss. Wasserundurchlässige Sperrschichten sind unzulässig. Damit sind die klassischen Schottergärten bei Neubauten ohnehin tabu. Die Stadt Herford, die seit längerem gegen diese Gartenanlagen vorgeht, setzt bei ihren Bescheiden neben den Bebauungsplänen auch auf ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts in Hannover, das Schottergärten als bauliche Anlagen einstuft. Diese müssten eigentlich genehmigt werden, was jedoch eher selten geschieht. In diesem Fall könnten auch Gartenbesitzer zum Rückbau aufgefordert werden, wenn der Schottergarten schon älter ist. Und in Bünde wiederum hatte der NABU bei seinem Antrag auf die Bauordnung NRW verwiesen. Diese besage, dass nicht überbaute Flächen wasserdurchlässig, bepflanzt und begrünt sein müssten. Die versiegelten Flächen seien unzureichend oder gar nicht in der Lage, Regenwasser aufzunehmen und zu speichern. Dies trage besonders bei Starkregen zu Überschwemmungen bei. Informationen und Verbote Aus Sicht der Politiker im Bünder Umweltausschuss war der Antrag jedoch nicht optimal formuliert und lasse einige Fragen offen. Sie haben die Entscheidung darüber vorerst vertagt. Martin Schuster, der Ausschussvorsitzende, äußerte zudem gegenüber der NW Skepsis darüber, jede Form von Schottergärten gleich zu behandeln. Wenn etwa insektenfreundliche Stauden vorhanden seien. &bdquo;Da würden sich viele Grundstückseigentümer wehren und die Stadt Bünde würde reihenweise Prozesse verlieren“, befürchtete Schuster. Zudem sei auch die Landesbauordnung in ihrer Formulierung nicht eindeutig. Und die Stadt Löhne? Die beruft sich auf die Bebauungspläne. Alles, was vor der neuen Regelung Pflanzgebot entstanden ist, werde damit nicht angetastet, erklärt Stadtsprecherin Ursula Nolting. Die Stadt suche aber auch nicht gezielt nach Schottergärten. "Das fällt nur auf, wenn es Anzeigen gibt", sagt Nolting. Da sei aber die soziale Kontrolle in einer kleineren Stadt wie Löhne recht hoch. Außerdem setze die Stadt auf Aufklärung. Es gibt einen Flyer mit dem Titel "Grün statt Grau", der naturnahe Vorgärten bewirbt und Tipps für ausgewählte Bepflanzungen gibt. Aus Sicht des Löhners Karl Heinz Niehus vom Naturgarten-Netzwerk OWL ist eine reine Informationspolitik jedoch nicht mehr ausreichend. Er hat schon im Dezember ein Schreiben an die Löhner Ratsmitglieder verfasst, in dem er darum bittet, sich ein Beispiel an der Stadt Herford zu nehmen und dafür zu sorgen, dass die Stadt auch die hiesigen Schottergarten-Besitzer zum Rückbau auffordert. Ein ökologischer Albtraum Denn die oftmals als pflegeleicht empfundenen Gestaltungen sind aus Sicht von Umwelt- und Naturschützern ein ökologischer Albtraum: Sie bieten keinen Lebensraum für Insekten, versiegeln den Boden und tragen im Sommer dazu bei, dass sich die Städte noch mehr aufheizen. Niehus bezeichnet die Schottergärten als "handfeste, zugleich überflüssige Zerstörungsorte für lokale Insektensysteme und Klimabalancen". Auch wenn ein einziger Garten vielleicht nicht als ein großes Problem erscheint, die Flächen summieren sich. Zusammen mit ohnehin schon durch Gebäude und Straßen versiegelte Flächen mutierten Städte zu ökologischen und klimatischen Wüsten, so Niehus. Darum dürften "Niemandem-wehtun-Programme" nicht länger die Entscheidungsprozesse bestimmen, "wollen wir unsere Lebensgrundlagen, das Balancesystem von Biosphäre und Atmosphäre des Planeten, nicht für uns und zukünftige Generationen verschleudern", schreibt Niehus. Eine Antwort oder eine Reaktion auf sein Schreiben hat Niehus jedoch bislang nicht erhalten.

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