Löhne Nazi-Parolen im Supermarkt

Löhne/Bielefeld. &bdquo;Es ist eine Art von Gnadenakt heute. Wir dürfen uns hier nie wiedersehen. Dann können wir Ihnen auch nicht mehr helfen“, sagte Richterin Christiane Wilk zum Angeklagten. Das Bielefelder Landgericht hat einem Mann aus Löhne, wohl unter Zudrücken sämtlicher zur Verfügung stehender Augen, noch einmal eine allerletzte Bewährungschance eingeräumt. Der 36-jährige Arbeiter hatte im vergangenen Jahr im stark alkoholisierten Zustand Mitarbeiter des Marktkaufs fremdenfeindlich beleidigt und bedroht. Am 10. September 2021 hatte sich Fredi O. (Name geändert) gegen 22 Uhr mit 2,09 Promille im Blut im Marktkauf an der Albert-Schweitzer-Straße aufgehalten, um alkoholischen Nachschub für die Geburtstagsfeier eines Arbeitskollegen zu besorgen. An der Kasse gab er zunächst zu wenig Geld heraus. Nach entsprechendem Hinweis der Kassiererin kramte O. dann derart umständlich in seinem Kleingeld, dass ihm dieses zu Boden fiel. Auf die Bitte, den Markt zu verlassen, reagierte der Betrunkene ausfallend, sodass die Frau einen Sicherheitsbediensteten hinzurief. "Solche wie dich wollen wir hier nicht haben" Dieser forderte O. ebenfalls zum Gehen auf. Doch wollte der 36-Jährige vor der Tür partout auf die Kassierein warten, um die Sache zu klären. Nach entsprechend deutlicher Ansage des Sicherheitsdienstes wurde O. vollständig ausfallend. Er beleidigte sein Gegenüber als &bdquo;scheiß Türke“ und &bdquo;scheiß Araber“, solche &bdquo;wie dich wollen wir Deutschen hier nicht haben“, spuckte vor diesem aus, und gab an, gleich seine Kollegen zu holen, &bdquo;dann stechen wir euch alle ab“. Schließlich zeigte er noch den Hitlergruß und skandierte &bdquo;Sieg Heil“. Das Amtsgericht in Bad Oeynhausen verurteilte den wegen kleinerer Diebstahlsdelikte sowie wegen Beleidigung bereits vorbestraften O. am 21. Dezember des vergangenen Jahres wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Beleidigung sowie Bedrohung zu einer Gefängnisstrafe von sechs Monaten – ohne Bewährung. Letzteres lag insbesondere daran, dass sich der Vorfall im Marktkauf lediglich elf Tage nach Ablauf einer vorherigen Bewährungszeit ereignet hatte. Darüber hinaus mochte das Gericht aufgrund der offensichtlichen Alkoholproblematik des Löhners im Dezember keine günstige Sozialprognose stellen. Offenbar hatte dieses Urteil Schockwirkung. Das indiskutable Verhalten im Marktkauf hatte Fredi O. bereits in der erstinstanzlichen Verhandlung – soweit es sein alkoholgetrübtes Gedächtnis zuließ – eingeräumt. Auch in der Berufungsverhandlung vor dem Landgericht wollte er die Vorwürfe &bdquo;nicht abstreiten, wenngleich er keinerlei Erklärung“ für diese habe – wenn sie denn tatsächlich so gefallen sein sollten. &bdquo;Ich habe viele ausländische Freunde“ Dies gelte insbesondere für den Hitlergruß: &bdquo;Ich kann mir das eigentlich gar nicht vorstellen, weil ich viele ausländische Freunde habe. Ich habe da überhaupt keinen Bezug zu. Das tut mir auch voll leid und ist mir wirklich peinlich.“ &bdquo;Bei solchen Taten ist die Sympathie nicht auf Ihrer Seite“, sagte Richterin Wilk in der Urteilsbegründung zum Angeklagten. Allerdings – und dies rechnete ihm das Landgericht nun positiv an – hatte O. nach der Verhandlung in Bad Oeynhausen dringenden Handlungsbedarf gesehen. Er lebt seither bereits alkoholabstinent und hat sich erfolgreich um einen Therapieplatz gekümmert. Denn er wolle, so machte er vor Gericht deutlich, seinen Arbeitsplatz und seine Wohnung auf gar keinen Fall verlieren. Auch wolle er endlich den Führerschein machen: &bdquo;Auch das ist mit Alkohol ja eher schlecht.“ Die 14. kleine Strafkammer bestätigte schließlich das erstinstanzliche Urteil, setzte die darin verhängten sechs Monate Freiheitsstrafe jedoch noch einmal zur Bewährung aus. Das Gericht machte es O. zur Auflage, seine Suchttherapie zu Ende zu bringen sowie seinen Arbeitsplatz nicht vor Ablauf der Bewährungszeit eigenmächtig zu kündigen. &bdquo;Verletzten Sie nicht das Vertrauen, das wir in Sie setzen“, gab Richterin Wilk dem Löhner mit auf den Weg. Der Angeklagte, sein Verteidiger Christian Thüner und Staatsanwalt Benjamin Scheffler verzichteten auf Rechtsmittel. Das Urteil ist somit rechtskräftig.

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