Bielefelder Apotheker klaut Patientendaten - und fälscht Unterschriftenliste

Bielefeld. Schuldeinsicht und Reue habe sie bei dem Angeklagten nicht erkennen können, sagte die Vorsitzende Richterin Beate Hellermann in der Urteilsverkündung: Das Landgericht hat nun in einer Berufungsverhandlung ein erstinstanzliches Urteil gegen einen Apotheker aus Brackwede bestätigt. Das Amtsgericht hatte den 59-Jährigen im vergangenen Jahr wegen Urkundenfälschung zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten verurteilt. Gegen die Entscheidung vom April 2024 hatten sowohl der Angeklagte als auch die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel eingelegt, beide Berufungen hat die 22. Kleine Strafkammer des Landgerichts nun verworfen. Am 4. September 2017 hatte der Apotheker gemeinsam mit einem Mitstreiter beim Bezirksamt Brackwede mehrere Unterschriftenlisten für ein Bürgerbegehren gegen die damals noch in der Planung befindlichen Hochbahnsteige an der Hauptstraße eingereicht. Bielefelder Apotheker erschleicht Kundendaten Zahlreiche der darin aufgeführten Personen wussten gar nichts von dieser Liste - waren die Daten und Unterschriften eines Teils der Unterzeichner doch gar nicht von diesen in die Liste eingetragen worden. Vor Gericht: Apotheker aus Bielefeld soll Kundendaten missbraucht haben Vielmehr hatte der nun auch in zweiter Instanz verurteilte Apotheker den damaligen Freund einer seiner Töchter beauftragt, anhand von eingereichten Arztrezepten die Daten der Apothekenkunden in die Listen einzutragen. Lediglich die Unterschriftenzeile sollte der junge Mann nicht ausfüllen. Für diesen Dienst sollte der Student 20 Euro pro Stunde erhalten. Aufgrund des Umfangs der Aufgabe gab der damals 21 Jahre alte Mann einen Teil der Listen an seinen zwei Jahre älteren Bruder weiter. Dieser bearbeitete die Unterlagen jedoch ausgerechnet auf einer Zugfahrt von Berlin nach Bielefeld. Die Tätigkeit erregte den Verdacht eines Mitreisenden, der das Geschehen fotografierte und schließlich Anzeige bei der Polizei erstattete. Das Verfahren kam somit ins Rollen. Gericht verurteilt Bielefelder Apotheker wegen Urkundenfälschung Im April 2024 verurteilte ein Bielefelder Schöffengericht den Apotheker schließlich wegen Urkundenfälschung zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten. Darüber hinaus erlegte das Gericht dem Angeklagten eine Geldbuße von 30.000 Euro auf. Gegen dieses Urteil legte der 59-Jährige Berufung ein, sodass es zur erneuten Verhandlung, nunmehr vor dem Landgericht, kam. Hatte der Angeklagte vor dem Amtsgericht noch geschwiegen, so bestritt er in zweiter Instanz zumindest nicht die Herausgabe der Listen und Kundendaten - wenngleich er sie auch nicht offen einräumte. Von den gefälschten Unterschriften will er hingegen weder etwas gewusst haben noch dafür verantwortlich gewesen sein. Dieser Einlassung folgte das Gericht jedoch nicht. Ebenso wenig der Angabe, dass die vorbereiteten Unterschriftenlisten es den Kunden bei späteren Besuchen in der Apotheke hätten leichter machen sollen, ihre Unterschrift gegen die geplanten Hochbahnsteige zu leisten. Weder habe er wissen können, ob die dort aufgelisteten Kunden gegen die Bahnsteige gewesen seien, noch ob diese in absehbarer Zeit nochmals in der Apotheke vorstellig werden würden, sagte Richterin Hellermann in der Urteilsverkündung. Noch dazu seien die Namen in den den Listen nicht alphabetisch sortiert gewesen, sodass die Unterlagen es den Kunden eben gerade nicht leichter gemacht hätten: &bdquo;Das ist vollkommen lebensfremd.“ Darüber hinaus habe der Apotheker in der Verhandlung lediglich das eingeräumt, &bdquo;was schlechterdings nicht anders möglich war“, sagte Hellermann. Lesen Sie auch: Bielefelder Security-Mitarbeiter hilft Einbrechern: 66.000 Euro Schaden Bielefelder Bürgerbegehren nicht einmal zulässig Und das alles &bdquo;für ein Unterfangen, das von vornherein zum Scheitern verurteilt war“ – war das Bürgerbegehren doch noch nicht einmal zulässig, da über die geplanten Bauarbeiten in Form eines Planfeststellungsverfahrens befunden werden musste. Neben der nun abermals ausgeurteilten Strafe drohen dem Apotheker auch berufsständische Konsequenzen. Auf eine entsprechende Anfrage des Landgerichts hatte die zuständige Bezirksregierung geäußert, erst einmal den Ausgang des Strafverfahrens abwarten zu wollen. Das Urteil ist indes noch nicht rechtskräftig. Verteidiger Ingo Minoggio sagte im Anschluss an die Verhandlung, das Ergebnis &bdquo;erst einmal sacken lassen“ zu wollen. Er halte es aber für denkbar, gegen die Entscheidung des Landgerichts Rechtsmittel einzulegen. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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