Mülltonnenbrände verängstigen ein ganzes Viertel in Porta Westfalica

Porta Westfalica/Minden. Sie stellten Fotofallen auf, legten sich hinter verdunkelten Fenstern auf die Lauer, liehen sich Nachtsichtgeräte und unterhielten Chatgruppen – im September und Oktober 2022 sorgte eine Serie von Mülltonnenbränden für gehörigen Aufruhr und nicht zuletzt auch Angst unter den Anwohnern eines Viertels in Porta Westfalica. Verantwortlich für die Taten zeichnete ein 37-jähriger Mann aus Minden. Das Bielefelder Landgericht verurteilte ihn nun wegen versuchter Brandstiftung sowie Sachbeschädigung zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten. Es hätte schlimmer kommen können, deutlich schlimmer – und zwar sowohl für die betroffenen Anwohner als auch für den Angeklagten. Bereits am vorangegangenen Verhandlungstag hatte der 37-jährige Mindener vor der XXIV. Großen Strafkammer unter dem Vorsitz von Richterin Vanessa Becker eingeräumt, jeweils in den Abendstunden mehrere Mülltonnen am Heckenrosen- und Waldweg in Porta Westfalica angezündet zu haben. Glücklicherweise blieb es zumeist bei brennenden Mülltonnen. In einem Fall jedoch griffen die Flammen auf eine zwei Meter hohe, trockene Hecke über – die plötzlich ebenfalls lichterloh brannte. &bdquo;Das war dann nicht mehr witzig, sondern wies eine erhebliche Gefährlichkeit aus“, sagte Richterin Becker nun in der Urteilsverkündung. Brandstifter meldet sich bei der Polizei Darüber hinaus war die Kammer davon überzeugt, dass es ebenfalls Stephan O. war, der am 1. Oktober 2022 versucht hatte, einen im Waldweg abgestellten Seat in Brand zu setzen. Unter Zuhilfenahme eines Grillanzünders hatte O. abermals gezündelt: Der vordere linke Radkasten des Fahrzeugs wurde zerstört, Kabel im Motorraum schmolzen, bevor ein Nachbar die Flammen mit einem Feuerlöscher erstickte. Im Nachgang verhielt sich O. jedoch derart auffällig, dass die Polizei ihn als potenziellen Täter in den Fokus nahm. Stephan O. meldete sich damals bei den Ermittlern und berichtete, er habe einen Mann an dem Auto stehen sehen und Feuerzeuggeräusche gehört. Als er dem Unbekannten etwas zugerufen habe, sei dieser weggelaufen. Eine Personenbeschreibung vermochte der 37-Jährige der Polizei nicht zu liefern. Darüber hinaus wäre es unmöglich gewesen, vom angeblichen Standort des Angeklagten die Geräusche eines Feuerzeugs wahrzunehmen. Als sich in der Folge weitere Ungereimtheiten ergaben, hatte O. in der Summe &bdquo;mehr auf sich aufmerksam gemacht als geplant“, sagte Richterin Becker. Lesen Sie auch: Restmüll in Bad Oeynhausener Lagerhalle brennt Die Tatserie beendete Stephan O. jedoch aus eigenen Stücken. Als er wieder einmal eine Mülltonne angezündet hatte, ging er deren Besitzer bei den Löscharbeiten zur Hand. Doch hatte der Mann aufgrund des brennenden Plastiks derart viel Rauch eingeatmet, dass er einen Krankenwagen rufen musste – möglicherweise der entscheidende heilsame Schock für den Täter. Glücklicherweise kein Mensch verletzt Denn im Nachgang begab sich Stephan O. in eine Klinik. Dort schilderte er, dass er ein Problem habe. Wenn er großen Druck verspüre, habe er den Drang, sich durch Zündeln ein Ventil zu verschaffen. Und Druck verspüre er gerade: Stress im Studium, Stress mit der Freundin, Stress mit der Familie. Seither gab es in dem betroffenen Viertel keine weiteren entsprechenden Vorfälle mehr. Auch hatte es zur Überzeugung des Gerichts, anders als von O. zunächst insinuiert, wohl keinen weiteren Täter gegeben. Richterin Becker wies in der Urteilsbegründung auf die nicht nur monetären Schäden der Anwohner hin: Das Viertel sei in heller Aufregung gewesen, einige Anwohner hätten unter erheblichen Angstzuständen gelitten. Und letztlich sei es in einigen Fällen auch nur dem Zufall geschuldet gewesen, dass nichts Schlimmeres passiert sei. Dessen ungeachtet hielt die Kammer dem Angeklagten jedoch sein weitgehendes Geständnis sowie die glaubhafte Reue zugute. Darüber hinaus habe sich O. aus eigenen Stücken in Behandlung begeben und dort offen geschildert, &bdquo;dass er ein Problem habe“. Seither hat der bis dahin vollkommen unbescholtene Mann sein Leben wieder gut in den Griff bekommen. &bdquo;Machen Sie weiter so“, gab Becker dem Angeklagten mit auf den Weg. Die Kammer verurteilte O. schließlich zu einer Bewährungsstrafe von zehn Monaten und machte ihm zur Auflage, 900 Euro an die Landeskasse zu zahlen. Stephan O. und sein Verteidiger Thomas Röckemann nahmen das Urteil an.

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