Wie sich die Stadt auf Starkregen vorbereitet

Löhne. Große Regenmengen innerhalb von kurzer Zeit auf einer überschaubaren Fläche haben auch in Löhne in den vergangenen Jahren immer wieder Schäden angerichtet. An das Pfingsthochwasser 1997 können sich noch viele Menschen erinnern. "In den letzten 25 Jahren hatten wir allerdings noch stärkeres Hochwasser", sagt Ralf Isemann, Experte für Gewässer bei der Stadtverwaltung. Die Stadt müsse sich darauf einstellen, dass die Starkregenereignisse zunehmen werden. Schwer erwischt hatte es Mennighüffen auch im August 2014. Ein Platzregen richtete Schäden beim Gemüse auf den Feldern der Ulenburger Biogärtner an. In Mennighüffen und Obernbeck liefen zahlreiche Keller voll. Die Feuerwehr rückte zu mehr als 100 Einsätzen aus. Auch vor acht Jahren blieb der starke Regen auf einen eher kleinen Bereich der Stadt konzentriert. Während die Ulenburger Gärtner rund 100 Liter Wasser innerhalb von 24 Stunden gemessen haben, verzeichnete das wenige Kilometer entfernt liegende Klärwerk nur 60 Liter. Auf einen Teil von Gohfeld konzentrierte sich ein Platzregen im Juni 2021. Rund um den Meinertsweg hatte der Himmel seine Schleusen geöffnet. "Da ist ein 200.000 Quadratmeter großer Kartoffelacker in Bewegung geraten. Diese lokal konzentrierten Starkregenereignisse haben wir immer wieder", sagt Ralf Isemann. Eingeschossige Bungalows mit kleinem Garten sind kein Zukunftsmodell Die Städte müssen sich auf noch heftigeren Regen innerhalb von kurzer Zeit einstellen. Davon sind auch Bürgermeister Bernd Poggemöller und Baudezernent Ulrich Niemeyer überzeugt. Dass die Starkregenereignisse zunehmen ist eine Folge des Klimawandels. Und diese Folgen spitzen sich durch die Bebauung noch zu. "Die starke Versiegelung von Flächen reduziert die Möglichkeiten für das Wasser, im Boden zu versickern. Die Kanäle sind dann häufig überfordert, große Wassermengen in kurzer Zeit aufzunehmen", sagt Niemeyer. Die Konsequenz sind vollgelaufene Keller und überflutete Straßen. "Gegensteuern können wir, in dem wir die bebaute Fläche auf einem Grundstück von 40 auf 30 Prozent reduzieren", sagt er. Da seien eingeschossige Bungalows mit kleinem Garten eher kein Zukunftsmodell. "Im Verhältnis bedeutet das einen großen Flächenverbrauch für eher wenig Bewohner", sagt er. Bis die angepassten Bebauungspläne ihre Effekte entfalten, dauert es Jahre. Solange kann eine Stadt nicht warten. "Wir werden im Spätsommer unser Starkregenkonzept vorstellen", sagt Ralf Isemann. Teil des Konzepts ist eine Simulation von Regenereignissen. "Da geht jemand mit der Gießkanne über das Stadtgebiet und lässt es regnen. So können wir die Fließwege identifizieren." Es soll simuliert werden, wo es für ganze Siedlungen oder einzelne Häuser eng werden könnte. "Viele Problemzonen kennen wir. Es gibt aber auch Bereiche in der Stadt, wo wir mit den Auswirkungen von Starkregen so nicht gerechnet haben", sagt Bürgermeister Poggemöller. Kleine Veränderungen können vor großen Schäden schützen Aus diesem Konzept lassen sich für die Stadt und jeden einzelnen Hausbesitzer Handlungsanweisungen ableiten. "Auch Privatleute werden auf das Konzept zugreifen können und wissen dann, ob für ihr Haus eine Gefahr droht", sagt Poggemöller. Oft seien es kleine Veränderungen am Gebäude, die vor großen Schäden schützen können. "Da kann schon ein 20 Zentimeter hohes Brett an der Kellertreppe reichen, dass man bei Bedarf einsetzt", sagt Isemann. Sachschäden seien das Eine. "Es geht natürlich in erster Linie immer darum, dass wir keine Menschenleben zu beklagen haben", sagt Poggemöller. Wie schnell eine Situation lebensgefährlich werden kann, hätte das Hochwasser im Ahrtal im Sommer 2021 gezeigt. Nicht erst seit Erstellung des Konzepts kümmert sich die Stadt um den Hochwasserschutz. Vier große Hochwasser-Rückhaltebecken hat die Stadt bauen lassen. Am Holzbreder Weg, an der Bergkirchener Straße/ Ostscheider Bach, oberhalb der Bergstraße und am Haubach/ Bahnweg. "Die Becken schützen Siedlungsbereiche vor Überflutungen", sagt Isemann. Mehrfach sei zum Beispiel das Becken Bergkirchener Straße/ Ostscheider Bach schon gut gefüllt gewesen. "Das zeigt, wie wichtig es an dieser Stelle ist", sagt Isemann. Mit dem Weser-Werre-Else-Projekt wird den Bachläufen mehr Platz gegeben. Rund 70 Maßnahmen wurden bereits in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford abgewickelt. 100 Langzeitarbeitslosen wurde eine Perspektive gegeben. Sie haben die Bäche aus ihren engen Betten befreit, die oft aus Betonröhren bestanden. "Seitdem die Retentionsflächen vergrößert wurden und das Wasser mehr Platz hat, haben wir im Bereich der Bachläufe deutlich weniger Probleme."

Meistgelesen