Frontalunfall mit Lkw in Löhne: Autofahrer nach Nachtschicht übermüdet?

Löhne. Sekundenschlaf ist bei Berufskraftfahrern ein großes Thema. Nahezu jeder vierte Unfall auf Autobahnen ist nach Ansicht von Fachleuten darauf zurückzuführen. Als eine der Ursachen für den Sekundenschlaf während der Arbeitszeit am Steuer gelten Atemaussetzer beim Schlafen in der Ruhephase. Laut Polizei war auch bei einem schweren Verkehrsunfall in Löhne zwischen Lkw und Pkw Übermüdung die Ursache. Allerdings nicht war nicht der Berufskraftfahrer Unfallverursacher, sondern ein Familienvater aus Löhne in seinem VW-Passat. Der 37-jährige Löhner war auf dem Rückweg nach Hause zu Ehefrau und Kindern, darunter ein wenige Wochen alter Säugling. Der Vater hatte an diesem Montag, 10. Januar, die erste Nachtschicht der Woche in einem metallverarbeitenden Betrieb. 24 Kilometer beträgt der Arbeitsweg. Und er war an diesem Montagmorgen um 6.25 Uhr schon auf den letzten Metern seiner Heimfahrt, als er den Passat am Ratio-Kreisverkehr geradewegs in den Gegenverkehr steuerte und frontal gegen einen Lastwagen krachte. Glücklicherweise verursachte der Unfall vor allem Blechschaden. Allein beim Lkw in Höhe von rund 40.000 Euro. Die Staatsanwaltschaft Bielefeld wirft dem Familienvater vorsätzliche Straßenverkehrsgefährdung vor und hat ihm einen Strafbefehl mit einer Geldstrafe von 30 Tagessätzen zu 40 Euro (1.200 Euro) aufgebrummt. Den Führerschein muss er abgeben und darf neun Monate keinen neuen beantragen. Dagegen erhob er Einspruch, den Führerschein braucht er dringend. Unfallursache: Nebel statt Müdigkeit? Anders als die Staatsanwaltschaft das Unfallgeschehen darstelle, sei er an diesem Morgen nicht übermüdet von der Arbeit nach Hause gefahren, erklärte der Angeklagte. Er habe am Tag ausreichend geschlafen und zwei Stunden vor seiner Abfahrt zur Arbeit noch ein zweistündiges Nickerchen gemacht. "Das mache ich immer so", sagte er. Acht Jahre pendele er täglich dieselbe Strecke zur Arbeit. An diesem Morgen sei es aber sehr nebelig gewesen. Er habe noch geblinkt, da habe es aber schon gekracht. Der Polizist, der den Unfall aufgenommen hat, kann sich allerdings nicht an Nebel erinnern. "Es war dunkel und leicht glatt", sagt der Beamte. Die Sache mit dem Sekundenschlaf sei eine Zusammenfassung aller Zeugenaussagen gewesen. Ein Türkisch-Dolmetscher habe allerdings geholfen, die mögliche Unfallursache zu klären. Dieser Türkisch-Dolmetscher ist der Schwager des Angeklagten, den dieser herbeitelefonierte. Er behauptet, zwar mit dem Polizisten gesprochen, aber nicht gedolmetscht zu haben und will auch nicht über den angeblich übermüdeten Unfallfahrer gesprochen haben. "Aber wie kam der Sekundenschlaf in die Akte?", will der Richter wissen. Kurzes Gespräch mit dem Lkw-Fahrer Eine Erklärung lieferte der 55-jährige Lkw-Fahrer aus Osnabrück. Der Berufskraftfahrer konnte auf dem Weg zur A2 hinterm Ratio-Kreisverkehr dem Passat nicht mehr ausweichen. "Ich war froh, als sich die Tür öffnete und der Autofahrer ausgestiegen ist." Im kurzen Gespräch zwischen beiden, habe der Autofahrer aber erklärt, dass er von der Arbeit gekommen - und eingeschlafen sei. Verständigungsprobleme habe es dabei nicht gegeben. Der Richter unterbricht die Verhandlung an dieser Stelle und weist den Unfallfahrer darauf hin, dass aus seiner Sicht auch eine fahrlässige Straßenverkehrsgefährdung infrage käme. Dann würde die Strafe mit Blick auf den hohen Sachschaden aber deutlich höher ausfallen als im Strafbefehl der Staatsanwaltschaft. Und der Führerschein bleibe weg. Nach kurzer Bedenkzeit mit seiner Rechtsanwältin zieht der Familienvater seinen Einspruch zurück. Der Strafbefehl ist damit rechtskräftig. Die Führerscheinsperre allerdings beginnt erst mit dieser Entscheidung.

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