Löhne Ein Leuchtturmprojekt? Lehrfabrik will Energie klimaneutral erzeugen

Löhne. Die Lehrfabrik für die Möbelindustrie soll nicht nur für die Aus- und Fortbildung von Fachkräften neue Maßstäbe setzen. Auch das Gebäude selber könnte wegen seiner Energietechnik zum Leuchtturmprojekt in der Region werden. "Wir wollen in der Stromversorgung und bei der Beheizung des Gebäudes komplett unabhängig werden. Und das mit null Emissionen", sagt Markus Kamann von der Firma Zeus aus Paderborn. Das Unternehmen entwickelt das Projekt in Zusammenarbeit mit den Partnern aus der Möbelindustrie.Kamann will das erreichen, von dem deutsche Politiker mit Blick auf die Abhängigkeit von russischem Gas zurzeit nur träumen können. Der Zeus-Geschäftsführer setzt dabei auf einen der Energieträger der Zukunft: Auf Wasserstoff.Brennstoffzellen für die Energieversorgung Teil des Neubaus auf dem ehemaligen Sportplatz an der Schützenstraße wird ein Elektrolyseur sein. Die Anlage zerlegt mit Hilfe von Strom und einer chemischen Reaktion Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Den Strom, der für die Elektrolyse gebraucht wird, liefert die Solaranlage vom Dach der Lehrfabrik. Geplant ist dort mit einer Fläche von 2.400 Quadratmetern eine der größten Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) der Region. Das Wasser wird so weit wie möglich das Regenwasser sein, das auf dem Gelände des Neubaus in Zisternen gesammelt werden soll. "Mit einem Druck zwischen 400 und 500 Bar wird der Wasserstoff komprimiert und in einem Tank gespeichert. Verarbeitet wird der Wasserstoff in zwei Brennstoffzellen, eine für die Grundlast und eine für die Spitzenlast", erklärt Kamann. In Brennstoffzellen wird die Energie, die durch die chemische Reaktion entstanden ist, in elektrische Energie umgewandelt. Mit dieser Energie wird das Gebäude beheizt und mit Strom versorgt. "Das innovative Konzept rechnet sich" "Ziel soll sein, das Gebäude komplett autark und ohne CO2-Emissionen mit Energie zu versorgen". Durch die massiv gestiegenen Gaspreise rechne sich das innovative Konzept schon jetzt. "Je höher die Preise steigen, desto sinnvoller ist dieser Ansatz mit Blick auf die Kosten", sagt Kamann.Nach seiner Überzeugung kann das Energiekonzept der Lehrfabrik als Vorbild für viele Neubauten dienen. "Für Verwaltungsgebäude oder Schulen, den gesamten Dienstleistungsbereich, sehe ich große Chancen", sagt er. Je mehr Projekte dieser Art umgesetzt würden, desto kostengünstiger würden sie auch. Schwierig werde es für das produzierende Gewerbe. "Im mehrschichtigen Produktionsbetrieb ist der Energiebedarf ja deutlich höher." Der erste Spatenstich ist im Herbst geplant Auch wegen der innovativen Energieversorgung kommt es zu Verzögerungen beim Zeitplan. "Aktuell warten wir auf die Bewilligungen der Förderanträge", sagt Kamann. Ausgeschrieben wird das Projekt dann in drei Losen: Der Bau, die technische Gebäudeausstattung sowie der Produktionsbereich und die Innenausstattung. "Bis Ende Mai sollen die Ausschreibungen auf den Weg gebracht werden", sagt Kamann. Die Vergabe soll im Sommer erfolgen, ebenso wie die Stellung des Bauantrages. "Der erste Spatenstich ist im Herbst geplant. Eröffnen möchten wir im Herbst 2023." Die Möbelverbände haben gemeinsam mit Zeus das Konzept für die Lehrfabrik entwickelt. Im Juli 2021 wurde eine Genossenschaft gegründet, die der Träger des Bildungszentrums ist. Rund neun Millionen Euro kostet die Lehrfabrik, die auf dem ehemaligen Sportplatz am Brückenhaus gebaut werden soll. Auf zwei Etagen entsteht eine Nutzfläche von 2.800 Quadratmetern. Im Erdgeschoss geht es um die praktische Ausbildung an modernesten Maschinen. &bdquo;Dort werden wir zwei Produktionsstraßen für die Montage von Möbeln und für Mitnahmemöbel bauen“, sagt Kamann. Im ersten Stock befinden sich die Seminarräume. Die Kombination aus Theorie und Praxis ist in dieser Form für die Möbelindustrie einmalig. &bdquo;Wir wollen hier die Ausbildung zum Holzmechaniker auf eine neue Stufe stellen“, sagt Kamann. Nicht nur Holzmechaniker können dort ihre Ausbildung in Ergänzung zum Lehrbetrieb machen. Die Lehrfabrik soll auch für weitere Ausbildungsgänge und Fortbildungen genutzt werden.

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