SPD-Landesvorsitzende Sara Philipp auf Tour: Dialog und Austausch in Löhne

Löhne. Die Koalition zwischen SPD, Grünen und FDP ist gescheitert. Die SPD stellt Bundeskanzler Olaf Scholz als Kanzlerkandidat auf, obwohl er der unbeliebteste Kanzler ist, den es bisher gegeben hat. Natürlich geht es beim Redaktionsbesuch der SPD-Landesvorsitzenden Sarah Philipp, dem SPD-Bundestagsabgeordneten Stefan Schwartze und dem SPD-Landtagsabgeordneten Christian Obrok auch um andere Themen. Sarah Philipp war in Löhne unterwegs, um sich zwei besondere Projekte anzuschauen. Abends hat sie im Bahnhof mit Löhnerinnen und Löhnern darüber diskutiert, wie sich mehr bezahlbarer Wohnraum schaffen lässt. Die SPD-Politiker haben sich intensiv die neue Lehrfabrik für die Möbelindustrie vorstellen lassen. Dort soll die Aus- und Fortbildung von Fachkräften auf eine neue Stufe gestellt werden. Im Erdgeschoss gibt es einen hochmodernen Produktionsbereich. Im Obergeschoss befinden sich Schulungsräume und Labore. &bdquo;Was hier im Kreis Herford entstanden ist, das ist schon außergewöhnlich. Beeindruckend finde ich, dass hier auch Unternehmen dieses besondere Projekt mittragen, die in Konkurrenz zueinander stehen“, sagt Philipp. Getragen wird die Lehrfabrik von einer Genossenschaft. Mitglieder sind auch Küchenmöbelproduzenten wie Nolte, Bauformat oder Rotpunkt. Der Bundestagsabgeordnete Stefan Schwartze ergänzt: &bdquo;Für solche besonderen Formen von Zusammenarbeit stehen wir hier in der Region. Das zeigt auch das Netzwerk it’s OWL“, sagt Schwartze. Das Netzwerk ist eine Kooperation von mehr als 200 Unternehmen, Hochschulen, wissenschaftlichen Kompetenzzentren und wirtschaftsnahen Organisationen. Mehr Infos: Stefan Schwartze ist Bundestagskandidat im Kreis Herford Innovative Wohnlösungen für Löhne Die Gespräche mit den Experten aus der Möbelbranche in der Lehrfabrik war für Philipp auch vor dem Hintergrund des Bereichs interessant, der einer der Schwerpunkte ihrer politischen Arbeit ist. Die 41-Jährige ist als stellvertretende Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion für die Bereiche Bauen und Wohnen zuständig. Die Küchenmöbelindustrie macht besonders dann gute Geschäfte, wenn viel gebaut wird. Innovative Wohnlösungen ließen sich die Politiker bei der Firma Smart House an der Werster Straße vorstellen. Das Unternehmen stellt dort Wohn- und Büromodule her, die beliebig erweiterbar sind. Sie werden ab Werk auf Wunsch mit Bädern und Küchen ausgestattet. &bdquo;Mich hat das Konzept beeindruckt. Je nach Lebensphase kann man sein Smart House erweitern oder mit einem Modul weniger auskommen“, sagt die SPD-Landesvorsitzende. Die Duisburgerin spricht im Land mit vielen Betroffenen über fehlende Wohnungen. &bdquo;Das ist in NRW ein Top-Thema, das die Leute beschäftigt“, sagt sie. Eine ganz entscheidende Frage sei, wie man bezahlbaren Wohnraum schaffen könne. &bdquo;Menschen mit nicht so hohen Einkommen werden zunehmend ausgeschlossen“, sagt Philipp. Lesen Sie auch: Christian Obrok fährt aus Frust acht Stunden mit dem Rad nach Düsseldorf Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Christian Obrok (@christianobrok) Vorwürfe an die Landesregierung Der Landesregierung wirft sie beim Thema Wohnungsbau schwere Versäumnisse vor. &bdquo;Das Land könnte deutlich mehr tun.“ Sie fordert die Gründung einer landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft. Wenn das Land so wieder in den Wohnungsbau einsteige, sei das gut für die Menschen, weil die Mieten in landeseigenen Wohnungen nicht so hoch wären. &bdquo;Auf Strecke entstehen dann auch Vermögenswerte für das Land“, sagt Philipp. Sie räumt ein, dass auch die Bundesregierung weit hinter ihrem Versprechen geblieben ist, dafür zu sorgen, dass pro Jahr 400.000 Wohnungen neu gebaut werden. &bdquo;Als das beschlossen wurde, da hatten wir noch andere Zeiten, das war vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine“, sagt die SPD-Landesvorsitzende. Die Bundesregierung ist in Teilen noch im Amt. Allerdings sind alle Parteien im Wahlkampfmodus. In der SPD hielt sich die Begeisterung in Grenzen, den laut aktuellen Umfragen sehr unbeliebten Bundeskanzler Olaf Scholz wieder als Kanzlerkandidat zu nominieren. Erst als Verteidigungsminister Boris Pistorius, der deutlich beliebter ist, eine Kandidatur ausschloss, endete die Diskussion. Interview mit Sarah Philipp: Kümmert sich die SPD zu wenig um die arbeitende Mitte? SPD will über Inhalte sprechen &bdquo;Das ist nicht gut gelaufen. Jetzt ist die Diskussion aber beendet und wir werden dafür kämpfen, dass Olaf Scholz Kanzler bleibt“, sagt Stefan Schwartze. Jetzt komme es darauf, an wie die SPD mit der aktuellen Situation umgehe. Wichtige Fragen müssten in den Wochen des Wahlkampfs geklärt werden. &bdquo;Möchte die Mehrheit wirklich Friedrich Merz in einer so herausforderenden Zeit als Kanzler haben, einen Mann völlig ohne Regierungserfahrung?“, fragt Schwartze. Auch mit Blick auf die aktuelle Situation der FDP hat der Bundestagsabgeordnete große Zweifel. &bdquo;Die Lindner-FDP ist kein verlässlicher Partner und in Krisenzeiten keine Option.“ Entscheidend sei, dass im Wahlkampf deutlich werde, wofür die SPD stehe. &bdquo;Die Frage ist, ob die SPD es schafft, über Inhalte zu sprechen. Wenn uns das gelingt, dann können wir auch ein gutes Wahlergebnis erreichen. Wir haben grundsätzlich andere Positionen bei der Rente oder auch bei der Schuldenbremse“, sagt der Landtagsabgeordnete Christian Obrok. Das sieht auch Sarah Philipp so. &bdquo;Ich komme aus Duisburg. Dort erleben wir gerade, was bei Thyssen-Krupp los ist. Wir kämpfen dort um jeden Arbeitsplatz. Die CDU wird die Arbeitsplätze und den Sozialstaat nicht verteidigen.“

Meistgelesen