Nach der Wahl: Wenn Löhne im Saarland wäre, gäbe es dann besseren ÖPNV?

Löhne. Die SPD hat im Saarland gerade ein Wahlergebnis erreicht, das die Partei anderswo in den vergangenen Jahren eher selten feiern konnte. Wobei Löhne als "gallisches Dorf der Sozialdemokratie" da schon immer eine gewisse Sonderstellung innehatte. Dass die Sozialdemokraten im Saarland so gut abgeschnitten haben, führen viele Beobachter auf die Spitzenkandidatin, Anke Rehlinger, zurück. Aber auch das Wahlprogramm hat es in sich, etwa in Sachen Mobilität. Könnte davon etwas in der Werrestadt umgesetzt werden? Rund zwei Seiten lang ist der Abschnitt zum Thema Verkehr im Wahlprogramm der Saarland-SPD. Einen relativ großen Teil nimmt dabei der Öffentliche Personen-Nahverkehr (ÖPNV) ein. Der soll zu einer "echten Alternative" zum Pkw werden. Damit das klappt, sollen Busse und Bahnen enger getaktet fahren, sogenannte "Plusbusse" auch in Zeiten eher schwacher Nachfrage für eine sichere Anbindung sorgen und Express-Linien sollen Pendlern den Umstieg erleichtern. Ein Ticket für 365 Euro soll jungen Leuten das Bus- und Bahnfahren schmackhaft machen. Das Regionalbahn-Netz soll zu einem S-Bahn-Netz ausgebaut werden. Das gescheiterte Löhner Kleeblatt In Löhne ist gerade ein Konzept gescheitert, das eine ähnliche Zielsetzung hatte wie dort beschrieben. Das sogenannte Löhner Kleeblatt. Dieses sollte - so der Plan - die Stadtteile besser anbinden und die Attraktivität des ÖPNV erhöhen. Bislang ist Löhne von einem attraktiven Nahverkehrsangebot jedoch weit entfernt. Von halbwegs akzeptablen Verbindungen profitieren nur die Menschen, die nah an den zentralen Verkehrsachsen wohnen. Die eine verläuft auf der Lübbecker Straße, die andere auf der Bünder Straße, Löhner Straße, Oeynhausener Straße. Wer weiter außerhalb wohnt, muss lange auf einen Bus warten. Das Kleeblatt sollte das eigentlich ändern. Ausgedacht haben sich dieses Konzept die Planer Rainer Dargel und Gerhard Becher. In den vier Teilen des Löhner Kleeblatts sollten Transporter mit zehn bis 15 Sitzplätzen unterwegs sein. Der Plan war, eine Fahrt innerhalb von 60 Minuten spontan zu buchen. Über eine App oder auch telefonisch hätten Fahrgäste den Kleinbus rufen können, der dann ziemlich nah an die Haustür gefahren wäre. Langfristig sollte es nur zwei Hauptlinien in Löhne geben, der Rest sollte über dieses System bedient werden. Dafür wären die Transporter aber von 6 bis 24 Uhr gefahren und hätten sich an die Takte der Züge angepasst. Konzept liegt auf Eis Doch der Förderantrag der Stadt für das Konzept wurde abgelehnt, liegt also erst einmal auf Eis. Die Stadt, die so schon jährlich mehr als 440.000 Euro für den ÖPNV bezahlt, kann alleine die Investition nicht stemmen. Nun will sie versuchen, zumindest einige Elemente des Plans umzusetzen. "Denkbar wäre, die Mobilitätsstationen zu bauen und das Demand-Angebot in einem Teilbereich zu testen", sagte Dezernent Ulrich Niemeyer im März zur NW. Immerhin: Ein Ticket für 1 Euro pro Tag gibt es schon in Löhne. Seit August 2020 können die Löhner mit dem Klimaticket Bus fahren. Im Abo gibt es das für 29 Euro pro Monat, als Monatsticket für 37 Euro. Das gilt jedoch nur auf dem Stadtgebiet. Ähnliche Tickets können auch in anderen Städten der Region erworben werden, darunter Herford oder Minden. In Sachen Nahverkehr auf der Schiene ist hingegen abzuwarten, wie und wo die ICE-Trasse für den Deutschlandtakt letztendlich verlaufen wird. Zumindest der Löhner Bahn-Experte Martin Lorenz verspricht sich vom Deutschlandtakt auch neue Möglichkeiten im Regionalverkehr. "Eine S-Bahn-Linie kann auf den Gütergleisen verkehren. Die passt mit ihrer Geschwindigkeit problemlos in den Zeitkorridor, den die Güterzüge vorgeben. Sie könnte zwischen Minden und Gütersloh pendeln." Entsprechende Planungen seien auf dem Weg. "Das würde auch ganz neue Haltepunkte ermöglichen. Zum Beispiel in Löhne-Ort, Gohfeld oder Rehme. Alles Orte, die dicht besiedelt sind. Damit würde man die Bahn wieder ein Stück weit konkurrenzfähiger gegenüber dem Auto machen." Attraktiver Radverkehr Aber nicht nur der ÖPNV auch der Radverkehr spielt eine große Rolle im Wahlprogramm der saarländischen SPD. Ein Radschnellweg in der Landeshauptstadt Saarbrücken wird dabei als Leuchtturmprojekt anvisiert. Wie schwierig sich die Planungen für ein solches Projekt gestalten können, erleben die Löhner bereits seit vielen Jahren. Der nächste Fallstrick droht dabei gerade erst wieder: Wird die Ringstraße zur Einbahnstraße, um den Radschnellweg zu ermöglichen, würde der Verkehr nach Bad Oeynhausen ausweichen. Davon ist die Nachbarstadt natürlich nicht gerade begeistert. Auch das Thema Fahrradstellplätze - ebenfalls ein Punkt im Wahlprogramm - ist in Löhne schon mehrfach diskutiert worden. An vielen Stellen - etwa in der Innenstadt - finden Löhner leichter einen Parkplatz für den Pkw als einen Stellplatz fürs Rad. Hier hat sich zumindest teilweise schon etwas getan, anderes ist in Planung. Ende des vergangenen Jahres sind gegenüber des Bahnhofs Fahrradboxen aufgestellt worden, in denen auch E-Bikes und Pedelecs geladen werden können. Und aktuell plant die Stadt an mehreren Stellen neue Abstellanlagen. Insgesamt sechs sollen entstehen mit mehr als 660 Stellplätzen für Zweiräder.

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